Auf der Walz...
Das zünftige Reisen auch Walz genannt, ist eine uralte Tradition der Handwerker und reicht bis ins späte Mittelalter zurück. Die Reisedauer 2 Jahre und 6 Monate im längsten Fall 3 Jahre und einen Tag. Während dieser Zeit darf sich der reisende Geselle seinen Heimatort in einen Umkreis von fünfzig Kilometer nicht nähern. Tischlergesellen wie Karl bedienen sich nach wie vor dieser praxisnahen Lebensschule ,die jedem Gesellen Selbstvertrauen verschaffen soll. Mit dem Wanderbuch auf der Brust traf ich gestern einen jungen Mann der mir ein paar Einblicke in seine Welt gab die voller Geheimregeln scheint. Das Büchlein mit den handwerklichen Einträgen und Stempel von Städten, in denen er schon war " Beeindruckend". Etwa 500 Wandergesellen gäbe es Europaweit noch, Maurer, Tischler , Dachdecker." Etwas erleben, und frei sein " das gefällt sagt er. Das heißt Tippeln und per Anhalter." Als ein Wandergeselle auch schon einmal von Luft und Liebe leben...klar." Aber in der Regel gibt es immer Unterkunft und Arbeit. Die Kluft : Hose mit weitem Schlag, ...65 cm- Weste, Jacke, das kragenlose, weiße Hemd. dazu Hut und Wanderstock. Der Hut kann Schlapphut, ein Zylinder oder Koks ( Melone) sein und bezeichnet seinen Träger als " frei." Der Ohrring mit Handwerkswappen im linken Ohr kennzeichnet den wandernden Lehrling" Die Burschen müssen unverheiratet sein, also ledig unter 30 und im Besitz des Gesellenbriefes." So stand er plötzlich vor uns, sagte sein Wandersprüchlein auf in der Hoffnung für etwas Geld um seine Brotzeit einzunehmen.. Wir saßen gerade bei einem Glas Wein in einem Bochumer Lokal und hörten dem jungen Wanderer gerne zu. Aus Hannover über Stuttgart käme er nun nach Bochum um sich diesen Ort anzusehen. Schon heute hätte er Arbeit und Unterkunft gefunden. Wir wünschen diesem jungen Mann noch wanderbare Jahre die ihn erfreuen und für das Leben festigen.
Autor:Gudrun - Anna Wirbitzky aus Bochum |
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