Leider vorbei! High Noon an der Tankstelle - In Laer gab's den Liter Super für 1,22 Euro - aber nur für drei Stunden
1,72 Euro für den Liter Super - die elektronische Anzeigetafel tut so, als sei alles normal. Doch nichts ist wie sonst am Dienstagmittag der Westfalen-Tankstelle an der Wittener Straße. Eine lange Autoschlange windet sich einmal ums Gelände, Ordner regulieren die Zufahrt - und doch stauen sich die Autos bis hinab zur Autobahnauffahrt und von der Innenstadt aus bis Möbel Hardeck zurück. Auch parallel auf der Alten Wittener Straße ist kein Durchkommen. Schaulustige begucken sich die Blechschlangen? "Gibt's hier was umsonst?" Gibst es - oder zumindest gefühlt: Den Liter Super gibt's von 12 bis 15 Uhr zum Schnäppchenpreis von 1,22 Euro - der benachbarte Quick-Reifendienst gibt einen aus und übernimmt den Differenzbetrag.
50 Cent sparen am Liter Super? Super! Das dachten sich wohl viele Autofahrer. Und wer richtig sparen will, der muss nicht nur einen möglichst leeren Tank, sondern auch reichlich Geduld mitbringen: Wer endlich an der Zapfsäule vorfahren kann, hat schon mindestens 30 bis 40 Minuten Wartezeit hinter sich. Von Stress ist dennoch nichts zu spüren. "Geht doch", meint die Autofahrerin, die ihren Kleinwagen befüllt. "Das lohnt sich auf alle Fälle."
Und auch Tankstellenpächterin Heike Reinecke ist in all dem Trubel die Ruhe selbst. "Läuft doch super", strahlt sie.
Um 11.58 Uhr, zwei Minuten früher als geplant war, war es soweit: "Da mussten wir loslegen." Die ersten Schnäppchenjäger hatten schon am Morgen auf dem Seitenstreifen an der Alten Wittener Straße geparkt, um bei der dreistündigen Sparaktion ganz vorne dabei zu sein. "Doch als die ersten Autofahrer um halb 12 die Zapfsäulen blockieren wollten, mussten wir sie freundlich bitten, Platz zu machen. Schließlich hatten wir zu dem Zeitpunkt ja auch noch ganz normale Kunden...."
Mit 50.600 Litern sind die beiden Super-Tanks randvoll gefüllt. "Das reicht bis 15 Uhr - dicke", ist die Fachfrau sicher. Für maximal 50 Liter erstattet der Nachbar "Quick" die Mehrkosten zum regulären Preis - theoretisch könnten also 1000 Kunden in den Genuss kommen. Doch so einfach ist die Rechnung nicht: "Mache Kunden tanken durchaus mehr", hat Heike Reinecke bemerkt. "Aber wir hatten auch schon Kunden dabei, die nur für 20 Euro getankt haben." Beide Kassen der Tankstelle sind an diesem Mittag besetzt, zusätzlich drei Mitarbeiter lenken den Verkehr in Bahnen - und auch der Quick-Reifendienst hat eigens Mitarbeiter abgestellt, die helfen sollen, damit das Schnäppchentanken nicht zum Chaostanken wird.
Die Rechnung scheint aufzugehen. Denn auch Polizeihauptkommissar Holger Lamsfuß von der Verkehrsinspektion 1 ist recht entspannt: "Jetzt geht es. Am Anfang hatten wir ein paar Probleme, weil natürlich ein paar ganz Schlaue auf der Wittener Straße auf der linken Spur gefahren sind, dann im letzten Moment in zweiter Reihe auf die Tankstelle abbiegen wollten und damit natürlich auch den normalen Durchgangsverkehr Richtung Innenstadt blockierten. Mit zehn Beamten, darunter sieben Kollegen auf dem Motorrad, ist die Polizei vor Ort. "Die Aktion ist im Vorfeld bei uns und beim Straßenverkehrsamt angemeldet worden." Seine größte Sorge gilt jetzt der Autobahn: "Wenn der Rückstau bis auf die A 43 geht, haben wir ein Problem." Sein andere Schreckensvision: "Was passiert, wenn der Sprit nicht reicht?" Wird er, versichert Tankstellenpächterin Heike Reinecke. Und notfalls steht auch noch der Lieferant in den Starlöchern, um Nachschub zu bringen. "Aber die Bochumer Autofahrer sind alle sehr entspannt."
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
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