Oberbürgermeisterin verleiht Ehrenplakette
Der Rat hat in seiner Sitzung am 18. Juli beschlossen, Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die sich auf unterschiedlichen Feldern zum Wohle der Stadt eingesetzt haben, die Bochumer Ehrenplakette zu verleihen. Zum 6. Mal seit Stiftung der Ehrenplakette der Stadt im Jahr 1982 werden damit zwölf Persönlichkeiten, die sich besondere Verdienste um die Stadt erworben haben, ausgezeichnet.
Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz überreichte die silberne Ehrenplakette, die auf der Vorderseite das Bochumer Stadtwappen und auf der Rückseite unter dem Schriftzug “In Anerkennung von Verdiensten“ das Bochumer Rathaus zeigt.
2013 erhalten die Ehrenplakette Anne und Dr. Reinhard Cebulla. Der Rat würdigt mit dieser Auszeichnung die Verdienste, die diese sich als engagierte Förderer von Kunst und Kultur um die Stadt Bochum erworben haben. In diesem Jahr besteht ihre Kunstwerkstatt am Hellweg 18 Jahre. Seit Sommer 1995 haben sie eine ehemalige Schreinerei nach und nach in einen Raum für Musikaufführungen, darstellende Künste und Ausstellungen verwandelt. In diesem informellen Rahmen haben Gäste Gelegenheit, nicht nur „in der ersten Reihe zu sitzen“, sondern unmittelbar mit den Künstlern in Kontakt zu kommen. Diese Chance haben inzwischen rund 30.000 Besucher wahrgenommen. Erleben konnten sie in etwa 850 Veranstaltungen zirka 300 Künstler aus rund 60 Ländern. In der Kunstwerkstatt tritt auf, wer auch in der New Yorker Carnegie Hall, im Amsterdamer Concertgebouw, im großen Saal des Moskauer Konservatoriums oder in der Berliner Philharmonie zu hören ist. Wer in einem Kreis von durchschnittlich 30 Besuchern erstklassige Interpreten am Anfang ihrer Karrieren hören, erleben und kennen lernen will und auch um unbekannte Werke angereicherte Programme schätzt, findet hier die richtige Adresse. Der 1998 ins Leben gerufene Freundeskreis hat inzwischen etwa 50 Mitglieder. Die Kunstwerkstatt am Hellweg ist mittlerweile landesweit bekannt und geachtet.
Dr. Christine Darmstadt
erhält die Ehrenplakette, weil sie sich als engagierte Kunsthistorikerin um die Stadt Bochum verdient gemacht hat. Sie gehörte zu den Gründerinnen und Gründern der Bürgeraktion „Rettet die Bochumer Kirchen” im Jahr 2005. Sie setzt sich dafür ein, dass die über den innerkirchlichen Bereich weit hinausragende Bedeutung von Kirchengebäuden, die im Rahmen der Neustrukturierung der katholischen Gemeinden im Bistum Essen geschlossen wurden, stärker in das allgemeine Bewusstsein gerückt wird. Als nimmermüder Motor dieser ganz speziellen Bürgerbewegung hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, für Gotteshäuser, die durch diese Neustrukturierung aufgegeben werden, andere Nutzungsmöglichkeiten zu finden. Sie trägt damit dazu bei, die Identifikation stiftende, städtebauliche und kulturhistorische Bedeutung dieser Sakralbauten für die Nachwelt zu bewahren. Darüber hinaus hat sie sich einen Namen als Expertin für die authentische Instandsetzung und Farbgestaltung historischer Gebäude sowie als Beraterin für die Instandsetzung von Fassaden des Klassizismus, Historismus, Jugendstil und Funktionalismus gemacht. Dass ihr Wirken auch weit über die Grenzen Bochums hinaus wahrgenommen wird, macht nicht zuletzt ihre dreimalige Auszeichnung mit dem Europa-Nostra-Diplom für herausragende Leistungen im Bereich der Erhaltung von Kulturerbe deutlich.
Die Ehrenplakette erhalten Pfarrer i.R. Horst Grabski und Pfarrer i.R. Manfred Schmidt für ihr Engagement für die Menschen in Bochums ukrainischer Partnerstadt Donezk. Sie setzen sich seit vielen Jahren im Rahmen des Freundeskreises Bochum-Donezk für Bedürftige ein. Schwerpunkte ihres Wirkens sind Hilfsgütertransporte sowie Projekte im Sozial- und Gesundheitsbereich. Mit der Sozialstation „Bochumer Haus” konnten sie beispielsweise die Lebenssituation von alten und pflegebedürftigen ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen Kriegsopfern in Donezk verbessern. Sie leisteten damit gleichzeitig einen Beitrag zu Aussöhnung und Völkerverständigung. Sie setzen mit ihrem Einsatz ein Zeichen mitmenschlicher Solidarität, das vorbildlich ist. Sich bei ihrer Arbeit für die Menschen im ost-ukrainischen Donezk nicht entmutigen zu lassen, sondern sich stets dem Dienst am Nächsten verpflichtet zu wissen und trotz aller Schwierigkeiten weiterzumachen, zeichnet sie aus. Durch ihr Engagement erfahren die Menschen in unserer Partnerstadt in einer ganz persönlichen Weise, dass sie nicht allein sind, sondern jemand an sie denkt und ihnen hilft. Sie erleben so ein ganz spezielles Zeichen europäischer Verbundenheit.
