Geschichten und Geschichte aus Bochum-Nord
Vor 100 Jahren - Das Einwohnerbuch Gerthe 1924 - Ein Rückblick auf die selbstständige Gemeinde Gerthe
Nach der Beendigung der Inflation im November 1923 begann allmählich der Aufschwung in Deutschland.
Die Besetzung des Ruhrgebiets endete allerdings erst im August 1925.
In Bochum wurde am 17.09.1925 die „Befreiungsfeier für Westfalen“ abgehalten.
Gerthe war 1924 eine eigenständige Gemeinde im Kreis Bochum und hatte durch Industrialisierung der letzten 50 Jahre enormen Zuwachs an Einwohner und Steuereinnahmen.
Die Gerther Buchdruckerei Hermann Zülch hatte schon lange ein Gemeindebuch für Gerthe geplant und vorbereitet.
Nachdem die Geldwährung wieder beständiger war, erschien im Mai 1924 das erste und auch das letzte Gerther Einwohnerbuch, denn am 1. August 1929 wurde Gerthe nach Bochum eingemeindet.
Das mir vorliegende Exemplar war in Besitz von Heinrich Schulte (1867-1939),
Bergwerksinspektor und Gemeindevorsteher von Gerthe
und wurde mir freundlicherweise von seiner Enkelin zur Verfügung gestellt;
Frau Heiermann, geborene Brüning in Harpen, jetzt wohnhaft in Herne an der Stadtgrenze Gerthe.
Das Einwohnerbuch besteht aus vier Teilen:
Teil 1: Aus der Geschichte der Gemeinde Gerthe
Teil 2: Verzeichnuis der Behörden, Gemeinde-Einrichtungen und Verordnungen
Teil 3: Verzeichnis der in der Gemeinde wohnhaften Einwohner ab 18. Jahren
Teil 4: Verzeichnis der Hausbesetzer und Gewerbetreibenden
Die Gewerbetreibenden unterstützen den Druck des Buches mit ihren Werbeanzeigen. Es ist erstaunlich, was die damalige Gemeinde so alles zu bieten hatte. Gerthe war eben selbständig.
Die Zechen Lothringen und die Zeche Constantin X sorgten für reichlich Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.
Die Chemischen Werke Lothringen waren sogar mit dem Erzeugen von Salpeter zur Munitionsherstellung zu einem der wichtigsten Versorger der Deutsche Armee im ersten Weltkrieg geworden. Aus heutiger Sicht würde man leider sagen, denn die Gerther Produktion verlängerte somit das Leid und Elend auf allen Seiten.
Ein weiteres Gerther Großunternehmen war die Westfälische Straßenbahn GmbH.
Aus der 1907 gegründeten „Kleinbahn Bochum – Gerthe – Harpen“ wurde ab 1912 die Westfälische Straßenbahn GmbH mit Hauptsitz in Gerthe. Das Straßenbahn-Netz versorgte die Städte Witten, Herne und die Gemeinden Gerthe, Harpen, Langendreer, Lütgendortmund, Werne, Annen, Bommern und Laer.
Der nachfolgende Artikel „Die Politische Gemeinde Gerthe“ ist ein Auszug von „Die Entwicklung Gerthes 1872-1924 vom Gerther Amtsoberinspektor Hirsch“. Weitere sollen folgen.
Im Laufe eines Jahrhunderts haben sich einige Straßen- und Gebäudenamen verändert, unsere Industrieansiedlungen sind verschwunden, aber viele bewohnte Bauten und Straßenzüge sind uns zum Glück bislang erhalten geblieben.
Die Auszüge sind mit aktueller Werbung aus dem Jahr 1924 unterlegt, ganz so, wie wir es im Jahre 2024 gewohnt sind.
Viel Spaß beim Lesen und Werbung gucken!
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Der Gesprächskreis „Geschichten und Geschichte aus Bochum-Nord“
trifft sich jeden letzten Donnerstag im Monat 17:00-19:00
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oder bei Bedarf in der
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Autor:Klaus Gesk aus Bochum |
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