Exklusive Rathaus-Führung für Stadtspiegel-Leser
„Es ist Ihr Rathaus! Also bitte keine Scheu. Gehen Sie hinein, schauen Sie sich um. Es lohnt sich!“
Herbert Schmitz vom Presse- und Informationsamt der Stadt verbindet seine Begrüßung gleich mit einer Aufforderung. 21 Leser des Stadtspiegels haben sich zu einer informativen Führung eingefunden. An diesem Tag geht es dabei auch durch Gänge und Räume, die dem „normalen“ Besucher im Regelfall verschlossen bleiben.
Ganz grundsätzlich: Ja, warum nicht einmal die weitläufigen Treppenhäuser, den reizvollen Innenhof oder den repräsentativen Flur vor dem Büro des Oberbürgermeisters aufsuchen? Dies alles ist weitgehend frei zugänglich und wer genau hinschaut, kann vieles entdecken. Auch eine Runde im Paternoster ist jederzeit möglich. „Letztlich sind wir Bochumer die Chefs hier – wir zahlen es ja schließlich auch mit unseren Steuern“, meint einer der Stadtspiegel-Leser.
Die Erkundung beginnt unter der Erde. Hier im Untergeschoss, hinter einer tonnenschweren Panzertür, befanden sich einst die Räume der Stadtkasse. 1931, als das Haus nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet wurde, gab es keinen bargeldlosen Zahlungsverkehr. Für viele Jahre noch nicht. Also trafen sich die städtischen Mitarbeiter hier regelmäßig zum „Lohntütenball“. „Auf Kontokarten wurden die Auszahlungen handschriftlich vermerkt“, erklärt Herbert Schmitz. Einige alte Kladden sind für die Besucher herausgesucht worden, die interessiert in Augenschein genommen werden. Dort, wo früher „Kasse gemacht“ wurde, werden nun Akten gelagert. Hinter der Panzertür vermutlich die am sichersten verwahrten Unterlagen der ganzen Stadt.
Raus aus dem Keller, hinauf unters Dach
Raus aus dem Keller, hinauf in die fünfte Etage. Vom Erdgeschoss an nutzt die Gruppe den seit Oktober dieses Jahres wieder umlaufenden Paternoster. Die Laufruhe dieses Aufzugs beeindruckt die Besucher, die Technikinteressierten sehen sich die mächtigen Zahnräder im Technikraum unterm Dach genau an. Die schwimmen geradezu im Öl. Uwe Elas, Herr über einen der Generalschlüssel des Rathauses und damit überall „zutrittsfähig“, zur Wartung: „Einmal pro Woche wird dies alles von einem Mitarbeiter von Hand geölt.“ Herbert Schmitz liefert noch eine Erklärung zum Namen der Umlaufaufzüge: „Der Fahrstuhlname Paternoster hat einen religiösen Hintergrund. Beim Gebet mit dem sogenannten Rosenkranz werden die Perlen zwischen den Fingern weitergeschoben. So wie der Rosenkranz beim Gebet durch die Finger gleitet, so werden auch die Kabinen beim Aufzug über Rollen in einem Umlaufsystem wie in einer Endlosschleife bewegt.“
Akten im Weinkeller, Akten „unter Arrest“
Vorbei geht es an Vitrinen, in denen ein Teil der Gastgeschenke an die Stadt ausgestellt ist. Unter anderem ist hier eine Geldschatulle aus der Partnerstadt Nordhausen zu sehen. „Als diese damals übergeben wurde, soll sich der eine oder andere tatsächlich Hoffnungen bezüglich des Inhalts gemacht haben“, merkt Schmitz an. Die Thüringer verschenkten jedoch ein leeres Behältnis. Apropos leer – annähernd 600 Räume sind es insgesamt im Rathaus. „Ich kenne den Spruch ´Ich habe ein Kopf wie ein Rathaus – alle Zimmer leer´. Gibt es hier auch Leerstand?“, fragt eine Leserin Herbert Schmitz. Der schüttelt den Kopf: „Dies trifft hier nicht zu. Es gibt neben der ehemaligen Stadtkasse weitere Räume, die heute anders genutzt werden, als einst geplant. Im früheren Weinkeller etwa oder in den Arrestzellen der früher im Haus befindlichen Polizeiwache werden auch Akten gelagert. Wirklich ungenutzt ist hier nichts.“ Die Arrestzellen stehen als Nächstes zur Erkundung an und werden ebenso inspiziert wie die dort befindliche mechanische Klimaanlage.
Noch einmal werden Rathaus-Besuche zum Thema. Sowohl die Ratssitzungen als auch die Ausschusssitzungen können im jeweils öffentlichen Teil von allen Bürgern besucht werden. Dies unterstreicht Schmitz, während die Besuchergruppe den Ratssaal und den Kleinen Sitzungssaal mit seiner wunderschönen Holzvertäfelung betrachten.
Zum Abschluss geht es hinaus, der Innenhof mit seinen beiden Brunnen steht dabei besonders im Fokus. Schon mehrfach wurde er zum Filmset, im Mai dieses Jahres etwa für die Kinoproduktion „Jeder stirbt für sich allein“ mit Emma Thompson und Brendan Gleeson. Eine solche Kulisse findet sich noch nicht einmal in den vielen wiederaufgebauten Gebäuden der Hauptstadt Berlin.
Zur Schlussrunde an der Glocke gesellt sich dann noch Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Der hat die Stadtspiegel-Leser aus dem Fenster heraus entdeckt und nutzt die Gelegenheit zum Händeschütteln und zu einem Erinnerungsfoto.
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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