15 jähriges Jubiläums von Let's start with ABC
Wie wirklich alles begann 2006....(Teil 4)

Es war wieder einer der Tage angebrochen, an denen es sich lohnen würde aufzustehen, wie es sich eigentlich immer lohnt morgens das Bett zu verlassen. Aber heute sollte ein besonderer Tag sein, war doch der Tag gekommen, in der Schule nachzusehen in wie weit die Lehrerinnen das gesamte Schulmaterial auf die Schulklassen an unsere Kinder verteilt hatten. Nach dem Frühstück gingen wir in Richtung der Schule, kein Kinderlärm zu hören, der Schulhof war verwaist, bis auf 3 oder 4 Kinder die wohl offensichtlich der Klasse verwiesen wurden um sich auszutoben. Im Lehrerzimmer angekommen wurden wir wieder von Lehrerinnen empfangen die sich in den "Freistunden" auf den nächsten Unterricht vorbereiteten. Man bot uns kalte Getränke an und überschüttete uns sogleich mit Lobgesängen, wie toll unsere Aktion doch sei, dankbar, stolz und überhaupt.....noch immer nicht wissend ob es auch nachhaltige Hilfe in der Zukunft geben würde.
Nun führte man uns in die Klassenzimmer, wobei mir hier besonders auffiel, jedes Kind, also wirklich alle Kinder hatten auf ihren Schulbänken aufgeklappte Schreibhefte vor sich liegen und entsprechend auch Schreibstifte zur Hand. Wir wurden aufgefordert den Klassenraum zu betreten, um uns dann von den Kindern ein wohl einstudiertes freundliches "Good morning Sir Nolbelt" entgegen schmettern zu lassen. Wenn ich daran heute noch denke, legt sich mir eine gepflegte Gänsehaut in den Nacken. Um den Unterrichtsablauf nicht weiter zu stören, wurden wir von Schulklasse zu Schulklasse weiter geleitet. In jedem Klassenverband gab es diese Begrüßungszeremonie. Ich glaube es war in Grade III, wo uns ein Lied der Kinder zum Besten gegeben wurde. Die Kinder wurden hier von der Lehrerin gebeten, doch einmal die Sachen hoch zu halten die sie von uns bekommen hatten....ein wirklich ergreifendes Bild, wie sich die kurzen Arme, mit den kleinen Händen in die Höhe streckten um uns  ihre Hefte, Stifte zu präsentieren. Diese Aktion war also gelungen. Nach unserem Rundgang wurden wir ins Lehrerzimmer gebeten, hier hatte man, wer auch immer, ein kleines Mittagsmahl hergerichtet. Peinlich berührt, aber sehr dankbar für diese Geste haben wir das Angebot gerne angenommen. Hier hatten Lehrkräfte aus eigenen privaten Mitteln, Getränke, Reis, Fisch und Gemüse zu einem sehr schmackhaften philippinischen Gericht zubereitet. Zwischenzeitlich war der Unterricht an der Schule beendet, die bis dahin noch fehlenden Lehrkräfte setzten sich zu uns und wir aßen gemeinsam, unterhielten uns und hatten einfach noch einen schönen Nachmittag.
Einige Kinder liessen es sich nicht nehmen, bevor sie den Heimweg antraten, noch einmal einen neugierigen Blick ins Lehrerzimmer, insbesondere aber auf die "Langnase" zu werfen.
An diesem Tag war für mich klar, es sollte meine Lebensaufgabe werden, alles in meiner Macht stehende zu tun, um philippinischen Kindern eine reelle Chance auf eine bessere Zukunft zumindest zu ermöglichen. Dazu benötigt man natürlich Mitstreiter, hier galt es jetzt aktiv zu werden.
Diese Aktion, sowohl diese logistische Herausforderung, die Vorbereitungen und Ausführung dieser 1. Hilfsmassnahme blieben im Dorf natürlich nicht unbemerkt. Alleine die Eltern unserer Schulkinder, der Barangay Captain von Bolong Mr. Antonio Evangelista (Ortsvorsteher) bestärkten mich, wirklich an der "Sache" dran zu bleiben.
Nach diesem sehr erfolgreiche Tag gab es Grund genug, sich wieder an den Strand in eines dieser gemütlichen Cottages zu setzen, aufs Meer hinauszuschauen und mit der Familie meiner Lebensgefährtin, insbesondere den Brüdern, Roger, Joselitto, Victor und Gilbert die eine oder andere Flasche San Miguel zu trinken.
Noch am Abend diesen Tages sendete der Pastor der Gemeinde Bolong einen "Boten" und lud mich schriftlich für den nächsten Tag in seine Pfarrei ein. Meine Lebensgefährtin ahnte sofort um was es bei diesem Gespräch gehen sollte. Sie sollte Recht behalten.
