Babybauch trifft Handy-App
Nichts weniger als „den Superhelden-Röntgenblick“ gewährte das Bochumer StartUp SomaView schwangeren Frauen und ihren Partnern im Augusta Kreißsaal: nämlich einen direkten Blick auf den zukünftigen Nachwuchs im Bauch der Mutter. „Mittels des eigenen Smartphones und/oder Tablets“, so beschreiben Christian Sobotta und Stefan Maas, die Macher der App ‚BabyAR‘, auf ihrer Homepage, „kann eine reguläre Ultraschalluntersuchung zu einem unvergesslichen Erlebnis werden, das umgehend mit Freunden und Verwandten via Whatsapp oder Facebook geteilt werden kann.“
Maas und Sobotta sitzen mit ihrer Firma, einem „Spin off“ der Westfälischen Hochschule, im Biomedizinzentrum im Schatten der Uni und erweitern durch ihre Arbeit die Realität, kombinieren die Realität des Ultraschallgerätes mit der Realität des Babybauchs. „Wir arbeiten nicht mit virtueller Realität (VR), die heute ein großes Thema ist“, erklärt Maas, „sondern mit erweiterter (augmented) Realität (AR).“ Sie macht es möglich, per Handy-App die Ultraschallaufnahme des Arztes in den Bauch der Schwangeren „hinein zu komponieren“.
Dass in der Technik von Maas und Sobotta vor allem auch sehr große Chancen für die medizinische Zukunft stecken, hat nicht nur Chirurg Mustafa Sönmez erkannt, der dafür sorgte, dass SomaView seine Technik in den Augusta Kliniken demonstrieren konnte. Benedikt Gottschlich, der leitende Arzt der Geburtshilfe, unterstützte die Firma bei der Kreißsaal-Premiere ihrer App. Eine ganze Reihe von Pärchen hatte für die Demo zugesagt.
Die anfängliche Spannung wich dann aber nicht nur bei Jennifer und Pascal Barann sowie bei Lisa und Marcel Abendroth der Begeisterung über die neuartigen Bilder. Diese Bilder werden als sogenannte IGEL-Leistungen abgerechnet. Die werdenden Eltern müssen also selbst zahlen, wenn man im Augusta über die aktuelle Testphase hinaus ist. „Bisher“, so Maas, „stoßen wir nur auf Begeisterung.“ Etwa Mitte 2018 wird das Produkt, für das noch Investoren gesucht werden, serienreif sein. „Bis dahin machen wir sehr gerne mit einzelnen Schwangeren kostenlose eigene Termine.“
„Der Einsatz von AR kann in der Zukunft, z.B. durch das Verhindern von Strahlenbelastung, für den Patienten nützlich sein“, schaut der in der Chirurgischen Klinik als Facharzt tätige Sönmez viel weiter in die Zukunft. „Es gibt beim Einsatz der Sonografie genügend Situationen, in denen man seine Aufmerksamkeit aufteilen muss zwischen dem Bildschirm und z.B. dem Führen einer Punktionsnadel.“ Das erfordert allerhöchste Konzentration. Mithilfe einer AR-Brille ist es nun aber möglich, das Ultraschallbild der Intervention im direkten Blickfeld des Arztes zu projizieren. „Man muss also nicht extra auf den Monitor schauen, sieht aber trotzdem präzise an die Stelle des Geschehens, in den Körper des Patienten.“
Die neue Technik, so vermutet auch PD Dr. Jan Florian Heuer, Chefarzt der Augusta-Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (AINS), könnte ein Schritt in die Zukunft sein. Er war sehr interessiert, probierte selbst die AR-Brille aus und wünschte den beiden Bochumer SomaView-Jungunternehmern viel Erfolg auf ihrem Weg.
http://somaview.glass/
Autor:Eberhard Franken aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.