Politisches Nachgebet - Zukunftssorgen der Opelaner im Fokus

Jugendliche Arbeitslose hatten ein Kreuz gestaltet, auf dem die Nachtgebete und Solidaritätsaktionen eingetragen werden. Auch das politische Nachtgebet in der Liebfrauenkirche in Altenbochum wurde darauf verewigt. Foto: Frauke Haardt-Radzik. | Foto: Frauke Haardt-Radzik
  • Jugendliche Arbeitslose hatten ein Kreuz gestaltet, auf dem die Nachtgebete und Solidaritätsaktionen eingetragen werden. Auch das politische Nachtgebet in der Liebfrauenkirche in Altenbochum wurde darauf verewigt. Foto: Frauke Haardt-Radzik.
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Eine Andacht mit aktuellem Bezug zur arbeitspolitischen Lage insbesondere bei Opel: Der ökumenische Initiativkreis „Politisches Nachtgebet Bochum-Gelsenkirchen“ lud erneut zu einer Veranstaltung in die Liebfrauenkirche in Altenbochum ein. Mit Genesis 1,27 „Gott schuf den Menschen als sein Ebenbild“ und dem gegenübergestellt „Was sind wir jetzt – nur noch Produktionsfaktoren?“ forderte der engagierte Kreis die zahlreichen Besucher zum Nachdenken auf.

In seiner Einführung wies Gelsenkirchens Sozialpfarrer Dieter Heisig auf die Sorgen der bis vor wenigen Tagen von Zwangsversetzung und Kündigung bedrohten Opelmitarbeiter hin: „Entweder Du bist flexibel oder Du fliegst!“ Was, wo, wie und wofür wir produzieren, müsste aber nicht nur von einigen Wenigen, sondern von allen in der Gesellschaft beantwortet werden. Schließlich sei jeder von uns viel mehr als nur einfach Rendite oder steigende Börsenkurse. „Oft sind wir viel zu leise und sagen nichts“, bedauerte Heisig die häufig an den Tag gelegte Zurückhaltung gegenüber ungerechten und nicht nachzuvollziehenden Maßnahmen der Mächtigen. „Schenke uns Kraft im parteilichen Eintreten für die, die unsere Solidarität brauchen“, wurde anschließend gemeinsam gebetet.

Um genauer etwas über die aktuelle Situation der betroffenen Opelmitarbeiter zu erfahren, befragten Klaus Wehrhöfer, Sprecher der christlichen Sozialverbände Gelsenkirchen, und Rose Richter vom evangelischen Institut für Kirche und Gesellschaft das Opel-Betriebsratsmitglied Helmut Bonk: „Würden Sie nach Rüsselsheim gehen?“ Mit einem klaren „Nein“ und der Darstellung seiner und der Familiensituation vieler anderer Opelaner stellte sich der Vorsitzende der Personal- und Kündigungskommission auf die Seite der Mitarbeiter. Völlig willkürlich und nicht nachzuvollziehen sei die Auswahl derjenigen gewesen, denen eine Kündigung ins Haus flatterte: „Da waren Menschen dabei, die hier pflegebedürftige Familienangehörige haben und Schwerbehinderte und Familienväter mit schulpflichtigen Kindern.“ Die Verunsicherung unter den Arbeitern sei auch nach Rücknahme der Kündigungen geblieben und das Personalkarussell drehe sich schon weiter.

„Gott schuf den Menschen als Ebenbild Gottes – und nicht als eine Nummer unter vielen“, begann Marie-Luise Langwald, Mitglied des Arbeitskreises politisches Nachtgebet, ihre Predigt. „Wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich Gott.“ Denn jeder Mensch dieser Erde sei Gott heilig. In den Fürbitten und Segenswünschen wurde um Kraft und Segen für ein Leben in Würde gebeten. „Wird es Opel auch im Jahre 2020 in Bochum noch geben?“ Diese Sorge beschäftigte auch die Menschen in den Kirchenbänken. Der mittlere Industriestandort Bochum müsse auf jeden Fall erhalten bleiben, hieß es dazu schließlich als Fazit.

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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