Ein neues Herz: Freundeskreis schenkt Jüdischer Gemeinde eine neue Thorarolle
„Die Thorarolle ist das Herz der Synagoge“, sagt Grigory Rabinovich, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen. Zum zehnjährigen Bestehen der Synagoge am Erich-Mendel-Platz, das am 20. Dezember gefeiert wird, möchte der Freundeskreis Bochumer Synagoge der Gemeinde eine neue Thorarolle schenken und sucht dafür Spender.
Die Thorarolle, eine Rolle aus 20 bis 30 Metern Pergamentpapier, enthält die fünf Bücher Mose. Diese sind in 52 Kapitel unterteilt, von denen pro Woche eines im Gottesdienst gelesen wird. Ohne Thora ist kein Gottesdienst möglich.
Bislang verfügt die Gemeinde über drei Thorarollen, die gebraucht erworben wurden und zum Teil beschädigt waren und repariert werden mussten. „Die neue Rolle ist die erste, die wir mit der Hilfe des Freundeskreises neu anschaffen“, erklärt Rabinovich.
„Das zehnjährige Bestehen der Synagoge war ein Anlass für uns für ein Geschenk, und nach Rücksprache mit der Gemeinde haben wir uns für eine Throrarolle entschieden“, erläutert Dr. Volker Brüggemann, erster Vorsitzender des Freundeskreises.
Niederschrift per Hand
Bis die Jüdische Gemeinde die neue Thora nutzen kann, wird es aber noch einige Zeit dauern. Den Auftrag für ihre Herstellung will Aleksander Chraga, Geschäftsführer der Gemeinde, in diesen Tagen an einen Schreiber in Israel vergeben. Bis zu einem Jahr wird dieser benötigen, um die fünf Bücher Mose per Hand und absolut fehlerfrei auf dem Pergamentpapier niederzuschreiben. Fast 3.000 Jahre alt sei diese Tradition, so Rabinovich.
Die Herstellungskosten hingen von den Maßen des geschriebenen Textes, die zwischen 45 und 50 Zentimetern lägen, und der Qualität der Thorarolle ab, erläutert Chraga. Beim Freundeskreis rechnet man mit 35.000 Euro für die Thora und den dazugehörigen Schmuck. „Das können wir nicht allein aus unserem Kassenvermögen bezahlen“, sagt Brüggemann. Deswegen hofft man, dass sich zahlreiche Bürger und Unternehmen an dem Geschenk beteiligen werden. Spendenzahlungen sind auf ein Spendenkonto möglich.
Feier am 20. Dezember
Bei der Feier zum zehnjährigen Jubiläum der Synagoge am 20. Dezember werden unter anderem der Präsident des Zentralrats der Juden, Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, Vize-Landtagspräsidentin Carina Gödecke, der ehemalige Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert, der die Festrede halten wird, und einige weitere Hundert Gäste erwartet.
Statt der neuen Thorarolle wird der Freundeskreis Bochumer Synagoge der Gemeinde an diesem Tag zunächst eine Schenkungsurkunde überreichen. Wenn die Thora in einigen Monaten eintrifft, wird sie bei einem Festakt übergeben und dann ihren Platz im Thoraschrein in der Synagoge einnehmen.
„Wir sind sehr dankbar. Das ist eine große Hilfe“, sagt Rabinovich über die kontinuierliche Unterstützung der Gemeinde durch den Freundeskreis und betont auch den ideellen Wert dieser Hilfe. Bisher hat der Freundeskreis Bochumer Synagoge, der 2003 gegründet wurde und aktuell knapp 400 Mitglieder hat, die Gemeinde beim Bau der Synagoge und bei weiteren Aktivitäten mit knapp 550.000 Euro unterstützt.
Denn Zweck der Vereinsgründung sei nicht nur Hilfe beim Bau gewesen, so der Ehrenvorsitzende Gerd Liedtke. „Wir wollten auch an jüdische Menschen, die hier gelebt haben, erinnern, und das geht ja weiter“, erklärt er. Zudem sei es das Bestreben des Freundeskreises, sich besser kennenzulernen, „denn was man kennt, da ist man nicht gegen“, hofft Liedtke.
Spendenkonto:
Wer den Freundeskreis Bochumer Synagoge bei der Finanzierung der neuen Thorarolle für die Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen unterstützen möchte, kann seine Spende auf das folgende Konto überweisen:
Sparkasse Bochum
IBAN: DE07 4305 0001 0001 5555 56
Stichwort „Thora“
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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