Spritzkur für Grabsteine: Historischer Kirchhof in Ümmingen wird instand gesetzt
75 historische Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert prägen den historischen Kirchhof Ümmingen. Zurzeit werden sie restauriert. Dafür und für die Instandsetzung des gesamten Hofs macht sich die „Initiative zur Erhaltung des Ümminger Kirchhofs“ stark. Bis Ende August sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.
Im Moment sind fast alle Grabsteine mit weißen Planen bedeckt. Gereinigt sind sie schon; jetzt folgt die Restaurierung. Die Steine sind auf beiden Seiten mit einer Inschrift versehen. „Die profane Seite widmet sich dem Verstorbenen, die sakrale Seite beinhaltet einen frommen Spruch“, erläutert Kunsthistoriker, Restaurator und Maurer Dr. Christoph Hellbrügge. Er und sein Team sorgen dafür, dass die Steine auch zukünftig noch Zeugnis über die Verstorbenen und über die Kirchenhistorie in Ümmingen ablegen können.
Die Grabmale bestehen aus Ruhrsandstein und sind damit eigentlich witterungsbeständig. Der Nachteil des Materials liegt jedoch darin, dass Ruhrsandstein zum Beispiel von Kohleschichten durchdrungen sein kann, in die Wasser einziehen kann. „Das Problem ist das Aufspalten der Schichten“, erklärt Hellbrügge. Ziel sei es daher, „die auseinanderstrebenden Elemente zu verkleben, in dem man etwas injiziert“.
Zum Verkleben nutzt er eine wässrige Epoxidharzdispersion, die er speziell für Steine dieser Art entwickelt hat. Um das Mittel mit einer Spritze punktgenau in den Riss injizieren zu können, verwendet der Restaurator selbst kreierte „Packer“, eine Art kleine Kunststoffhütchen, die vorübergehend auf den Stein geklebt werden, um mit ihrer Hilfe, die Spritze zu fixieren.
Injektion und Schweißdraht
Mitunter werden die Grabsteine auch komplett durchbohrt. In das Loch wird zusammen mit der Injektion ein Edelstahlschweißdraht eingeführt, um das Aufspalten der Schichten zu verhindern.
Seit Ende April sind Christoph Hellbrügge und seine Mitstreiter auf dem Ümminger Kirchhof im Einsatz. Zunächst haben sie alle Grabsteine, die, seitdem sie vor Jahrhunderten aufgestellt wurden, an ihrer ursprünglichen Position stehen, kartiert und alle Risse und Hohlstellen exakt festgehalten.
Denn mit dem Verkleben der Risse, damit die Schichten sich nicht lösen, ist es nicht getan. Zugleich sind Diplom-Restauratorin Jana Nowak, Steinmetz und Steinbildhauer Jochen Koeniger sowie Paula Glück, die ein freiwilliges soziales Jahr in der Denkmalpflege macht, damit beschäftigt, Vorsprünge an den Grabsteinen mit einem farblich auf den Stein abgestimmten Kitt zu verspachteln. Dies geschieht, um die Wasserableitung zu verbessern. „Dann bleibt das Wasser bei Regen nicht auf den Kanten stehen“, erklärt Hellbrügge.
Zum Abschluss der Restaurierung wird die Oberfläche des gesamten Grabsteins mit einer Silikonharzlasur behandelt. Etwa einen Tag pro Stein hat der Fachmann für die Dauer der Restaurierung kalkuliert. „Letztlich geht es aber nur nach Bauchgefühl“, kann er nicht genau abschätzen, wann die Arbeiten komplett abgeschlossen sein werden. Sicher ist er jedoch, dass die Steine auf dem Ümminger Kirchhof damit nicht für immer vor dem Zahn der Zeit geschützt sind. „Da ist jede Generation gefordert, etwas zu tun“, blickt Hellbrügge in die Zukunft.
Fertigstellung bis Ende August
Heimatforscher Clemens Kreuzer, der die „Initiative zur Erhaltung des Ümminger Kirchhofs“ gegründet hat, geht davon aus, dass sämtliche Arbeiten auf dem Kirchhof Ende August beendet sein werden. Dazu zählen neben der Restaurierung der Grabmale das Sichtbarmachen der Grundmauern der früheren Kirche, die Neugestaltung einer Zuwegung sowie das Aufstellen einer Infotafel. Der Auftrag dafür sollte in der vergangenen Woche vergeben werden. „Die Ausführung soll im Juli und August sein", so Kreuzer.
Im September soll der historische Ümminger Kirchhof dann der Öffentlichkeit übergeben werden, und im Anschluss ist ein Fest auf dem Hof Schulte-Ümmingen geplant.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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