Geschichten und Geschichte aus Bochum-Nord
Es war einmal … Der Osterhase im Hiltroper Park
Zwei Märchen in einer Geschichte; und wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär‘, dann lebten beide noch heute …
Es war einmal der Hiltroper Park. Trotz guter Absichten und mehrerer Versuche ist der Parkcharakter verschwunden. Jetzt ist daraus ein undefiniertes Gebüsch geworden. Aus den grazilen Parkwegen mit vielen Bänken wurden befahrbare Straßen. Es gibt noch einen Spielplatz, aber nur wenige Kinder, ständig unter Aufsicht.
Es war einmal der Osterhase im Park. Halb Hiltrop und Gerthe strömten zum Osterhasen im Park. Organisiert von einem Männergesangsverein war das Jahrzehntelang ein fester Bestandteil des Osterfestes. Leider sind die Sänger und der Hase zu altgeworden, es gab keinen Nachwuchs mehr. Die Jugend versucht es lieber mit „Hip und Hop“ statt „Häschen hüpf“.
Lassen wir uns einmal zurückversetzen in eine Zeit, die gar nicht so lange her ist und wo die Kinder und Jugendlichen noch durchs dichte Unterholz strolchten, am Bach oder Teich spielten oder rings umme Ritterstube rumtollten. Sonntags kamen dann auch die Erwachsenen hinzu und genossen die vielen Ruhe- und Erholungsmöglichkeiten.
Unser Hiltroper Volkspark entstand in den 1920er-Jahren, um der wachsenden Bevölkerung einen Freizeittreffpunkt zu schaffen. Am Sonntag spazierten die Familien in den Park, der damals schon viele Annehmlichkeiten bot.
Es gab nicht nur gut gepflegte Wege und Anlagen, sondern auch Spielmöglichkeiten, viele Bänke, einen Schwanenteich, einen Kiosk und sogar ein kleines Naturschwimmbad im Ostbach.
Ein Wasserfall wurde in den 1930er-Jahren mit einer Quelle am Krähennocken gebaut und bewässert. In der Woche spielten dann hauptsächlich Kinder im Park.
Aber es gab bis in die 1960er-Jahre noch Parkwächter oder –Ordner. Das waren meist Kriegsversehrte, die dort eine sinnvolle Anstellung fanden. Wir Kinder haben sie immer respektiert und unsere Spiele und Streiche lieber im dichten Gebüsch oder am unteren Teich gemacht.
Zur Zeit des Bergbaus war der Wald komplett dicht mit Farnen bewachsen, die kindshoch waren. Toll!
Im unteren Ostbachtal gab es den Ententeich, zahlreiche Tier- und Pflanzenarten lebten damals im Wald und in den Gewässern.
Und dann gab es noch den Brennholt und die Zeche Constantin X.
Die Parkwächter wurden abgeschafft, das Planschbecken wurde schon in den 1950er-Jahren zugeschüttet, die Farne verschwanden, die Wälder wurden lichter, im Ostbach verschwanden die vorher zahlreichen grünen Wasserfrösche, die Teiche verlandeten. Schon in den 1960er-Jahren waren sie mal ausgebaggert worden und der Ostbach durfte nicht mehr neben, sondern durch den unteren Teich fließen.
1996 wurde der Ostbach renaturiert und in ein neues Bett verlegt.
1999-2000 wurde der Damm als Übergang zwischen Karl-Ernst-Straße und dem Hiltroper Friedhof abgetragen und durch eine das ganze Ostbachtal überspannende Brücke ersetzt.
Zurück zur Natur hieß das Motto. Das Tal wurde geöffnet und die Sicht reichte weit durch das Ostbachtal.
Leider wurde vergessen, diesen Zustand auch zu pflegen und nachwachsende Büsche und Bäume zu entfernen. Jetzt im Jahre 2024 ist alles zugewachsen und die Brücke musste schon 2022 renoviert werden. Ein Schildbürgerstreich?
2011 wurde der Ostbach, der Wasserspielplatz, der sogenannte Schwanenteich gesperrt.
Cobalt VI war durch die Aufbereitung der Zeche Lothringen V zum Gewerbepark Gerthe-Süd ins Grundwasser geströmt und floss von da an in mehrere Zuläufe des Ostbachs im Hiltroper Park.
Filtersysteme sollen das Wasser nun vorerst von allen Schadstoffen reinigen.
Jetzt im Jahr 2024 wird der Ostbach am Ententeich mal wieder verlegt und später im Jahr der Ententeich ausgebaggert.
Die Tierwelt passt sich diesen permanent wechselnden Verhältnissen an, zieht weg oder stirbt aus, wie der Osterhase.
Ein Förderverein versucht unseren Park retten, aber in Wirklichkeit ist der Park schon verschwunden, wie die vielen Bilder aus seinen guten Tagen belegen.
Liebe Mitbürger rund um den Hiltroper, geht mal mit den alten Fotos auf Schnitzeljagd und versucht diese zuzuordnen. Nehmt eure Kinder und Enkelkinder mit, vielleicht finden diese dann mit dem Handy den Zugang in unsere Welt.
Ostern war immer ein besonderer Festtag für uns Kinder im Hiltroper. Der Osterhase kam zu Besuch und hatte auch gefüllte Körbchen für uns mitgebracht. Was wir nicht wussten, dass unsere Eltern diese beim ausrichtenden Gesangsverein bestellt und bezahlt hatten. Was jahrzehntelang gut funktionierte, hat jetzt wegen der Nachwuchsprobleme des Vereins wohl keine Zukunft mehr. Aber werfen wir einen Blick zurück auf bessere Zeiten. Und was waren wir immer fein herausgeputzt!
Euch allen Frohe Ostern!
Falls Sie oder Ihr auch eine Geschichte und Fotos aus alten Zeiten habt, helfen wir, diese zu veröffentlichen oder zu erzählen.
Der Gesprächskreis „Geschichten und Geschichte aus Bochum-Nord“
trifft sich jeden letzten Donnerstag im Monat 17:00-19:00
bei Gerthi-Cool, Turnstraße 3, direkt am Markt
oder bei Bedarf in der
Christopherus Schule, Gerther Straße 31, 44805 Bochum-Gerthe
Der Gerther Treff sucht weiterhin alte Fotos und Zeitdokumente aus Gerthe und Umgebung.
Mehr Informationen über gerthertreff@gmail.com oder Tel. 0176 – 31597844
Autor:Klaus Gesk aus Bochum |
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