Wir bleiben Opel: Wilfried Kempa

Wilfried Kempa restaurierte zehn Jahre lang – herausgekommen ist ein bildschöner GT in „Monzablau“.
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  • Wilfried Kempa restaurierte zehn Jahre lang – herausgekommen ist ein bildschöner GT in „Monzablau“.
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„Ich – echter Bochumer Junge, 1951 in Werne geboren – habe am 1. April 1965 bei Opel Rottmann eine Lehre als Kfz-Mechaniker begonnen. Als der GT 1968 erstmalig in die Werkstatt rollte und die Chefs auch einen goldfarbenen GT fuhren, stand für mich fest: So ein Fahrzeug wollte auch ich besitzen.“

Dass aus Wilfried Kempa ein „Hundertprozent-Opelaner“ werden würde, entschied sich früh. Viele Modelle des Hauses hat er gefahren. Kadett, Rekord, Commodore, Manta, Monza. Ein GT jedoch fehlte lange Zeit in der Liste.
„1972 verzog ich von Langendreer nach Gummersbach und 1977 wechselte ich auch meinen Beruf. Ich wurde Feuerwehrmann in Gummersbach“, so Kempa über Veränderungen in seinem Leben. Was sich nicht änderte, war die Vorliebe für Fahrzeuge mit dem Blitz. Und so wurde das Kopfkino zur Jahrtausendwende richtig in Gang gebracht. Anlässlich des Besuches bei einem Bekannten öffnete dieser ein Garagentor, hinter dem ein GT Junior – beziehungsweise der Rest des rassigen Renners – zum Vorschein kam. „Stillgelegt am 6. September 1985, Baujahr 1972. Was da stand war eine ausgeweidete, stark verrostete Karosserie, die gerade noch über Vorder- und Hinterachse verfügte. Demontierte Teile standen herum. Trotzdem habe ich gezuckt und die Frage nach einer Kaufmöglichkeit gestellt“, beschreibt der heute 63-Jährige das Szenario. Verkaufen wollte der Besitzer aber nicht, das Thema schien erledigt. Schien!
„Zu meinem 50. Geburtstag überreichte mir meine Frau einen Umschlag. Ich öffnete und holte den Kraftfahrzeugbrief eines Opel GT heraus. Dieser gehörte zu dem vorher erwähnten Fahrzeug. Das neue Projekt war, dank meiner Esther, geboren“, zaubert der Moment noch heute ein Lächeln ins Gesicht des Bochumers im Bergischen Land.

Esthers Geschenk - ihr verging mal das Lächeln

Esther, die ihrem Wilfried dieses tolle Geschenk machte, verging allerdings zwischenzeitlich das Lächeln. Sämtliche abgebauten Teile des Autos wurden – sehr zum Ärger von Frau Kempa – im gesamten Keller gleichmäßig verteilt. Half ja nix, ein Überblick musste erstmal ermöglicht werden.
„Nachdem ich die abgebrochene Restauration dann genauer unter die Lupe nahm, ein bereits neu eingeschweißtes Einstiegblech auftrennte, sah ich die erwartete Bescherung. Die dahinter liegende Bleche sahen aus wie Blätterteig. Die totale Durchrostung! Ich vermutete, dass es überall so aussah“, erinnert er sich an eine temporäre Ernüchterung.
Was machen? Verschrotten oder aufbauen? Kempa entschied sich für Variante zwei. Aus dem GT Junior – ohne Cordsitze, Ausstellfenster, Zusatzinstrumente und verchromte Teile eine Art „Spardose“ – sollte ein vollwertiger GT A-L werden. Die korrekte Bezeichnung für die 1,9 Liter-Version mit 90 PS, wobei das A – entsprechend gewohnter Opel-Nomenklatur – für die erste Baureihe steht und das L für Luxus.

Restaurierung – aber richtig

„Es musste in jedem Fall eine fachmännisch ausgeführten Restaurierung werden. Ich baute die Vorder- und Hinterachse aus, setzte die Karosserie, zur besseren Beweglichkeit, auf ein ausgemustertes Krankenhaus-Tragenuntergestell. Von einem Opel-Händler bekam ich großzügigerweise eine Rahmenlehre auf unbestimmte Zeit geliehen“, führt Wilfried Kempa aus.
Alle Karosserieaußenteile, vom Dach abgesehen, Längs- und Querträger vorn und hinten, Radläufe und Bodenbleche wurden ersetzt. Unzählige selbst angefertigte Blechteile (aus galvanisch verzinktem Blech) wurden Teil dieses GT. Alle nicht ersetzten Blechteile wurden mechanisch entrostet, beziehungsweise entlackt, grundiert und lackiert. Ersatzteile die in Deutschland entweder nicht zu bekommen oder nicht zu gebrauchen waren, wurden aus den USA, vorzugsweise aus Kalifornien bezogen.
„Je ein Viertel der Karosse vorn links und hinten rechts, aus denen ich die Blechteile gewann, stammten von dort. Diese Teile waren fast rostfrei und in einem Super-Zustand. Alle Blechteile wurden, wie original, punktgeschweißt, alle Übergänge der Karosserie verzinnt. Nur wo aus technischen Gründen eine Punktschweißung nicht erfolgen konnte, wurde Schutzgas geschweißt. Also keine Kilometer langen Schweißnähte, wo eine erneute Korrosion bereits vorprogrammiert ist. Besonderer Wert wurde auf Einhaltung der Spaltmaße, insbesondere bei den Scheinwerfern, gelegt“, zählt der gelernte Kraftfahrzeug-Mechaniker auf.
In „Monzablau“ – eine originale Opel-Farbe der 70er – wurde die „Flunder“ lackiert. Danach sind alle Hohlräume der Karosserie mit Korrosionsschutzfett und der gesamte Unterboden mit hellem Wachs versehen worden. Neue Haltbarkeit!
Kempa legte natürlich selbst ausgiebig Hand an: „Motor, Getriebe und die Hinterachse wurden von mir überholt. Diese Ersatzteile waren relativ leicht zu beschaffen. Alle Vorderachsteile wurden galvanisch verzinkt und anschließend pulverbeschichtet. Die komplette schwarze Innenausstattung, einschließlich Armaturenbrett, wurde originalgetreu wieder aufgebaut.“

Heimatbesuch für alle...

Nach rund zehn Jahren Restauration wurde der GT mit dem H-Kennzeichen versehen und nimmt seit Mai 2012 – knapp 27 Jahre nach der Stillegung – wieder am Straßenverkahr teil. „Klar, er wird nur bei schönem Wetter gefahren und darf möglichst nur zum Reinigen nass werden. Und selbstverständlich hat er seither auch bereits mehrfach Laer, seinen Geburtsort, gesehen“, schließt Wilfried Kempa. Werne steht bei diesen Gelegenheiten ebenfalls auf der Route. Heimatbesuch für alle...

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Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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