What's the fucking point?

Foto: spoki.tvnet.lv

Geschrieben 2007.
2008 lernte ich die zweite Liebe meines Lebens kennen.

What's the fucking point?

Ein eiskalter Novembertag. Die Feuchtigkeit kriecht bis tief ins Mark. Keine Erwärmung... tiefe Leere in mir. Jetzt hilft vielleicht ein heißes Bad.

Die Wanne ist voll und gleich umgibt mich wohlige Wärme. Entspannt schließe ich die Augen.

„Was würdest du tun, wenn dir der Zeitpunkt deines Todes bekannt wäre?“,

fragte ich mich. „Was würdest du tun, wenn du nur noch wenige Stunden ‚zur Verfügung’ hättest“?

Ich suchte die Antwort in meinem Kopf und in meinem Herz. Aber ich konnte nur gewisse Aspekte, ja, einzelne Elemente finden, die zum Teil sehr verschieden, zum Teil sehr ähnlich gewesen sind.
Ich wusste noch immer nicht, was ich in meinem „fucking“ Restleben noch erreichen möchte, und was ich noch erfahren möchte, ich konnte weder Prioritäten setzen, noch den für mich wichtigsten Aspekt finden.

Glücklich sein? Zu trivial, abstrakt und das ist offensichtlich keine konkrete Antwort.
Menschen helfen? Zu banal, denn es ist wohl genug, sozial eingestellt zu sein, um Menschen in Not helfen zu können. Außerdem erlaubt mir mein Egoismus nicht, mein ganzes Leben anderen Menschen zu widmen. Von den mir zur Verfügung stehenden Mitteln ganz zu schweigen...
Spaß haben? Wiederum zu egoistisch, zudem ich in meinem Leben eigentlich noch etwas zustandebringen wollte. Spaß... bin ich nicht eigentlich zu alt um richtigen "Spaß" zu haben? Reichen meine materiellen Mittel dazu aus?
Unendliche Liebe empfinden? Meine Traumfrau sich als Zentrum des Universums fühlen zu lassen?
Werde ich mir nicht zu... erschöpft vorkommen? Liebe führt entweder zum Glücklichsein oder zu einer emotionalen Misere, die vom Leid und unerträglichen Schmerzen begleitet ist.
Hatten wir schon mal...
Außerdem bin ich eher ein vernünftiger, logisch denkender Mensch, bei dem Gefühle zwar nicht abseits stehen, aber auch (wahrscheinlich) nicht den Mittelpunkt ausmachen...
Und... wo ist sie eigentlich - meine Traumfrau? Wie sieht sie wirklich aus. Habe ich sie wieder gefunden? Hatte ich überhaupt je eine Traumfrau in meinem Leben?
Jedermann hat gewisse Vorstellungen von einer solchen Traumfrau...
Ich eigentlich nicht...
Ich bin in der Lage viel Gefühl auszustrahlen. Hat man mir bisweilen zu verstehen gegeben. Aber kann ich aus meinem kalten Leben auch Wärme weitergeben?
„Du liebst nur dich selbst“... war eine andere Einschätzung.

Ich war enttäuscht und verängstigt. Ich wollte meine Augen öffnen. Aber ich tat es nicht.

Ich suchte immer weiter, immer tiefer schaute ich in meine Seele, in meine Träume, Interessen, in meine Wünsche.
Und immer tiefer fiel ich anschließend in eine grenzenlose Leere, die mich vollkommen gefesselt hatte. Und dann ist es mir klar geworden:
Es gibt keinen wichtigsten Sinn des Lebens, zumindest für mich gibt es keinen; dafür aber gibt es mehrere einzelne Aspekte, die zusammen einen individuellen Sinn ergeben.
Wie ein Maler, der mit seinem Pinsel und einer Palette neue Kreaturen schafft, so schafft jedes einzelne Individuum mit seinen Erfahrungen und seinen Überzeugungen seine eigene Zukunft.
Der Unterschied liegt nur darin, dass jeder Mensch dem Zufall bzw. dem Schicksal unterworfen ist, und somit bei seiner Entwicklung nur gewisse Richtlinien definiert; den Rest aber seiner Existenz in der Gesellschaft überlässt.
Der Sinn des Lebens besteht somit darin, das Mosaik des Lebens auf eigene Art und Weise sinnvoll zusammenzubauen und dieses mit bunten Farben zu schmücken.

Ich wollte lieben, ich wollte das Gefühl der Zufriedenheit empfinden, ich wollte meine Visionen realisieren, meine Wünsche verwirklichen. Auch wollte ich das wollen.

Das war und ist mein "point" in meinem Leben.

...Ja, ich bin so naiv gewesen. Ich glaubte vorher, dass ich es von mir behaupten kann, immer genau zu wissen, was ich von meinem Leben erwarte und was ich zu verwirklichen habe.
Aber ich hatte mich geirrt. Ich wusste es nicht, ich wusste es nie, genauso wie kein einziger Mensch das je genau wissen konnte.
Denn dafür muss man seine eigene Entwicklung vorhersagen können, eine Entwicklung, die aus Trillionen von Zufällen oder Schicksalen - wie auch immer man es lieber akzeptieren mag - besteht...

Ich öffnete die Augen.
Im Moment, da ich aus dem Bad trat, leuchtete für einen kurzen Augenblick die Sonne... Mitten im November – trotz Schneetreiben und Eiswind, so dass ich mir ein strahlendes Lächeln nicht verkneifen konnte.

Ich wusste ganz genau, dass der nächste Tag ein anderer, besserer Tag werden sollte.

14. November 2007

E. Stötzer

Autor:

Edgar Stötzer aus Bochum

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