Opel hinterlässt Narben
Ein Rückzug wie jener von Opel aus Bochum verursacht Wunden und hinterlässt Narben. Dies bezieht sich nicht nur auf das betreffende Stadtgebiet.
So unumgänglich schmerzhafte Spuren sind, ist es dennoch nicht gänzlich egal, wie man einen Standort verlässt. Der Rückzug des Rüsselsheimer Konzerns kann als Beispiel dafür herhalten, wie man nicht nur mit einer Werksschließung allein für negative Meldungen sorgt.
Während die Abrissarbeiten im Bereich von Tor 4 am Werk I begonnen haben, geht eine Auseinandersetzung vor Gericht weiter. Der einstige Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel hatte im Juli 2013 gegen die Adam Opel AG geklagt. Es soll in diesem Prozess festgestellt werden, ob sämtliche Arbeitgebervertreter des Aufsichtsrats, der im April 2013 die Schließung des Bochumer Werks beschloss, stimmberechtigt waren. Einenkel bezweifelt dies. Verhandelt wird vor dem Landgericht Darmstadt. Beim Termin am vergangenen Dienstag erschien laut anderen Medien nur einer von zwei Zeugen des Unternehmens. So wurde erneut vertagt, im Mai könnte das Verfahren weitergehen.
Kündigungsschutzklagen werden verhandelt
Streit vor Gericht – den gibt´s auch hier vor Ort. Die Betriebsratsliste „Offensiv“ bei Opel und Neovia (Werk III) meldete sich nun zu Wort. Anlass sind die ersten Gerichtsverhandlungen gegen Kündigungen und der Protest gegen zu niedrige Abfindungszahlungen. In den kommenden Wochen stehen vor dem hiesigen Arbeitsgericht zahlreiche Gerichtstermine gegen die Adam Opel AG an. Aus dem Kreis von gekündigten Ex-Opelanern wurden mehrere Kündigungsschutzklagen erhoben. Beispielhaft nennen die Betriebsräte den Fall Klaus Leymann, dem trotz Betriebsratsmandat und Schwerbehinderung gekündigt wurde, anstelle eines Arbeitsplatzes im weiterhin betriebenen Werk III. Ohne die in seinem Fall gesetzlich vorgeschriebene Zustimmung des Integrationsamtes abzuwarten, habe er eine Änderungskündigung erhalten.
„Man darf gespannt sein, wie Opel es fertigbringen will, die Unmöglichkeit einer Beschäftigung für ihn und die anderen Kollegen am Standort Bochum zu rechtfertigen, wenn doch das Teile- und Zubehörlager Werk III nach eigenen Aussagen ab Februar kommenden Jahres wieder im Vollbesitz der Adam Opel AG sein wird“, erklärt „Offensiv“.
Auch prangert „Offensiv“ ein sich verschärfendes Vorgehen gegen „kämpferische und unbequeme Betriebsratsmitglieder“ an. So sei dem Ersatzmitglied der Betriebsratsliste „Offensiv“ Astrid Etzrodt am Freitag, 13. Februar, von der Personalabteilung der Zutritt zum Werksgelände verweigert worden. „Das ist eine offene und illegale Behinderung von Betriebsratsarbeit. Hier wird gezielt versucht, kämpferische Kollegen einzuschüchtern“, schreibt „Offensiv“.
Nervosität der Gerschäftsleitung?
Nimmt die Nervosität der Geschäftsleitung zu? „Ja“ meint „Offensiv“, es sei dem Protest gegen zu niedrige Abfindungszahlungen geschuldet. Laut anderen Medien liegen entsprechende Zahlungen der Nettosummen teilweise mehr als 25 Prozent unter den Summen, die von Opel bei den Verhandlungen über die Aufhebungsverträge genannt wurden. Hier spielt auch die Steuergesetzregelung eine Rolle, zusätzlich kam es seitens des Konzerns in verschiedenen Fällen zu Berechnungsfehlern. Zahlreiche Widersprüche seitens der Ex-Opelaner wurden eingelegt.
Zur gleichen Zeit wird nun an der Wittener Straße plattgemacht. An Tor 4 stapeln sich herausgerissene Materialien. Im Bereich der Lackierei wurden zu Wochenbeginn noch Arbeiter in Schutzanzügen gesichtet. Der Bagger steht in Position, sein zerstörendes Werk an Werk I zu beginnen. Der einstmals weithin sichtbare, stolze Opel-Schriftzug mit dem Blitz wurde am Freitag letzter Woche, schon im Schutze der Dämmerung, heruntergeholt. Als ob es noch etwas zu schützen gäbe...
Abriss des Opel Werks - Bilder vom 4. März 2015
Abriss des Opel Werks - Bilder vom 19. März 2015
Abriss des Opel Werks - Bilder vom 25. März 2015
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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