Tiere aus der Ukraine gerettet
Reise an einen sicheren Ort
"Es ist alles gepackt und wir sind fahrbereit", so lautete die Nachricht von Babette Wenzel, Vorsitzende der "Flauschmenschen", letzte Woche. Der gemeinnützige Verein, von dessen Tierrettungsaktionen der Stadtspiegel in der Vergangenheit schon mehrfach berichtete, konnte nun endlich zur ukrainischen Grenze fahren. Im Transporter fuhren neun gerettete Katzen und drei gerettete Hunde ins sichere Deutschland.
Von Sabine Beisken-Hengge
Bis dahin war es im wahrsten Sinne ein weiter Weg, denn die Situation an der polnisch-ukrainischen Grenze spitzt sich von Tag zu Tag weiter zu. "Und wir wollten nicht ins Blaue fahren und dann unverrichteter Dinge wieder zurückkehren", sagt Babette Wenzel. Schließlich kam der Anruf von der Tierschutzorganisation Peta, mit denen die "Flauschmenschen" schon lange zusammenarbeiten.
Wenzel machte sich gemeinsam mit ihrer Freundin Bettina Von der Heiden, die eine Hundepension in Bochum betreibt, auf den Weg, neun Katzen und drei Hunde in Przemysl abzuholen. Bettina Von der Heiden, war es gelungen, die entscheidenden Kontakte über die Tierschutzorganisationen herzustellen. Die beiden Frauen berichten von der langen Fahrt: "Nach gut 15 Stunden Fahrt kamen wir am 19. März gegen 2.30 Uhr morgens in Przemysl bei unserer Kontaktperson von Peta an. Peta verfügt dort über eine Unterkunft, die zum einen Schlafmöglichkeiten für die Helfer bietet und zum anderen Aufnahmestelle für gerettete Tiere ist."
"Hier durften auch wir ein paar Stunden verweilen und uns ausruhen, bis es etwa gegen 8 Uhr morgens weiterging. Wir luden die mitgebrachten Sachspenden in einem Lagerraum in Medyka aus und holten direkt danach die neun Katzen und drei Hunde in Przemysl ab." Babette Wenzel ergänzt: "Die Situation dort war so bedrückend. Es fühlte sich an wie bei einer Untergrundorganisation, die Leute kamen und gingen und waren alle sehr beschäftigt. Zeit und Raum für Gespräche hat es nicht gegeben. Auch dort zu fotografieren, was ich sonst immer sehr gerne tue, war irgendwie nicht angebracht und ich fühlte mich auch gar nicht danach." So sind eben Bilder entstanden, die vor allem den abenteuerlichen Weg der beiden ehrenamtlichen Frauen und ihrer Tiere im Fahrzeug dokumentieren.
3.000 Kilometer gefahren
Ermöglicht haben die lange Reise (Benzingeld und Mautgebühren) sowie Futter und Medikamente private Geldspenden. Der Transporter ist das Firmenfahrzeug von Bettina Von Der Heiden.
Auf der Reise waren die Tiere in geräumigen Boxen mit Decken sicher untergebracht. Für die beiden Frauen war die lange Fahrt eine Herausforderung
"Peta hat dafür gesorgt, dass die Tiere mit EU-Ausweis und Chip ausreisen konnten", erklärt Wenzel. "Das hat es für die Tiere und uns sehr viel einfacher gemacht." Denn Tiere ohne Ausweis und Chip müssen nach der Einreise in Quarantäne, um vor allem die Ausbreitung von Krankheiten wie Tollwut in Deutschland zu vermeiden. "Leider sind Formulare für die Ausweise sowie Chips - also das reine Material - Mangelware", so Wenzel. Das verzögere die Arbeit der Tierschutzorganisationen erheblich, man hoffe auf Unterstützung deutscher Tierärzte, die diese Artikel spenden können.
Peta übernimmt auch die Koordination für die Vermittlung von Tieren, die aus der Not gerettet werden müssen. "In unserem Fall stammen die Tiere aus der Obhut einer Tierschützerin in Kiew, die die Tiere an Peta übergeben hat." Auch dafür, dass die Tiere, die Babette Wenzel und Bettina Von der Heiden anvertraut bekamen, ein neues, sicheres Zuhause finden, trägt Peta Sorge.
"Wir durften unsere Katzen und Hunde an Privatpersonen in Rheinland-Pfalz übergeben. Es war sehr emotional zu erleben, die Tiere nun an einem sicheren Platz bei liebevollen Menschen zu wissen", so Wenzel.
Ein neues Leben für die Tiere
Natürlich ist ihr bewusst, dass viele Tiere durch den Krieg in Not sind. "Ich freue mich aber für die Katzen und Hunde, denen wir ein neues Leben bescheren konnten."
Ob sie den Trip noch einmal wagen würde? "Das schließe ich nicht aus. Aber erstmal bin ich auch sehr erschöpft von den Strapazen und den Eindrücken. Das muss ich verarbeiten." Ein Team von Peta Deutschland ist gemeinsam mit anderen Teams im Dauereinsatz und bis jetzt weit über 500 Tiere retten können, vor allem Hunde und Katzen.
Die Hilfe für Tiere wird aktuell auch von Eduxanima im Grenzbereich zu Rumänien ergänzt. Die Peta helps Romania -Partnerorganisation Eduxanima ist vor Ort im Einsatz, koordiniert die Unterbringung und Versorgung von Tieren in Not und unterstützt geflüchtete Personen mit Haustieren. Zudem werden dort benötigte Güter zur Verfügung gestellt, die dringend gebraucht werden – denn auf der Flucht können die Menschen nur das Allernötigste mitnehmen.
Infos:
Mehr Informationen zu allen Tierrettungsprojekten der "Flauschmenschen" aus Bochum gibt es auf: www.flauschmenschen.com.
Wer spenden möchte, kann dies unter IBAN: DE 63 430500010017006842, Kontoinhaber : Flauschmenschen e.V., tun.
Babette Wenzel gibt auch unter Tel.: 0151/52429875 darüber Auskunft, für welche Projekte Spenden gerade benötigt werden. Infos
Autor:Sabine Beisken-Hengge aus Essen-Ruhr |
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