Spende fürs neue Frauenhaus: Caritas hofft auf eine Fertigstellung bis Mitte 2020
Brandschutz und Barrierefreiheit entsprechen nicht den neuesten Vorschriften, und es fehlt an Rückzugsorten für die Bewohner. Das Frauenhaus braucht eine neue Bleibe. Schon lange plant der Caritasverband für Bochum und Wattenscheid als Träger der Einrichtung einen Neubau, doch eine Umsetzung scheiterte bislang an den Kosten. Mit einer Spende über 10.000 Euro möchte Dr. Wilhelm Beermann, Aufsichtsratsvorsitzender des Katholischen Klinikums Bochum und langjähriger Bergbaumanager, nun weiteren Spendern einen Impuls geben.
„Ich möchte ein Zeichen setzen“, sagt Beermann und hofft, dass Menschen seinem Beispiel folgen, und Geld, das sie zu einem Anlass geschenkt bekommen, dem Frauenhaus spenden. Er selbst stellt dem Frauenhaus das Preisgeld zur Verfügung, das er vor einigen Wochen zusammen mit dem Heinrich-Brauns-Preis des Bistums Essen erhalten hat.
„Es ist schade, dass ein Frauenhaus notwendig ist, aber es ist notwendig“, sagt Beermann. Unter anderem durch seine Frau, Marlene Beermann, Vorsitzende der Caritaskonferenz in Wattenscheid, ist er auf die Probleme der Einrichtung aufmerksam geworden.
Seit 1981 ist das Frauenhaus in einem in den 1960er Jahren gebauten Gebäude untergebracht. „Das war mal ein Heim für gefallene Mädchen, und die Räumlichkeiten haben bis heute Heimcharakter“, erläutert Ulrike Langer, Leiterin des Frauenhauses. 14 Frauen können hier Platz finden. Das Haus ist mit Einzelzimmern und Familienzimmern für Frauen mit bis zu vier Kindern ausgestattet. „Allerdings gibt es keine Rückzugsmöglichkeiten für die Frau oder die Kinder“, so Langer. „Es ist immer Trubel.“
Das neue Frauenhaus soll ebenfalls 14 Frauen Raum bieten. „Aber die räumlichen Gegebenheiten sollen flexibler werden, so dass man zum Beispiel Familienzimmer einrichten und wieder auflösen kann“, erklärt die Leiterin.
Eigentlich wären sogar mehr Kapazitäten als nur für 14 Frauen erforderlich – vor allem, da sich die Verweildauer der Frauen verlängert hat. „Bis vor ein, zwei Jahren waren es im Schnitt drei Monate. Jetzt sind es vier bis fünf Monate, weil die Wohnungssituation in Bochum sehr schwierig ist“, sagt Langer. „Die Wohnungsgesellschaften nehmen sich den Frauen nicht mehr so an.“ Der Platzbedarf im Frauenhaus sei daher da. Aber mehr Platz bedeute mehr Personal und mehr Kosten, macht Langer deutlich.
Bauliche Probleme
Ein wesentliches weiteres Argument für den Neubau liegt darin, dass das alte Gebäude mittlerweile auch bauliche Probleme aufweist. „Es gibt noch viele Holzarbeiten“, weiß Caritasdirektor Hans-Werner Wolff, dass dies feuerpolizeilich ungünstig sei. Zudem gibt es zwar einen Aufzug, aber es müssen trotzdem Stufen überwunden werden.
Vor diesem Hintergrund hat die Caritas bereits ein Grundstück erworben, und auch die Baugenehmigung für ein neues Frauenhaus liegt vor. Bislang konnte der Verband die veranschlagten Baukosten von rund 2,5 Millionen Euro jedoch nicht stemmen. Neben der Spende von Wilhelm Beermann und einigen Zusagen weiterer Einzelpersonen und Institutionen hofft man nun bei der Caritas auf Fördergelder. „Durch Vermittlung der Stadt in den vergangenen Wochen können wir Wohnungsfördermittel abgreifen“, sagt Wolff. Konkret geht es um einen Kredit in Höhe von 1,5 Millionen Euro sowie einen Tilgungszuschuss, der 225.000 Euro beträgt. „Die Anträge laufen.“
Die Tilgung des Darlehens könnte, so der Vorschlag der Stadt, durch die Anhebung der Unterkunftskosten erfolgen, die bislang bei elf Euro und künftig bei 21 Euro liegen würden.
Zudem ist der Caritasverband mit Stiftungen im Gespräch, ob über sie ein eigener Bereich für Kinder in dem neuen Gebäude gefördert werden könnte. „Wir haben unsere Architektin beauftragt, den Plan so zu überarbeiten, dass er förderfähig ist“, so Wolff. Der Caritasdirektor hofft, dass das neue Frauenhaus Mitte 2020 in Betrieb genommen werden kann.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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