Karneval in Bochum
"Es geht nur als Team"- Das Bochumer Dreigestirn freut sich auf die Höhepunkte der Session

Das Dreigestirn, Jungfrau Hanna I. (Jochen Sieberin, links), Prinz Marcus I (Vogel, Mitte) und Bauer Armin I. (Papenheim, rechts), hat sich für alle bevorstehenden Höhepunkte der Session viel vorgenommen. | Foto: Andreas Molatta
5Bilder
  • Das Dreigestirn, Jungfrau Hanna I. (Jochen Sieberin, links), Prinz Marcus I (Vogel, Mitte) und Bauer Armin I. (Papenheim, rechts), hat sich für alle bevorstehenden Höhepunkte der Session viel vorgenommen.
  • Foto: Andreas Molatta
  • hochgeladen von Sabine Beisken-Hengge

"Wenn man über die Jahre unzählige Menschen kennenlernt, ergeben sich automatisch viele Einladungen. Das ist natürlich auch schön für das Dreigestirn, andere Tollitäten kennenzulernen", erzählt Ex-Bäuerin Petra Lohof. Das heißt aber natürlich für die Karnevalshoheiten: Termine, Termine, Termine. Damit es locker und leicht durch die Session geht, fährt das Dreigestirn nun einen nagelneuen Bus. Den sponsert seit einigen Jahren das Autohaus Wicke. Bei der Übergabe durfte der Stadtspiegel dabei sein und hatte Gelegenheit, mit Jungfrau Hanna, Prinz Marcus und Bauer Armin zu plaudern.

Von Sabine Beisken-Hengge

Jungfrau Hanna, Sie sind aber ganz schön verschnupft! Was hilft Ihnen, den Sessionsmarathon dennoch durchzustehen?
Oh ja, ich bin wirklich dauererkältet. Mir hilft ganz wunderbar der Zaubertrank aus Ingwer, Zitrone und Honig meiner Adjutantin Petra Lohof. Davon ist immer eine Kanne mit auf Tour. So halte ich ganz gut durch trotz Erkältung.

Waren die Rollen von Anfang an festgelegt?
Prinz Marcus: Ja, klar! Als wir uns entschieden haben, das neue Dreigestirn zu werden, habe ich sofort gesagt: "Wenn, dann werde ich Prinz, und Jochen hat sich direkt als Jungfrau "geoutet". Und der Armin hat gesagt, er wird der Bauer. Die Rollen entsprechen auch unseren Persönlichkeiten.
Bereits vor etwa vier Jahren stand für mich fest, dass ich im Jahr 2020 Prinz sein möchte.

Was machen Sie als männliches Dreigestirn anders als Ihre weiblichen Vorgänger?
Das kann man nicht vergleichen. Für uns ist es auch wichtig, Spaß zu haben mit den Menschen und Freude zu bereiten. Wir lieben unsere Auftritte in Alten- und Behindertenheimen - genauso wie die Damen.
Natürlich war das weibliche Dreigestirm bei den Herren sehr beliebt. Da waren schon viele Ah- und Oh-Rufe zu hören: "Da kommt unser weibliches Dreigestirn." Da können wir Männer natürlich nicht mithalten.
Jungfrau Hanna: Die letzte Jungfrau hat sich ständig geschminkt. Ich musste da erstmal kräftig üben und habe mich in einer Parfümerie professionell schminken lassen. Ich habe ganz tolle Tipps mitgenommen!
Und es macht Spaß! Die Termine gehen ja manchmal bis in die frühen Morgenstunden. Da bin ich froh, dass ich mich schminken darf...

Jungfrau Hanna, wie fühlt es sich an, wenn Sie die Perücke abnehmen können?
Das ist herrlich! Allerdings möchte ich mich anschließend nicht mehr öffentlich zeigen. Ich habe ja noch Haare darunter und jedes mal sehe ich aus, als ob ich aus dem Sauerkraut-Topf gezogen worden wäre.

