Hochschule Bochum präsentiert bei ihrem Neujahrsempfang ein „Gender-Kabarett“
„Gender Mainstreaming“ ist als Ziel überall anerkannt, in der EU, der Geschäftsordnung der Bundesregierung, in jeder Hochschule. Doch der Begriff klingt immer noch komplex, liegt schwer auf der Zunge. Dass sich dahinter mehr als nur „Frauenpolitik“ verbirgt, ist immer noch vielen unklar. Auf unterhaltende, satirisch zugespitzte Weise hat nun die Hochschule Bochum bei ihrem Neujahrsempfang den Versuch einer Aufklärung unternommen. Kriszti Kiss und Stefan Keim präsentierten ein „Gender Kabarett“ mit Szenen, Songs und aktuellen Anspielungen.
Mit der Flut von Comedyshows über das Verhältnis von Männern und Frauen hat dieses Programm nichts zu tun. Es ging exakt um die Bedingungen an Hochschulen. Kriszti Kiss spielte eine Dozentin, die gerade ebenso wie ihr männlicher Kollege Elternzeit genommen hat. Doch während sie sich um Kind und Familie kümmert, arbeitet er fröhlich weiter an seiner Habilitation und schnappt ihr einen attraktiven Lehrstuhl vor der Nase weg. Dass Frauen und Männer auf verschiedene Weise kommunizieren, nahmen die Kabarettisten in verschiedenen Szenen aufs Korn. In einem Einstellungsgespräch spielten sie nicht nur die gesprochenen Sätze, sondern auf einer zweiten Ebene die Hintergedanken, die Subtexte mit. Die Zuschauer konnten also hören, was sich wirklich hinter Worthülsen wie „Handlungszwang“ und „Sparkriterien“ verbirgt, nämlich Machtstrategien.
Auch ihren eigenen Job nahmen Kiss und Keim aus der Genderperspektive fröhlich auf die Schüppe. Denn „Männerhumor ist gelebter Darwinismus“, während Frauen schon durch ihre soziale Entwicklung gezwungen sind, subtiler zu witzeln. Während sich in Bochum sechs Hochschulen zur „Univer-City“ zusammen geschlossen haben, riefen die Kabarettisten die „Diver-City“ aus. Sie entwickelten Vorschläge, wie sich die Vorschriften der Diversity praktisch umsetzen lassen. Zum Beispiel mit nach Religionsgruppen geteilten Parkplätzen, in denen Autos nach Mekka schauen oder zum Kreuz zusammen gestellt werden können. Oder – wie Kriszti Kiss formulierte – „dass ich als Frau die Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht nicht direkt als Behinderung empfinde.“
Das Publikum ließ sich von den Pointen ebenso mitreißen wie von den musikalischen Einlagen. Kriszti Kiss fasste den Frust der in der Elternzeit abgehängten Dozentin in einen kraftvollen Blues über Kinder und Beruf zusammen. Die grundlegenden Elemente des „gender mainstreaming“ fasste das Duo in einem Rap zusammen, der den Auftritt umrahmte. Die durchweg positiven Reaktionen der Zuschauer lassen darauf schließen, dass die kabarettistische Form der Wissensvermittlung, das „Gendertainment“ funktioniert.
Autor:Ernst-Ulrich Roth aus Bochum |
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