Corona-Hilfe am Zaun
Wie Bochum jetzt den Schwächsten hilft
Neben Gabenzäunen entstehen weitere Hilfs-Initiativen für Obdachlose - "Bochum hilft" liefert Spenden an Höntroper Notunterkunft Am Bolzplatz in der Düppelstraße wird regelmäßig aufgeräumt. Während die Spielfläche allerdings gesperrt ist, bietet, seitdem die Krise sich verschärft, der Zaun um das Gelände Fläche für Spenden an Obdachlose.
Von Sabine Beisken-Hengge
Bedürftige, die sich vorwiegend in der näheren Umgebung aufhalten, kennen den Gabenzaun inzwischen und freuen sich über die Hilfsbereitschaft der Bürger. Die Initiatoren vom Antifa-Café sehen täglich nach dem Rechten und sorgen für Ordnung und Hygiene am Zaun.
Auf Facebook geben sie regelmäßig darüber Rückmeldung, welche Artikel besonders benötigt werden.
Vor allem nicht wasserdicht verpackte Kleidung bereitet neue Arbeit. "Wir mussten vieles neu eintüten, da die Folien eingerissen waren und die Spenden sonst den nächsten Regenschauer nicht überlebt hätten", heißt es auf der Facebook-Seite. Dasselbe gilt für übermäßige Futterspenden. "Sie müssen weit oben aufgehängt werden, um keine unerwünschten Gäste anzulocken", gibt ein freiwilliger Aufräum-Helfer Auskunft.
"Bitte spenden Sie Essen!"
Wirklich gesucht sind derzeit vor allem haltbare Lebensmittel. "Nahrungsmittel gehen wahnsinnig schnell weg. Viele Menschen scheinen bedürtig zu sein und nutzen den Zaun gerne, wie wir in einigen Gesprächen erfahren durften", so die Organisatoren. "Bitte spendet Essen!"
Besonders Gerichte in Dosen, die mit Ringöffner versehen sind und auch kalt schmecken, sind gesucht. Dazu gehören zum Beispiel Thunfischkonserven, auch Ravioli aus der Büchse wünschen sich die Menschen. Weitere Gabenzäune finden Spender und Notleidende am Standort Lidl-Parkplatz im Bermuda-Dreieck sowie in Wattenscheid auf dem Brachgelände der Alten Schule an der Voedestraße.
"Bochum hilft" der Notunterkunft in Höntrop
Einen anderen Weg, den wohnungslosen Menschen in unserer Stadt zu helfen, hat Michael Doering gewählt. In Bochum ist der Bühnentechniker des Schauspielhauses als Initiator von "Bochum hilft" und der Weihnachtspäckchen-Aktion bekannt (Der Stadtspiegel berichtete).
In seinem direkten Umfeld sammelt Doering mit einigen Helfern die ganze Woche Spenden, um sie jeden Sonntag dann persönlich und unter hygienischen Sicherheitsvorkehrungen zur Notunterkunft in Höntrop direkt zu den Menschen zu bringen.
"Dort leben derzeit 131 Menschen, da ist der Bedarf groß", erklärt Doering, der mit Leiterin Christina Pell in ständigem Kontakt steht. "Die Spenden durch Firmen sind ins Stocken geraten. Deshalb hat Christina mich um Hilfe gebeten."
"So habe ich den Aufruf vor etwa drei Wochen über Linden-Dahlhauser Facebook-Gruppen gestartet, um zunächst Flüssigseife, Hygieneartikel und Einmalhandschuhe für die Menschen dort zu organisieren. Sie leben dort zu viert in einem Zimmer, da hat Schutz oberste Priorität."
Spenden für diese Aktion können montags bis samstags am Sportplatz in der Hei, Hasenwinkeler Straße 75 (dort von 10 bis 20 Uhr), sowie im Zwei-Säulen-Café (montags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr) abgegeben werden. "Der Inhaber des Zwei-Säulen-Cafés nützt die Zeit, in der sein Café geschlossen bleiben muss, für diesen guten Zweck und hilft beim Sammeln und Einlagern der Spenden - tolll!", freut sich Michael Doering. Der CSV Linden beteiligt sich an der Sammelaktion und zeigt auf einem Foto auf der Facebook-Seite, wie ein optimales Spendenpaket aussehen kann. Vor allem haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel kommen auch in Höntrop bestens an.
"Ich freue mich, dass mein alter Fußballverein, bei dem ich früher gespielt habe, mir zur Seite steht", verrät uns Michael Doering und freut sich über die enorme Hilfsbereitschaft der Bochumer. Er wünscht sich, dass vergleichbare Projekte, die während der Corona-Krise die Not direkt vor der Haustüre lindern können, auch in anderen Stadtteilen entstehen. "Wir in Linden/ Dahlhausen können nur hier vor Ort sammeln. Für eine Erweiterung fehlen uns personelle Kapazitäten, Fahrzeuge und vor allem Lagermöglichkeiten."
Notleidende seien überall im Stadtgebiet in der Corona-Krise besonders stark auf Spenden angewiesen.
Autor:Sabine Beisken-Hengge aus Essen-Ruhr |
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