Veränderte Lebensbedingungen erfordern eine veränderte kirchliche Begleitung

Superintendent Peter Scheffler | Foto: Ev. Kirche

Hauptthema der Bochumer Synode waren die Veränderungen des traditionellen Familienbildes und eine Neuregelung des Patenamtes bei der Taufe. Der Anstoß zu dieser thematischen Auseinandersetzung kam von der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW).

Die Landeskirche hatte alle Evangelischen Kirchenkreise um Stellungnahmen zu ihren Entwürfen gebeten. Die sogenannte Hauptvorlage der Landeskirche „Familie heute“ und die Änderungen beim kirchlichen Patenamt sollen im November auf der Landessynode verabschiedet werden.

Die Bochumer Synode verabschiedete als Stellungnahme zum Thema „Familie“ einen Zwischenbericht und würdigte positiv die Auseinandersetzung der EKvW mit dem veränderten Familienbild. Allerdings wurde festgestellt, „dass der Titel Familie heute unglücklich gewählt ist, weil er die Vorstellung klassischer Familienmodelle manifestiert.“

Zu Recht öffne die Hauptvorlage den Blick darauf, „dass angesichts der veränderten Lebensbedingungen die kirchliche Begleitung der Menschen im Alltag anders aussehen müsse.“

Aber auch ein erweiterter Familienbegriff lasse viele Menschen noch außen vor. So seien Menschen, die in Randgruppen leben und Lebensgemeinschaften gleichgeschlechtlicher Paare noch nicht ausreichend erwähnt. Wünschenswert sei auch, „dass die Kirche sich öffnet für die Begleitung von Menschen, die zusammen leben als Angehörige unterschiedlicher kultureller oder religiöser Gruppe.“

Kritisiert wurde der Druck, der durch die wachsende Ökonomisierung aller Lebensbereiche auch auf der Familie lastet. Hier fehle eine deutliche Stellungnahme der Hauptvorlage für familien- und pflegefreundliche flexible Arbeitszeitgestaltung für Frauen und Männer.

Zudem wurde die Landessynode aufgefordert, sich für einen verbesserten Schutz der Flüchtlingsfamilien in Deutschland einzusetzen.
Die Synode wird sich demnächst noch intensiv mit dem Thema Familie beschäftigen.

Auch der Entwurf zu einem neuen Kirchengesetz, das Erleichterung bei der Patenwahl vorsieht, fand die Zustimmung der Bochumer Synode: Wer einer Kirche angehört, die die so genannte „Magdeburger Erklärung“ von 2007 unterzeichnet hat, kann uneingeschränkt Pate werden. In dieser Erklärung haben elf Kirchen die wechselseitige Anerkennung der Taufe ausgesprochen.

Mit großer Mehrheit wurden beide Stellungnahmen von den Bochumer Synodalen angenommen und verabschiedet.

Zuvor war Superintendent Peter Scheffler in seinem Jahresbericht nach einem Rückblick auf die zukünftigen Herausforderungen für die Evangelische Kirche in Bochum eingegangen.

Es gelte wahrzunehmen und darzustellen, „was alles in unserer Stadt fehlen würde, wenn es die Evangelische Kirche in Bochum nicht (mehr) gäbe.“

Das Ehrenamt sei dabei ein bedeutsames Thema. „Ohne die Ehrenamtlichen lassen sich zentrale Aufgaben unserer Kirche nicht wahrnehmen, und die Ehrenamtlichen sind bedeutsame Multiplikatoren unserer Kirche und Ihrer Botschaft.“ Daher stehe die Erarbeitung eines Ehrenamtskonzepts ganz oben auf der Agenda, sagte Scheffler.

In vielen gesellschaftlichen Bereichen sei die Evangelische Kirche in Bochum engagiert: „Wir nehmen Anteil am Schicksal der Opel - Beschäftigten und ihrer Familien, und wir unterstützen ihre Forderung nach überzeugenden Perspektiven für die Beschäftigten. Wir sind als Kirche präsent, in Kindertageseinrichtungen und Schulen, in Familienbildungsstätten und Beratungsstellen sowie in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Dort bekommen wir tagtäglich die Probleme der Menschen hautnah mit und versuchen, vernetzt mit anderen, diesen Kindern und den Familien Chancen zu eröffnen.“ Das gelte auch für die Hilfe und Unterstützung der Senioren, so der leitende Theologe des Kirchenkreises.

Zusammenfassend würdigte der Superintendent die intensive Arbeit an der Konzeption, an einer neuen Kultur der Zusammenarbeit, an der Reorganisation der Verwaltung, an soliden Finanzen und zukunftsfähigen Strukturen.
Aber eines sei ihm doch aufgefallen: in Bochum gebe es zwar „viele hervorragende Solisten, aber noch kein überzeugendes Orchester“, so Scheffler.

„Das mag an unserer protestantischen Kultur, an unserer Organisationsstruktur als Netzwerkorganisation liegen. Aber wenn wir auf Menschen, die z.T. immer weniger persönliche Erfahrungen mit Kirche und Gemeinde haben, anziehend und bestärkend wirken wollen, dann müssen wir an einem gemeinsamen Selbstverständnis als Evangelische Kirche in Bochum noch eine ganze Menge arbeiten. Unsere Konzeption sowie das Fest der Evangelischen Kirche sind dazu erste Schritte.“

Die Kreissynode ist das wichtigste beschlussfassende Gremium der evangelischen Kirche in Bochum. Die insgesamt 149 Mitglieder sind Delegierte der 18 Gemeinden, ehrenamtlich Mitarbeitende, Pfarrinnen und Pfarrer sowie berufene Mitglieder. 115 Synodale sind stimmberechtigt, 34 sind Delegierte mit beratender Stimme

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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