Stadtwerke-Sponsoring: „Gehen Sie über Start!“ - Neues Konzept sieht Beirat und Bürger-Voting vor
Transparenz und Bürgernähe sind die Leitgedanken des neuen Sponsoring-Konzeptes der Stadtwerke Bochum, das auf der letzten Sitzung des Aufsichtsrates beschlossen wurde. Dafür ist das gesamte Sponsoring auf Null gestellt worden. Einzige Ausnahmen sind der VfL Bochum und der TV Wattenscheid 01 mit insgesamt 2,65 Millionen Euro sowie einige wenige Projekte wie beispielsweise die Aktion Canchanabury.
Nach den schlechten Erfahrungen der letzten Monate beschreiten die Stadtwerke Bochum neue Wege. „Wir wollen weg vom ‚Großsponsorentum‘ und der Glitzerwelt der Events hin zu mehr Bürgernähe“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Wilmert. Erste Konsequenz: der Sponsoringtopf schrumpft von 4,5 Millionen Euro auf jetzt aktuelle 3,6 Millionen Euro. „Die 900.000 Euro sind ein einmaliger Effekt durch das Musikzentrum, den weggefallenen Atrium Talk und den Steiger-Award. Das Jahresbudget für dieses Jahr und die beiden kommenden Jahre liegt bei jeweils 3,6 Millionen Euro. Ab 2016 steht ein Gesamtbudget in Höhe von 2,7 Millionen Euro zur Verfügung. Diese Zahlen sind aber nicht in Stein gemeißelt, sondern werden Jahr für Jahr durch den Aufsichtsrat überprüft, gegebenenfalls erhöht oder gekürzt.“
Die gute Nachricht für den TV Wattenscheid: Die Förderung in Höhe von 600.000 Euro bleibt für zweieinhalb Jahre unangetastet. „Das ist genügend Zeit“, findet Bernd Wilmert, „um sich bis 2016 auch nach anderen Förderungsmöglichkeiten umzusehen. Wir werden dann mit dem Verein sprechen und neu verhandeln.“
Auch die Verträge mit dem VfL mit einem Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro pro Jahr bleiben bis 2016 unangetastet. Für den Stadionnamen geben die Stadtwerke bis 2016 0,9 Millionen Euro aus, für die Premiumpartnerschaft bei VfL werden bis 2015 jeweils 600.000 Euro und der Name der Rewirpower-Lounge kostet die Stadtwerke bis 2014 rund 500.000 Euro. Ob die Verträge verlängert werden, liegt dann in den Händen des Aufsichtsrates, der alle Projekte mit Fördersummen ab 25.000 Euro beschließen und absegnen muss.
Der Aufsichtsrat hat vier Förderarten beschlossen. In den Stufen 1 und 2 für Anzeigen und schnelles, kurzfristiges Sponsoring mit Fördersummen bis 2.499 Euro steht bei den Stadtwerken ein monatliches Budget bereit, über das ohne Bürgerbeteiligung entscheiden wird.
Interessant wird es bei der Projektförderung mit Mitteln zwischen 2.500 Euro und 24.999 Euro. Hier wollen die Stadtwerke die Bürger an den Entscheidungen direkt beteiligen. „Die Stadtwerke richten eine Internet-Plattform für die Förderung und Entwicklung von Projekten der Bochumer Bürgerschaft ein. Projektträger können dort um Unterstützung der Bürger werben und ihre Vereine und Aktionen vorstellen. Bevor die Projekte zur Abstimmung freigegeben werden, werden sie von einem unabhängigen Beirat auf die Einhaltung bestimmter Mindestkriterien geprüft“, berichtet Bernd Wilmert.
„Der elfköpfige Beirat bestehend aus Vertretern der Gewerkschaften, der Kirchen, der Bochumer Wohlfahrtsverbände, des Stadtsportbundes, dem Ausschuss für Kultur und Sport sowie drei Bochumer Bürgern soll keine Zensur ausüben, sondern nur auf die Mindestkriterien achten und bei Streitigkeiten als Schiedsstelle dienen. Bochumer, die gerne Mitglied im Sponsoring-Beirat werden möchten, können sich unter Angabe des Namens, des Alters und einer kurzen Beschreibung der Motivation bei den Stadtwerken bewerben.
Über die Förderung in der vierten Kategorie, sogenannten Zukunftsprojekten, die in den kommenden Jahren einen Leuchtturmcharakter für die Stadt entwickeln sollen und einer umfangreichen Anschubfinanzierung oberhalb von 25.000 Euro bedürfen, wird durch den Aufsichtsrat entschieden.
Für 2013 werden 100.000 Euro für Zukunftsprojekte bereitgestellt. 350.000 Euro sind im Topf für Bürgerprojekte, die über die Internet-Plattform vergeben werden. Anzeigen beispielsweise für Abi- und Vereinszeitungen sowie Kleinstsponsoring schlagen mit 200.000 Euro zu Buche. Für Veranstaltungen wie beispielsweise das ZFR oder Bochum Total sowie Spenden halten die Stadtwerke in diesem Jahr 300.000 Euro bereit.
Es seinen nicht nur die unangenehmen Ereignisse rund um den Atrium-Talk und den Steiger-Award gewesen, die zu einem Umdenken geführt hätten, meint Bernd Wilmert. Er führt auch das schwierige wirtschaftliche Umfeld, die Auswirkungen des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes sowie den harten Wettbewerb als Gründe an.
„Wir sind keine Anstalt des öffentlichen Rechts, die das Geld einfach verteilt, sondern ein Unternehmen, dass das Geld für das Sponsoring erst verdienen muss“, verdeutlicht Bernd Wilmert mit Blick auf die Angriffe der letzten Tage und Wochen. Spätestens im Juli, wenn der Beirat gefunden und die technischen Voraussetzungen geschaffen sind, können die Bürger und Bürgerinnen über die eingerechten Projekte etwa acht Wochen abstimmen. eur
Autor:Ernst-Ulrich Roth aus Bochum |
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