Pfarrer Mr. Pimentel, hatte natürlich "Wind bekommen" von unserer großartigen Hilfsaktion, er beglückwünschte mich dazu, lud mich für den nächsten Sonntag zum Gottesdienst in seine Kirche ein, verbunden mit dem Wunsch, ihm doch etwas Geld für einen Eimer weiße Wandfarbe zu spenden. Die Kirche muss man wissen, ist von allen Seiten offen...so das auch Hunde, Katzen, sollten sie Interesse am Gottesdienst haben, auch unkontrollierten Zugang erhalten. Nachdem ich mir die Kirche angeschaut, mich über den Preis der Farbe informiert hatte, stimmte ich zu. Der Bitte des Pfarrers konnte ich mit 30,- Euro entsprechen. Schon am nächsten Sonntag, bei meinem Besuch, zu dem ich eingeladen war, erschien die Kath. Kirche zumindest von Innen, im strahlenden Weiß.
Als Hochwürden Mr. Pimentel mich im Zuhörerraum entdeckte, was ja auf Grund meiner Hautfarbe, Größe und "Langnase" nicht so schwierig war wechselte er seine Ansprache an die Gemeinde in die englische Sprache.
Ja, er begrüßte mich sogar von der Kanzel aus persönlich und wies auf die von uns gesponserte neue Wandfarbe hin, was die Gläubigen in einen Beifall ausbrechen ließ. Ganz wohl fühlte ich mich dabei ehrlich gesagt nicht, aber die Gemeindemitglieder die wohl schon von der Schulaktion gehört hatten wussten nun auch wie der Verrückte aus Europa aussieht, der das alles auf sich genommen hat.
Viele tolle Sachen sind im Nachgang noch passiert.
Zurück in Deutschland habe ich viele Unterstützer gefunden, insbesondere ist hier mit Dr. Stefan Neukirchen aus Bochum der wichtigste Unterstützer zu erwähnen.
Ich kann hier nicht die gesamten 15 Jahre beschreiben, nur soviel. Es gab Rückschläge, auch von privater Natur die mich sehr traurig gemacht haben. Dann kamen Tage die mich wiederum sehr glücklich machten.
Besondere Aktivitäten:
Der niedergelassene Kinderarzt Herr Dr. Matthias Eckert aus Bayern hat damals an allen ca. 1000 Kindern der Bolong Elementary School auf eigene Anreise.-Unterbringungskosten eine Vorsorgeuntersuchung vorgenommen und erstmals bis dahin nicht vorhandene Datenblätter angelegt. Darin Größe, Alter, Gewicht, Kopfumfang, Testung des Lungenvolumens durch aufblasen lassen von Luftballons.Informationen zu Vorerkrankungen der Kinder usw.. Eine große Hilfe für das im vorigen Artikel beschriebene "Health Center" von Bolong.
Mit Mitteln der Organisation "Let's start with ABC" wurde in einer Dschungelschule eine Kinderbibliothek errichtet. Dafür erhielten wir die Auszeichnung " Outstanding Stakeholder Award 2017" vom Department of Education.
Regelmäßige Ernährungsprogramme, Hilfestellung bei medizinischer Fürsorge, Beschaffung von Wasserspendern für die Schulen, Schul,-Lernbüchern. Beschaffung von Schulkleidung, Wäsche für Mädchen und Jungen, sowie einfach nur "Slipper" (Flip-Flops)...Schultaschen, Rucksäcke, Trinkflaschen und vieles mehr.
Seit 6 Jahren konzentrieren wir uns verstärkt darauf Kinderpatenschaften für philippinische Kinder ins Leben zu rufen. Derzeit, Stand 01.01.2021 pflegen wir mit 30 deutschen Paten*Innen persönliche Patenschaften zu 40 Kindern an der Manicahan Poblacion Elementary School. An diese Schule hat unsere schon erwähnte Frau Satra G. Taman gewechselt. Sie war damals im März 2006 als Junglehrerin in Bolong angefangen. Sie ist für unsere Organisation unersetzlich geworden. Seit Jahren arbeiten wir mit Satra zuverlässig und vertrauensvoll zusammen.
Ein Mädchen aus den Anfängen unserer Organisation aus 2006 ist mittlerweile selbst eine tolle Grundschullehrerin geworden und lehrt an einer Schule in Zamboanga.

In den nun vergangenen 15 Jahren konnten wir mit ca. 50.000 Euro ( 2, 9 Mio. Php) 6000 Mädchen und Jungen helfen eine Grundschulausbildung mit zu finanzieren.

Um dieses tolle Projekt weiter führen zu können, den Kindern etwas Licht in die dunkle Welt zu bringen sind wir natürlich auf Spenden angewiesen. Wenn auch Sie sich für ein Patenkind interessieren, die Organisation finanziell, auch einmalig unterstützen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt zum Verfasser auf.

Autor:

Norbert Hölter aus Bochum

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