Bücherkompass,Rezension,Franz Voll:Inside Duisburg Marxloh.
Ein Buch erzählt vom Leben in Duisburgs ,,Problemzone"
Autor Franz Voll:
Inside Duisburg-Marxloh.
Verlag:Orell Füssli,
224 S.,17,95 €
Marxloh ist ein Duisburger Stadtteil im Stadtbezirk Hamborn mit knapp 18000 Einwohnern. Sechzig Prozent Migranten, laut Polizei. Stadtteile wie Duisburg-Marxloh gelten als NO-GO Area: Kriminelle Geschäfte auf offener Straße. Eine Stadt verkommt, ein Stadtteil kippt, wer kann geht fort. Vermüllte Häuser, verängstigte Anwohner. Autor Franz Voll war monatelang in Marxloh unterwegs. Er hat mit langjährigen Einwohnern und Zuwanderern gesprochen, hat Polizisten und Politiker interviewt. Sein Fazit: Von Marxloh lernen wir anderswo Fehler zu vermeiden. Dieses Buch ist ein Porträt eines Stadtteils und seiner Menschen-investigativer Journalismus schockierende Wahrheiten und mehr als verblüffende Einsichten. Als bodenständiger Rechercheur kennt der Autor kaum Berührungsängste. Ungeschönt und ausgewogen schildert er: Franz Voll hat dieses Buch über Duisburg-Marxloh geschrieben mit dem Ziel: zu zeigen ,wie es wirklich ist. Das Buch, das aus Begegnungen und Gesprächen entstand ,kommt angenehm leise und sehr ausgewogen daher, ohne aber Probleme zu verschweigen. Wir erfahren von Sozialbetrug und Arbeiterstrich über das nicht immer ,,faire" Verhalten der Polizei. Hier wird zugehört nicht verurteilt , er beschreibt. Wir hören von den Alten die nicht fort wollen, weil sie hier geboren wurden, seit Jahren das Haus aber nur für Einkäufe verlassen-wegen der Übergriffe von Jugendlichen. Erfahren vom Elly-Heus-Knapp Gymnasium in der 80 Prozent der Schüler Migrationshintergrund haben, in dem es drei internationale Klassen gibt, in denen niemand Deutsch spricht. Kaum zu glauben das in den 70ern Marxloh eine beliebte Einkaufsmetropole und bevorzugte Wohngegend war. Der Einbruch der Stahlindustrie kostete tausende Jobs. Junge und besser ausgebildete Arbeitskräfte verließen das Viertel. Eine urbane Abwärtsspirale setzte sich in Gang. Die Immobilienpreise fielen ins uferlose. Es blieben wenig kaufkräftige Bewohner. Ein Abstieg der nun schon Jahre dauert. Das alles versucht der Autor uns hier nahe zubringen - fast behutsam . Es wirkt als möchte er diesen Ort erklären - ihn zu rehabilitieren. Es ist der große Verdienst dieses Buches, die Befunde nur vorsichtig zu kommentieren das hat mich beeindruckt.. Leser die letztgültiges ein Urteil erwarten werden enttäuscht. Alle anderen erwartet erschreckende, erhellende ,tröstliche Einblicke in einen Stadtteil mitten im Revier der seinen früheren Glanz verloren hat . Mich hat dieses Buch fasziniert aber auch ratlos gemacht. Ich muss mir selbst ein Bild machen und Marxloh selbst einmal kennenlernen.
Autor:Gudrun - Anna Wirbitzky aus Bochum |
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