Als Dreigestirn haben Sie noch nicht zusammen regiert. Wie passt es zwischenmenschlich?
Prinz Marcus: Natürlich läuft es nicht so, dass ich gebiete und das Gefolge muss dann gehorchen. Eine Session zu bestreiten, funktioniert nur im Team. Wir haben den Vorteil, dass wir uns alle sehr gut kennen und ja auch schon die ein oder andere "Regierungserfahrung" haben.

Die Orden sind wie gewohnt außerordentlich schön und gelungen. Zeigen Sie doch mal!
Auf unserem Orden sind elf Vereine abgebildet. Den Bochumer Orden umrandet die "Skyline" der Stadt. Unser Heimatverein feiert 2020 ein närrisches Jubiläum, die Zwerge Christ König bestehen seit drei mal elf Jahren. Auch das haben wir auf dem Orden verewigt. Wir gestalten unsere Orden selbst und lassen sie dann schon seit Jahren bei einem Hersteller in Baden-Würt-temberg anfertigen. Unsere Ideen werden dort immer super umgesetzt. 180 Stück werden vom großen Orden hergestellt, alles Unikate. Vom Dreigestirnsorden gibt es 350 Stück. Wie in jedem Jahr verkaufen wir wieder Sessions-Pins für den guten Zweck. Die goldene Grubenlampe symbolisiert unsere Heimat, den Pott. Die bunten Glitzersteine sind das Konfetti unseres Mottos: "Auf Kohle geboren, Konfetti im Blut."

Spende geht an das Frauenhaus

Der Erlös aus dem Pin-Verkauf geht in diesem Jahr ans Bochumer Frauenhaus. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?
Ganz klar: Drei Kerle müssen einfach ans Frauenhaus spenden. Uns hat besonders gefreut, dass gerade für die Kinder der Frauen etwas getan wird. Jetzt leben sie dort in beengten Verhältnissen, es gibt zum Beispiel keine Spielzimmer. Im neuen Frauenhaus soll das alles besser werden. Es wird variable Zimmer geben, in denen die Mütter mit großen und kleinen Kindern leben können. Der Spielplatz wird so konzipiert, dass der Schädiger keinen Einblick mehr in die alltäglichen Abläufe der Frauen erhält. Das Konzept für notleidende Frauen mit ihren Kindern hat uns sehr angesprochen.
In den letzten beiden Jahren konnten 8.600 Euro an verschiedene Einrichtungen, den Kinder-Hospizdienst Witten, das Hospiz St. Hildegard und Menschenskinder e.V., übergeben werden.
Da muss mancher Adjutant ganz schön rennen, um so einen Spendenbetrag zu sammeln.

"Karneval ist wie ein Virus"

Karnevalssonntag fahren Sie auf dem Wagen durch Wattenscheid, Rosenmontag durch Linden. Viel zu tun, oder?
Wir sind nächste Woche zum Beispiel unterwegs, Kamelle zu besorgen.
Dabei investieren wir lieber in größeres und hochwertigeres Wurfmaterial wie Mäusespeck, Mini-Mars, Popcorn und Trillerpfeifen. Einer muss dann auf dem Wagen den Überblick und die Kontrolle behalten, dass nicht gleich zu Beginn des Zuges alles verpulvert wird. Auch vorne an der Bühne muss nämlich noch Wurfmaterial vorhanden sein.
Etwa dreieinhalbtausend Euro investieren wir für Kamelle bei den beiden Bochumer Umzügen.

Was ist das Allerwichtigste da oben auf dem Wagen?
Wir fahren dieses Jahr auf einem sehr großen Wagen, für zwei große Umzüge lohnt sich das.
Deswegen ist ein zuverlässiger Fahrer das Wichtigste überhaupt. Die größte Angst ist ja, jemanden mit dem Wagen zu überrollen. Wir haben Glück, dass uns jedes Jahr derselbe Fahrer sicher durch die Straßen chauffiert.
Trotz aller Anstrengungen und Vorbereitungen ist es wie ein Virus: auf dem Wagen zu stehen und die Narrenschar ekstatisch am Straßenrand zu sehen.

Autor:

Sabine Beisken-Hengge aus Essen-Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.