Tafel Bochum und Wattenscheid
Wichtiger denn je
"Wir machen unsere Arbeit jetzt seit rund 23 Jahren und haben unsere Probleme stets selbst gelöst. In der gegenwärtigen Situation benötigen wir aber die Hilfe von Stadt und Land", schildern Manfred und Larisa Baasner von der Tafel Bochum und Wattenscheid die Lage der Hilfsorganisation. Umso dankbarer sind die beiden, dass sich Ministerpräsident Hendrik Wüst am vergangenen Mittwoch die Zeit genommen hat, sich vor Ort ein Bild von der Arbeit der Tafel zu machen.
"Der Ministerpräsident hat aufmerksam zugehört", erklärt Larisa Baasner, Teamleiterin bei der Tafel, und fügt hinzu, "er hat auch Hilfe zugesagt." Ihr Ehemann Manfred Baasner ist Vorsitzender der Tafel. Er hofft nun, dass auch die Stadt Bochum Hilfen für die Arbeit der Tafel bereitstellt.
Denn für die Tafel ist es in den vergangenen Monaten deutlich schwieriger geworden, ihre Aufgaben zu erfüllen. "Die Bedürftigen, deren Zahl immer größer wird, stehen Schlange", gibt Larisa Baasner Einblick in ihren Alltag, "zugleich steigen die Energiekosten und die Menge der Lebensmittelspenden, die wir vom Handel bekommen, geht zurück, da die Geschäfte angesichts der hohen Inflationsrate leicht verderbliche Waren eher billiger verkaufen als sie zu spenden, oder gleich weniger Nahrungsmittel bestellen."
Anfragen aus Herten und Recklinghausen
In einigen kleineren Städten haben Tafeln bereits schließen müssen. Larisa Baasner erzählt: "Wir bekommen mittlerweile auch Anfragen von Hilfesuchenden aus Herten oder Recklinghausen und weisen niemanden ab."
In dieser schwierigen Situation hat man sich entschlossen, die Kräfte zu bündeln: Bereits im vergangenen Jahr haben sich die Tafeln Bochum und Wattenscheid zusammengeschlossen. Nötig wären zusätzliche hauptamtliche Mitarbeiter, da sich die anfallende Arbeit nicht allein mit Ehrenamtlichen bewältigen lässt. Auch deshalb hoffen Manfred und Larisa Baasner auf finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand.
Nicht vom Brot allein
Dabei geht es nicht nur um die Versorgung mit Nahrung. Im sozialen Warenhaus finden Menschen mit geringem Einkommen, darunter derzeit auch viele Geflüchtete aus der Ukraine, Möbel, Kleidung, Geschirr und Elektrogeräte, die für sie ansonsten unerschwinglich wären.
Dennoch bleibt es ein besonders wichtiges Anliegen, Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen und zugleich der Wegwerfmentalität etwas entgegenzusetzen. Bis zu 8.000 Menschen kommen jede Woche in die Tafelzentrale oder eine der Ausgabestellen im Stadtgebiet. Senioren und Menschen mit Behinderung werden von den Mitarbeitern der Tafel beliefert. Dass weniger Lebensmittel für mehr Bedürftige ausreichen müssen, erschwert die Arbeit der Tafel sehr. Deshalb haben Larisa und Manfred Baasner eine Hoffnung: "Die Menschen mögen sich besinnen und statt Waffen Nahrung kaufen - für Frieden und ein gutes Miteinander."
Infos
- Mehr über die Arbeit der Tafel Bochum und Wattenscheid auf: www.tafel-bochum-wattenscheid.de.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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