Gleiche Chancen für alle Kinder
Projekt „Glückskäfer“ unterstützt Grundschulkinder mit Migrationshintergrund

Sie hoffen auf weitere Paten für das Projekt „Glückskäfer“ (vl.): Patin Elke Latteck, Silke Wellner vom Flüchtlingsbüro Ost, Angelika Dieckmann vom Seniorenbüro Mitte und Patin Marita Müller-Bennent. | Foto: Demuth
  • Sie hoffen auf weitere Paten für das Projekt „Glückskäfer“ (vl.): Patin Elke Latteck, Silke Wellner vom Flüchtlingsbüro Ost, Angelika Dieckmann vom Seniorenbüro Mitte und Patin Marita Müller-Bennent.
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„Es geht darum, Weltwissen zu vermitteln. Wir wollen helfen, dass die Kinder nicht benachteiligt sind“, sagt Marita Müller-Bennent (70). Sie ist eine von 65 Paten, die sich ehrenamtlich für das Projekt „Glückskäfer“ engagieren und sich um Grundschulkinder mit Migrationshintergrund kümmern. Zurzeit sucht das Projekt weitere Paten.

„Der Bedarf ist da“, sagt Silke Wellner vom Flüchtlingsbüro Ost. Das Büro ist seit einem Jahr einer der drei Kooperationspartner des Projekts „Glückskäfer“. „Jeder, der sich engagieren möchte, ist willkommen“, bekräftigt Angelika Dieckmann vom Seniorenbüro Mitte, das das Projekt 2008 zusammen mit dem Kommunalen Integrationsbüro Bochum ins Leben rief. Seit damals begleiten Paten Kinder bei ihren Hausaufgaben, spielen mit ihnen und machen gemeinsame Ausflüge.
Bereits seit 2010 ist die ehemalige Lehrerin Marita Müller-Bennent beim Projekt „Glückskäfer“ aktiv. Über die Freiwilligenbörse stieß sie auf das Projekt, das ihr gleich zusagte, denn „Kinder sind unsere Zukunft“. Zunächst unterstützte sie ein Mädchen aus Eritrea. Darüber lernte sie eine weitere Familie aus Eritrea kennen, um deren ältere Tochter, die zurzeit das dritte Schuljahr besucht, sie sich kümmert. Hinzu kommt als zweites Patenkind eine Erstklässlerin, die aus Mali stammt. „Wir machen viel Schulisches; ich kontrolliere die Hausarbeiten“, berichtet Müller-Bennent. Daneben stehen beispielsweise Schwimmen, Theater und Sport auf dem Programm.
Als generationen- und kulturübergreifend bezeichnet Angelika Dieckmann das Projekt „Glückskäfer“. Denn zum einen hätten Kinder aus Migrantenfamilien in Deutschland oft keine Großeltern, und zum anderen könnten ihnen ihre Eltern nicht immer dabei helfen, ihre Umgebung – auch kulturell – kennenzulernen.

Kunstmuseum, Planetarium, Stadtpark

Daher nimmt Elke Latteck (56), eine ehemalige Kinderkrankenschwester, die sich seit knapp drei Jahren beim Projekt „Glückskäfer“ engagiert, ihr mittlerweile neunjähriges Patenkind aus Syrien etwa ins Kunstmuseum, ins Planetarium oder in den Stadtpark mit. Auch bespricht Latteck die Deutsch-Hausaufgaben, spielt und turnt mit der Drittklässlerin. „Und wir basteln, zum Beispiel Ketten aus Perlen. Das ist meditativ, und währenddessen höre ich Geschichten aus der Schule, die sie mir anvertraut.“
Um die Integration, Kommunikationsfähigkeit und gesellschaftliche Teilhabe der Kinder mit Migrationshintergrund zu fördern, sollten die Patinnen und Paten über Engagement verfügen, kulturell offen und lebensbejahend sein. „Es sollten Menschen sein, die ihre Kompetenz, zum Beispiel beim Spracherwerb, einbringen“, erläutert Dieckmann. Zeit und Zuverlässigkeit sind ebenfalls wichtig, denn wünschenswert ist einmal pro Woche Kontakt zwischen Kind und Pate. Als einzige formale Bedingung wird ein erweitertes Führungszeugnis vorausgesetzt.

Austausch der Paten

Zur Unterstützung der Paten bei ihrer ehrenamtlichen Aufgabe gibt es drei Treffen pro Jahr, bei denen sie sich austauschen können. Bei einem weiteren sind auch Mitarbeiter der drei Kooperationspartner anwesend. „Niemand wird alleingelassen“, betont Dieckmann. „Das hat mir am Anfang ziemlich geholfen“, erinnert sich Elke Latteck. „Es war hilfreich, von anderen Paten zu hören, wie es läuft.“
Darüber hinaus können die Paten an Fortbildungen teilnehmen. Während Marita Müller-Bennent sich in einer Fortbildung damit beschäftigte, wie man Kindern beim Erlernen der deutschen Sprache hilft, nahm Latteck unter anderem an einem Rollenspiel teil, bei dem sie in die Rolle von Migranten schlüpfte. „Das hat mir sehr viel gegeben“, erzählt die 56-Jährige.
Für beide Patinnen ist die Familie ihrer Patenkinder ein wenig auch ihre eigene Familie geworden. Die Dauer einer Patenschaft wird nicht vorgeben, sondern hängt vorrangig vom Interesse des Kindes ab. „Ich glaube, dass ich mit der Familie ein Leben lang Kontakt haben werde“, sagt Latteck über die Familie ihres neunjährigen Patenkindes. Auf Müller-Bennent trifft dies bereits zu. Sie freundete sich mit der Mutter ihres ersten Patenkindes an, und zu dem früheren Patenkind selbst, das mittlerweile 21 Jahre alt ist, hat sie ebenfalls weiterhin Kontakt.

Paten gesucht

Das Projekt „Glückskäfer“ sucht derzeit stadtweit Paten. Wer eine ehrenamtliche Patenschaft übernehmen möchte, kann sich unter Tel. 0234/92786390 an das Seniorenbüro Mitte wenden. Das Flüchtlingsbüro Ost (Tel. 0234/902090335) ist Anlaufstelle für alle Kinder, die einen Paten suchen.
„Wenn sich Paten melden, gucken wir, dass wir passende Kinder finden“, erläutert Silke Wellner. An einem Erstgespräch nehmen nicht nur Pate und Kind, sondern auch Eltern, Schulsozialarbeiter und eventuell Dolmetscher teil. „Und wenn es passt, geht es los“, so Wellner. „Dann machen wir gleich das erste Treffen aus.“

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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