Hilfe in der akuten Krise
Notfallseelsorge Bochum besteht seit 25 Jahren

Koordinator Helmut Leitmann (l.) und Pfarrer Peter Rutz leiten seit Kurzem die Notfallseelsorge Bochum. | Foto: Vera Demuth
  • Koordinator Helmut Leitmann (l.) und Pfarrer Peter Rutz leiten seit Kurzem die Notfallseelsorge Bochum.
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Ein Todesfall ist für die Hinterbliebenen oft ein Schock. Sei es, weil der Tod überraschend kam oder weil der Leichnam zur Klärung der Todesursache beschlagnahmt wird. In solchen und anderen Krisensituationen stehen den Angehörigen auf Wunsch Notfallseelsorger beiseite. Das gemeinsame Angebot der evangelischen und katholischen Kirche feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen.

Von Vera Demuth

„In den vergangenen Jahren hatten wir jeweils etwa 100 Einsätze“, erklärt Koordinator Helmut Leitmann, der die Notfallseelsorge Bochum seit einem halben Jahr mit Pfarrer Peter Rutz leitet. Leitmann ist ehrenamtlich tätig und vom Ruhrbistum beauftragt, Rutz vom Evangelischen Kirchenkreis Bochum beauftragt. Gegründet wurde die Notfallseelsorge vom damaligen Krankenhausseelsorger Hajo Witte. Der evangelische Pfarrer leitete sie bis Mai, als er in den Ruhestand ging.
Die meisten Einsätze für die zurzeit 33 ehrenamtlichen Notfallseelsorger betreffen erfolglose Reanimationen, unklare Tode im häuslichen Bereich sowie das Überbringen von Todesnachrichten mit der Polizei. „Das sind 90 Prozent der Einsätze“, sagt Peter Rutz. In seltenen Fällen sind die Notfallseelsorger auch bei Verkehrsunfällen und Suiziden im Einsatz. „Der letzte Großeinsatz war der Brand im Bergmannsheil“, erinnert sich Leitmann an das Ereignis 2016.

Psychosoziale Notfallseelsorge

Ein großes Ereignis war es auch, dass in Deutschland erstmals die Idee einer psychosozialen Notfallseelsorge aufkommen ließ: die Flut 1962 an der Nordseeküste. „Danach plante die Kirche ein Projekt zum Umgang mit großen Schadenslagen, aber viel ist nicht passiert“, weiß Leitmann. Erst weitere größere Unfälle, darunter das Zugunglück von Eschede 1998, brachten die Sache bundesweit ins Rollen.
In Bochum startete Hajo Witte 1994 mit der Notfallseelsorge. Zunächst scharrte er einige evangelische Pfarrer um sich. Seit 1996 gab es einen festen Dienstplan mit Rufbereitschaft rund um die Uhr – dies gilt als offizielle Gründung der Notfallseelsorge Bochum. Das gemeinsame Angebot der beiden Amtskirchen richtet sich an Betroffene, egal welche Konfession sie haben. Zunächst übernahmen nur hauptamtliche Pfarrer die Aufgaben; seit 2004 arbeiten Ehrenamtliche mit, die vorher eine Ausbildung durchlaufen. Diese ist seit 2010 bundeseinheitlich durch ein Curriculum, das Kommunikation, Gesprächsführung, Stress- und Traumapsychologie umfasst, geregelt.

Teil der Rettungskette

Kommen bei einem Notfall Feuerwehr, Rettungsdienst oder Polizei zu dem Schluss, dass ein Angehöriger Betreuung benötigt, geben sie der Feuerwehrleitstelle Bescheid, die wiederum die Notfallseelsorge benachrichtigt. Deren ehrenamtliche Helfer stehen den Angehörigen falls gewünscht als Gesprächspartner in der akuten Krisensituation zur Verfügung. Eine längerfristige Betreuung übernehmen sie nicht. „Wenn ich das Haus verlassen habe, ist mein Einsatz beendet“, so Leitmann.
Neben den 33 aktiven Ehrenamtlichen und den beiden Leitern sind zurzeit sieben Ehrenamtliche in Ausbildung. Wer Notfallseelsorger werden möchte, „sollte selbst stabil sein und Lebenserfahrung, die nicht unbedingt am Alter festhängt, mitbringen“, sagt Peter Rutz.
Für die Zukunft planen Rutz und Leitmann, die Notfallseelsorge Bochum aufrecht zu erhalten. „Es ist ein gutes Produkt der beiden großen Kirchen, das bei der Bevölkerung gut ankommt“, sagt Leitmann. Veränderungen gehören dazu. Die neueste ist, dass Ehrenamtliche jetzt ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen. Zudem müssen sie an einer Präventionsschulung zum Thema Kindeswohlgefährdung teilnehmen, um mögliche Gefahren in den Familien, die sie besuchen, zu erkennen.

Helfer gesucht

Neue Helfer kann die Notfallseelsorge Bochum immer gebrauchen, denn stets springen Ehrenamtliche wegen beruflicher oder familiärer Verpflichtungen wieder ab. Auskünfte erteilen Helmut Leitmann und Peter Rutz. Kontaktmöglichkeiten gibt es unter www.kirchenkreis-bochum.de/angebote/seelsorge/notfall-seelsorge.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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