Insektenschutz im Tierpark + Fossilium Bochum
Lebensraum für Hummel und Co.
Als erstes Projekt einer „Best Practice – Insektenschutz“- Initiative wurde im Tierpark + Fossilium Bochum eine rund 20 Quadratmeter große Fläche von Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern des NaturGarten e.V. naturnah umgestaltet. Es wurde gebuddelt, geharkt, gemauert, gepflanzt und gewässert – nun ist das Insektenschutz-Areal mit Vorbildcharakter fertiggestellt. Einheimische Stauden und unterschiedliche Bodengründe sollen die heimische Artenvielfalt stärken.
2,5 Tonnen Mauersteine, 4 Kubikmeter Rheinsand, 2,5 Kubikmeter Schotter, Kompost, Lehmpulver und Dutzende Stauden wurden verarbeitet. Das Material und die Vorarbeiten wurden finanziert durch den Tierpark und durch die USB Bochum GmbH, die bereits seit Jahren eine Patenschaft für die Hummelwiese besitzt. Insektenschutz ist auch ein Thema, das dem USB am Herzen liegt. Zumal das Maskottchen des Kinderclubs HuiBo eine Hummel ist. „Die Hummel ist für uns das Symbol für eine saubere und funktionierende Lebensgemeinschaft“, erklärt Geschäftsführer Dr. Thorsten Zisowski von der USB Bochum GmbH. Mit den HuiBo-Kindern wurde die Hummelwiese im Tierpark 2006 eingeweiht und zuletzt 2019 mit selbsthergestellten Samenbomben wiederbelebt.
Neuer Lebensraum und Nahrung
„In den kommenden Wochen werden Pflanzen wie die Wiesenwitwenblumen, Pechnelke oder Glockenblume austreiben. Es ist ein selten gewordener Lebensraum geschaffen worden, der zum einen, durch offene Sandbereiche Erdnistmöglichkeiten und zum anderen, durch die passenden Pflanzen Futterangebote bietet. Die Mauern, die Steinhaufen, das Totholz, die Sandhügelchen und Tälchen erweitern das Angebot der Lebensbereiche, so dass auch für andere Tiere Bedürfnisse gedeckt werden können“, beschreibt Bauleiterin und Unternehmermitglied des NaturGarten e.V. Dipl.-Ing. Dorothea Schulte das Werk und stellt eine Pflanze besonders heraus: „Diese pfirsichblättrige Glockenblume bietet nicht nur Nahrung für Wildbiene & Co. Sie ist gleichzeitig Schlafplatz, Regenschutz und Begattungsort. Die Männchen der Grauschuppigen Sandbiene suchen bei Regenwetter zum Beispiel Schutz unter den Glockenblumenblüten.“
Viele Hände packten mit an
Zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben an zwei Terminen tatkräftig mit angepackt und das Projekt erfolgreich abgeschlossen. „Ohne die Hilfe von engagierten Bochumer Maurer:innen, Gärtner:innen oder einfach naturbegeisterten Mitmenschen wäre die Fläche nicht zu diesem tollen Vorzeigeobjekt geworden“, lobt Projektkoordinatorin und Diplomingenieurin für Landschaftsarchitektur Deborah Brand vom NaturGarten e.V. die Arbeit.
Inspiration für alle Bochumerinnen und Bochumer
Nach und nach sollen in ganz Bochum „Best Practice – Insektenschutz“ – Flächen wie im Tierpark errichtet werden. Diese dienen dann als Inspirationsquelle für Bürgerinnen und Brüger ihre eigenen Gärten, Balkone oder auch Firmengelände ähnlich zu gestalten. Denn aufgrund der vielfältigen Faktoren, die das Artensterben beschleunigen, wie Monokulturen auf den Feldern, Steingärten, Pestizidnutzung oder Anpflanzung exotischer Pflanzen statt heimischer, liegt es an jedem Einzelnen von uns, dem Verlust der Biodiversität entgegen zu wirken. Ein wichtiger Faktor ist hier die nachhaltige, naturnahe Gestaltung von Gärten und Balkonen. Denn neben dem Klimawandel ist der Verlust der Artenvielfalt eines der herausforderndsten Probleme der heutigen Zeit.
Insektenfreundliche Bepflanzung
Im gesamten Tierpark wurde bereits auf eine insektenfreundliche Bepflanzung gesetzt. „Der Erhalt und der Schutz von Arten ist eins unserer wichtigsten Ziele als zoologische Einrichtung – und das gilt nicht nur für bekannte, große Vogel- und Säugetierarten, wie Mönchsgeier, Katta und Humboldt-Pinguin“, erläutert die Prokuristin des Tierparks und Diplombiologin Kerstin Schulze. „Insekten sind ein unersetzlicher Teil unseres heimischen Ökosystems.“
Sensibilisierung für Insektenschutz
Mit jährlich rund 350.000 Besuchenden erreicht der Tierpark ein breites Publikum, das gezielt für den heimischen Insektenschutz sensibilisiert werden soll. Der neu gestaltete Bereich zwischen Waldrapp-Voliere und „Nordseewelten“ zeigt auf kompakter Fläche vielfältige Möglichkeiten auf, wie jeder vor der eigenen Haustür zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen kann. „Vermeintlich bienenfreundliche Saatgutmischungen und sogenannte ‚Hummelhotels‘ aus Gartencentern oder Baumärkten sind zwar gut gemeint, aber haben aufgrund falscher Zusammenstellung bzw. nicht fachgerechter Bauweise oftmals nicht den gewünschten positiven Effekt. Wir als zoologische Einrichtung haben einen Bildungsauftrag und können mit diesem u.a. von Wildbienenfachleuchten errichteten Gemeinschaftsprojekt den Bochumerinnen und Bochumern viele nachhaltige, sachkundige und doch recht einfache Möglichkeiten für den Insektenschutz im eigenen Garten an die Hand geben“, so Kerstin Schulze weiter.
Jeder Quadratmeter zählt!
Der NaturGarten e.V. engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für eine nachhaltige Gestaltung naturnaher Gärten und Grünflächen, die Biodiversität fördern. Diese Flächen stehen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser und natürlichen Ressourcen und bieten Lebensraum für viele einheimische Tier- und Pflanzenarten. Die Best-Practice-Fläche im Tierpark soll nur der Anfang sein für viele ähnlich gestaltete Flächen. „Zusammen können wir ganz Bochum zu Wohlfühlorten für Menschen und zum Lebensraum für Tiere machen. Denn jeder Quadratmeter zählt – ob Balkon, Garten, öffentliche Grünflächen, Firmengelände oder Schulhof“, fasst Andreas Schmidt vom NaturGarten e.V. seine Hoffnungen in das erfolgreiche Pilotprojekt zusammen.
Autor:Patricia Porwol aus Bochum |
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