Unser Spaziergang durch Halle in Westfalen.
Wir waren am Freitag, einen Tag vor Silvester dort angereist und hatten einen kleinen Rundgang durch Halle gemacht. Am Samstag wollten wir hier Silvester feiern. Hier einige Fotos.
Erinnerungen wurden wach, an unsere Flucht 1945 aus Pommern. Meine Mutter, mein Zwillingsbruder und ich, waren mit den sich zurückziehenden deutschen Soldaten auf deren Militärfahrzeugen bis nach Wismar gekommen. Es war eisig kalt. Hier kampierten wir mit vielen anderen Flüchtlingen in Scheunen. Bis die Amerikaner dieses kleine Städtchen kampflos übernahmen. Mutter nähte für die amerikanischen Soldaten. Somit bekamen wir hin und wieder etwas mehr zum Essen. Als dann die Amerikaner meiner Mutter klarmachten, dass der Russe Wismar übernehmen sollte, liehen sie meiner Mutter einen vierräderigen offenen Pferdewagen mit einem braunen Rappen um damit zum Bahnhof nach Wismar zu fahren. Dort sollte sie das Gespann stehen lassen und mit dem Zug weiter nach Bochum fahren. Sie nahm noch eine Frau mit ihrem Jungen mit, der genau wie wir Zwillinge acht Jahre alt war. Aber meine Mutter entschied sich ganz anders. Sie fuhr mit diesem Gespann einfach weiter bis nach Bochum. Für uns fünf Personen begann eine sehr lange abendteuerliche Reise bis nach Bochum. Ich weiß nur noch, dass wir in Bielefeld, bei ihrem Bruder halt gemacht hatten und dann durch Halle weiter in Richtung Bochum gefahren sind. Es war schon ein sehr seltsames Gefühl, daran zu denken, dass man hier vor 66 Jahre, mit Pferd und Wagen auf der langen strapaziösen Tour nach Bochum durchgefahren ist. Wir sind aber damals heil zu Hause angekommen. Pferd und Wagen wurden irgendwann später gegen Lebensmittel bei einem Bauer auf dem Lande eingetauscht.
Ich glaube nicht, dass die Amerikanischen Soldaten meiner Mutter sehr böse waren, denn die Russischen Soldaten hätten dieses Pferdegespann sowieso sofort beschlagnahmt.
Autor:Gerd Szymny aus Bochum |
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