Das Gesicht der Aktion Canchanabury: Geschäftsführer Gerd Stegemann will Bekanntheit des Hilfswerks steigern
„Die Aktion Canchanabury ist als Arbeitgeber etwas Besonderes. Es ist kein 9-to-5-Job“, sagt Gerd Stegemann. War der 40-Jährige gerade noch bei einer Tagung in Berlin, an der auch die früheren Bundestagspräsidenten Rita Süssmuth und Norbert Lammert sowie Bernard Kouchner, ehemaliger französischer Außenminister und Mitgründer von „Ärzte ohne Grenzen“, teilnahmen, verkauft er in der Woche darauf in der Geschäftsstelle an der Mettestraße 27 Weihnachtsbäume.
Seit einem Jahr ist Gerd Stegemann Geschäftsführer des Bochumer Hilfswerks. Insgesamt gibt es bei dem Verein zwei hauptamtliche Stellen: die des Geschäftsführers und eine weitere Stelle, die sich zwei Mitarbeiter teilen. Eine dieser halben Stellen hatte Stegemann zuvor dreieinhalb Jahre inne.
Ursprünglich hat er Medienwissenschaft studiert und im Bereich Videoproduktion gearbeitet. „Ich wollte aber immer inhaltlich arbeiten, und im Medienbereich geht das fast nicht mehr“, erzählt Stegemann. Zufällig lernte er Reinhard Micheel, der 26 Jahre lang sein Vorgänger als Geschäftsführer der Aktion Canchanabury war, kennen. Als er von der freien halben Stelle erfuhr, bewarb er sich. „Damit konnte ich beides verbinden – inhaltliche Arbeit und meine Freiberuflichkeit.“ Als Micheel seinen Ruhestand ankündigte, bewarb Stegemann sich erneut, und wurde vom Vereinsvorstand als Geschäftsführer gewählt.
Genau wie die beiden anderen hauptamtlichen Mitarbeiter, Henriette Roos und Birgit Otting, die von einem Bufdi sowie 100 bis 150 Ehrenamtlichen unterstützt werden, ist er mit Herzblut dabei. Alle festangestellten Mitarbeiter engagieren sich zum Teil auch in ihrer Freizeit für das Hilfswerk. „Als Vollzeitkraft bin ich aber das präsenteste, dauerhafteste Gesicht der Aktion“, sagt Stegemann.
Gesundheits- und Bildungsprojekte
Seit 56 Jahren, als Hans Reinhardt die Aktion Canchanabury gründete, setzt sich die Organisation satzungsgemäß für Gesundheits- und seit etwa zwölf Jahren auch für Bildungsprojekte ein. „Wir sind aber keine Entsende-Organisation. Wir sammeln Spenden, um die Arbeit der Leute vor Ort zu unterstützen“, betont Stegemann. Dabei müsse die Initiative immer von den Menschen selbst kommen. „Wir können ja die alltägliche Situation nicht einschätzen.“
„Vor Ort“ ist der afrikanische Kontinent, zurzeit vor allem Uganda, wo vielen Aids-Waisen in verschiedenen Projekten eine Lebensperspektive geboten wird. Insgesamt unterstützt die Aktion aktuell 27 Projekte von 24 Projektpartnern. Vielfach sind Schulen darunter, um sie mit Tafeln, Tischen, Stühlen und warmen Mahlzeiten für die Kinder auszustatten. Zusammen mit den Stadtwerken finanziert die Aktion für Gesundheitsstationen auf dem Land solarbetriebene Kühlschränke, in denen Medikamente aufbewahrt werden können. Und erst vor wenigen Tagen ist ein Container mit medizinischen Hilfsgütern auf den Weg zu einem Krankenhaus in den Sudan geschickt worden.
Besuche bei den Projektpartnern
Regelmäßig besuchen Stegemann und seine Kollegin Henriette Roos die Projektpartner in Afrika. In diesem Sommer waren beide in Uganda. „Die Reisen sind wichtig, um unseren Partnern zu zeigen, dass wir nicht nur eine Kontonummer in Deutschland sind“, erklärt der Geschäftsführer. „Die Leute freuen sich darüber, wenn wir kommen.“ Zudem achten er und Roos auch darauf, wie die Spendengelder verwendet werden. „Das ist ein Versprechen gegenüber unseren Spendern.“
Mit vielen Partnern arbeitet die Bochumer Hilfsorganisation schon seit Jahren zusammen. Im Laufe der Zeit ist so ein Netzwerk entstanden; es kommen Projekte hinzu, und neue Ideen, wo weitere Unterstützung benötigt wird, werden angestoßen.
Ein zukünftiges Handlungsfeld der Aktion Canchanabury sieht Stegemann darin, Mädchen und Frauen in Uganda vor Unterdrückung und Vergewaltigung zu schützen und sie zu stärken. „Women are always in danger“, zitiert er, was ihm ein Projektpartner im Sommer sagte.
Rund 800.000 Euro beträgt das Spendenvolumen, das die Aktion Canchanabury im Jahr generiert – durch Geldmittel und durch Sachspenden. Damit kann das Hilfswerk nicht mit den großen bundesweiten Organisationen mithalten, „aber wir brauchen uns nicht hinter ihnen zu verstecken. Wir sind inhaltlich sehr fundiert und professionell ausgestellt“, sagt der Geschäftsführer selbstbewusst.
Deshalb hat er sich mit Blick auf das 60-jährige Jubiläum in vier Jahren auf die Fahne geschrieben, die Aktion bekannter zu machen. Ziel sei es, „nicht mehr allen erklären zu müssen, wer wir sind“, erläutert er. Das bezieht er nicht nur auf die Bürger, sondern auch auf die Stadtverwaltung und Institutionen wie Bochum Marketing. „Wir wollen zeigen, dass es in Bochum jemanden gibt, der eine Expertise für die Zusammenarbeit mit Afrika hat.“ Dies besser zu kommunizieren sieht Gerd Stegemann als wichtige Investition in die Zukunft der Aktion Canchanabury an.
Weihnachtsbäume
- Der Weihnachtsbaumverkauf der Aktion Canchanabury zugunsten der Ausbildung und Betreuung von Aids-Waisen läuft noch bis zum Samstag, 23. Dezember.
- Die Baumverkäufer sind von 10 bis 18 Uhr und am Samstag von 9.30 bis 14 Uhr an der Mettestraße 27 da.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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