Der Rat würdigt mit der Ehrenplakette auch die Verdienste von Silvia Hornkamp, die sie sich bei der Betreuung von an Duchenne Muskeldystrophie erkrankter Kinder erworben hat. Seit 1996 kümmert sich die „aktion benni & co" um junge Patienten, die an der Duchenne Muskeldystrophie erkrankt sind. Diese häufigste muskuläre Erbkrankheit im Kindesalter beginnt mit einer Schwäche der Becken- und Oberschenkelmuskulatur und schreitet rasch voran. Sie endet, meist im jungen Erwachsenenalter, immer tödlich, sobald die Herz- und Atemmuskulatur abgebaut wird. Neben der Betreuung der Patienten und ihrer Familien hat sich die Vereinigung zum Ziel gesetzt, die Forschung in diesem Bereich mit Geld zu unterstützen. So wurden bis heute über vier Millionen Euro eingeworben. Eng verknüpft mit den Erfolgen dieser Selbsthilfegruppe ist Silvia Hornkamps Wirken als Geschäftsführerin. Sie ist selber betroffene Mutter und nimmt ihr Amt seit 2005 wahr, seitdem „benni & co” den Sitz der Geschäftführung aus dem Westerwald nach Bochum verlagert hat. Nicht zuletzt durch ihr Wirken ist es gelungen, die Mitgliederzahl von rund 250 auf mehr als 800 zu steigern. Auf ihre Initiative hin wurde zur nachhaltigen und dauerhaften Sicherung der Arbeit des Vereins 2010 die Deutsche Duchenne Stiftung ins Leben gerufen, deren Schirmherrin Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist.
Der Rat zeichnet Ulrich Jeromin mit der Ehrenplakette aus, weil er sich als herausragender Förderer des Sports erwiesen hat. Sein Name ist seit Jahrzehnten untrennbar mit dem Bochumer Fußball verbunden. So leitete er von 1969 bis 1997 als Fußballschiedsrichter Spiele der höchsten deutschen Amateurklasse und wurde zudem als Schiedsrichter-Assistent in der 2. Bundesliga eingesetzt. Danach war er als Schiedsrichterbeobachter tätig. Von 1985 bis 2001 amtierte er als Vorsitzender des Jugendausschusses des Fußballkreises Bochum. In dieser Zeit initiierte er die Gründung der „Mini-Kicker” in Bochum, einer Aktion zur Förderung von Sport und Spiel für Kinder im Vorschulalter, die inzwischen in ganz Deutschland Nachahmung gefunden hat. 1998 wurde er zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen e.V. in Bochum gewählt, bevor er 2001 den Kreisvorsitz übernahm. Neben der Förderung sportlicher Aktivitäten gilt sein Engagement besonders einem sportlichen und fairen Umgang von Aktiven und Vereinsmitgliedern miteinander. Des Weiteren engagiert er sich seit 1990 in der Sportjugend des Stadtsportbundes Bochum (SSB) und gehört seit 1996 als stellvertretender Vorsitzender der Sportjugend auch zum Vorstand des SSB.
Felix Lipski erhält die Ehrenplakette der Stadt Bochum, weil er sich seit langem für die Menschen einsetzt, die während des Nationalsozialismus verfolgt worden sind. Er wurde im weißrussischen Minsk geboren und wuchs im von der deutschen Besatzung errichteten dortigen Ghetto auf. So erlebte er bereits als Kind Terror und Hunger dieser Kriegszeit. Nach 1945 wurde er Arzt und lebte bis 1998 in der Sowjetunion. Dann kam er im Zuge der neuen jüdischen Einwanderung, seiner Tochter folgend, nach Deutschland und lebt heute in Bochum. Er engagiert sich für die Aufklärung über Holocaust, Krieg und Nazi-Unrecht und organisiert Treffen der nach Deutschland emigrierten Kriegsveteranen. 1991 gründete er zusammen mit anderen Überlebenden den „Weißrussischen Verband der ehemaligen jüdischen Häftlinge der nationalsozialistischen Ghettos und KZ”. Als Mitglied der Jüdischen Gemeinde Bochum – Herne – Hattingen, referiert er regelmäßig über seine Erfahrungen im Minsker Ghetto. Vor allem durch die von ihm organisieren Führungen zu den Gräbern der Opfer des Nationalsozialismus am Friedhof Freigrafendamm ist er vielen Bochumerinnen und Bochumern bekannt.
Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz überreichte die Ehrenplakette auch Gisela Möcklinghoff und Inge Ragsch. Der Rat würdigt mit dieser Auszeichnung die Verdienste, die die beiden sich bei der Betreuung Wohnungsloser erworben haben. Beide engagieren sich seit 1996 für den betreuten Mittagstisch für Wohnungslose in Wattenscheid. Dieser wird vom Diakoniewerk Gelsenkirchen und Wattenscheid getragen und betreut täglich 60 Bedürftige, die Frühstück und Mittagessen erhalten. Zusätzlich steht ihnen ab 20 Uhr eine Notschlafstelle zur Verfügung. Das Ziel des Mittagstisches ist es, diese Mitmenschen so zu unterstützen, dass sich ihre Lebenssituation stabilisiert und sie sich aus ihrer Isolation befreien können. Der Mittagstisch wird getragen durch die Arbeit ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. Gisela Möcklinghoff und Inge Ragsch kochen regelmäßig im alten Gesundheitsamt Wattenscheid und engagieren sich jedes Jahr auch an Heiligabend für die Bedürftigen. Zur Finanzierung des Mittagstisches werben sie Spendengelder und Sachmittel ein. Im Laufe der Jahre haben sich intensive Kontakte zu den Bedürftigen entwickelt, die über das Engagement des betreuten Mittagstisches hinausgehen.
Jürgen Niedringhausen erhält die Ehrenplakette, weil er sich durch seine vorbildliche Förderung der Nachwuchsarbeit im Sport verdient gemacht hat. Er engagiert sich seit vielen Jahren im sportlichen Bereich. Schwerpunkte seines Wirkens liegen im Fußball und im Basketball, wobei ihm die Förderung des Jugendsports stets eine ganz besondere Herzensangelegenheit war. Die Organisation und Durchführung der Sportkonferenz Bochum-Nord, jährliche Jugendturniere im Fußball und Basketball sowie um den Pokal der Bezirksvertretung im Bochumer Norden sind beispielhafte Stationen seiner vielfältigen Aktivitäten. Darüber hinaus war er 2002 Cheforganisator der größten Jugendsportveranstaltung Europas, der Ruhrolympiade. Auf seine Initiative geht des Weiteren die BOlympiade – ein städteübergreifender Sportwettbewerb für Schülerinnen und Schüler von Förderschulen zurück, die er ebenfalls organisiert. Er war viele Jahre Geschäftsführer und Vorsitzender der Bochumer Sportjugend, leitete zudem das Bildungswerk im Stadtsportbund und war Mitglied im Vorstand des SSB. Hier bringt er bis heute als Beisitzer seine große Erfahrung in die Sportselbstverwaltung ein.
Die Ehrenplakette erhält auch Gerhard Toffel. Der Rat würdigt mit dieser Auszeichnung die Verdienste, die er sich um die Pflege der Beziehungen zur Kreisgemeinschaft Neidenburg erworben hat. Die Patenschaft zwischen Bochum und Neidenburg jährt sich 2013 zum 60. Mal. Für viele Menschen, die in diesem Teil des früheren Ostpreußens gelebt haben, ist die Kreisgemeinschaft so etwas wie ein Stück ihrer ehemaligen Heimat. Sie bleibt auf besondere Weise lebendig durch die Heimatstube im alten Amtshaus Werne und die alle zwei Jahre stattfindenden Neidenburger Heimattreffen, deren Jubiläumsveranstaltung vor fünf Wochen im RuhrCongress gefeiert wurde. Nahezu von Anfang an hat Gerhard Toffel – stets im Hintergrund agierend, da der offizielle Repräsentant der Kreisvertreter ist – diese Patenschaft mitgestaltet. Er hielt und hält den Kontakt zur Stadt Bochum und hat gerade in der schwierigen Zeit der Ost-West-Auseinandersetzung entscheidend daran mitgearbeitet, dass die Patenschaft stets durch ein besonderes Vertrauensverhältnis geprägt war. Auf seine Initiative hin gelang es nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ auch das heutige polnische Nidzica in diese Patenschaft einzubinden. Gegenseitige Besuche von politischen Repräsentanten sowie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der jeweiligen Verwaltungen in Masuren und dem Ruhrgebiet waren Resultate dieser Zusammenarbeit. Es ist erheblich sein Verdienst, dass die Patenschaft der Stadt Bochum zur Kreisgemeinschaft Neidenburg mit Leben erfüllt ist.
Autor:Ernst-Ulrich Roth aus Bochum |
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