Zwischenruf: Runter vom Gas!
Kolumne von Pfarrer Hajo Witte, Notfallseelsorger in Bochum.
Der Polizist und ich drücken schweigend auf den Klingelknopf. Mit Herzklopfen warten wir darauf, dass uns geöffnet wird. In wenigen Sekunden werden wir den Eltern mitteilen, dass ihr Sohn, die Schwiegertochter und die beiden Enkelkinder nicht mehr leben. Auf dem Weg in den Urlaub passierte es. Ein LKW fuhr ins Stauende, in Sekunden war alles vorbei…jede Hilfe kam zu spät. Vier Leben ausgelöscht – wegen einer Sekunde Unachtsamkeit, Übermüdung, zu hoher Geschwindigkeit.
An meinem Schlüsselbund hängt ein kleines Stück Stoff, auf dem steht: „Runter vom Gas!“ Titel einer bundesweiten Präventionskampagne. Unfälle passieren jeden Tag, oft wären sie vermeidbar gewesen. Eine Sekunde Unachtsamkeit, Übermüdung, überhöhte Geschwindigkeit, den Gurt vergessen, Alkohol im Spiel, mit dem Handy gespielt, am Navi was eingegeben, die Zigarette aus der Packung gefummelt. Durch den Mitfahrer abgelenkt.
Unfälle basieren auf eigenem Verschulden, oft auch auf Fremdverschulden. In Sekundenbruchteilen wird Leben ausgelöscht. Lebensplanungen durchkreuzt.
„Runter vom Gas!“ das Tempo rausnehmen. Fahren und Leben auf der Überholspur? Was bringt es? Spaß? Vielleicht. Zeitersparnis? Manchmal. –Klicken Sie mal auf www.runter-vom-gas.de.
„Runter vom Gas!“. Bald beginnen die Ferien. Wir freuen uns auf die arbeitsfreie Zeit, den Strand, die Berge, die Insel. - Der Urlaub beginnt im Kopf, bei der Planung, nicht erst am Urlaubsort. Es tut gut, schon zuhause den Schalter umzulegen, sich zu entschleunigen. Zwischenziele einzuplanen, an denen zu verweilen sich lohnt.
In diesen Tagen erbitten wir in den Gottesdiensten Gottes Segen für die vielen, die in Urlaub oder auf Freizeiten fahren. – Ich wünsche Ihnen sicheres Geleit und Gottes Segen – jeden Tag: In einem kirchlichen Segensgebet heißt es„Gott halte schützend seine Hand über dir, bewahre deine Gesundheit und dein Leben. Er schenke dir Zeit zu verweilen, wo es deiner Seele bekommt. Er schenke dir Muße, zu schauen, was deinen Augen wohl tut. Er schenke dir Brücken, wo der Weg zu enden scheint…Gott segne, die dich begleiten und dir begegnen. Er halte Übles von Dir fern. Er bewahre dich und uns.“
Autor:Ernst-Ulrich Roth aus Bochum |
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