Abschied und Neuanfang - Eppendorfer Pfarrerin geht in den Kongo

Verlässt Eppendorf: Pfarrerin Anja Vollendorf geht für drei Jahre in den Kongo.
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  • hochgeladen von Rolf Stegemann

Es herrscht Aufbruch-Stimmung in Eppendorf. In der Wohnung von Pfarrerin Anja Vollendorf stapeln sich Kisten und Koffer. Ende August verlässt die 48-jährige Theologin nach zwölf Jahren ihre Gemeinde, die Kirchengemeinde Eppendorf-Goldhamme, um in Afrika neue Aufgaben zu übernehmen.


„Ich arbeite dort aber nicht als Missionarin“, stellt die Eppendorfer Pfarrerin gleich klar. Als Beraterin und Moderatorin in der Bildungsarbeit für Workshops und Seminare zu den Themenbereichen „Frieden“ und „Gender“ wird sie verantwortlich sein. Sie wird damit das fünf-köpfige Team eines Netzwerkes für Organisationsentwicklung verstärken und bei Projekten auf nationaler und internationaler Ebene mitarbeiten.

Zudem ist sie, wie die anderen Mitarbeitenden des Netzwerkes Réseau d’Innovation Organisationelle (RIO) auch, für die Lobbyarbeit und Gespräche mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen zuständig. Verbindungen zu Kirchen und Geldgebern müssen gepflegt werden. Bei RIO wird mit Methoden der partizipativen Aktionsforschung gearbeitet. Das bedeutet, dass zu bestimmten Problemsituationen alle Betroffenen eines Projektes an Diagnose, Planung und Durchführung beteiligt sind. RIO hat mit diesem Vorgehen gute Erfahrungen gemacht.

Denn „Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht!“ ist ein viel gehörtes Zitat, wenn es um Projekte der Entwicklungszusammenarbeit geht. Da ist es wichtig zu überlegen, dass bestimmtes Handeln nicht unbeabsichtigt bestimmte Konflikte verstärkt oder begünstigt statt die erwartete friedensfördernde Wirkung zu zeigen.

Anja Vollendorf wird für drei Jahre in den Kongo gehen. Die evangelische Hilfsorganisation „Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst“ und ihre Tochtergesellschaft „Dienste in Übersee“ bereiten sie ein halbes Jahr auf ihren Afrika-Einsatz vor. Sprachkurse gehören ebenso dazu wie Landeskunde, aber auch Mediationsseminare und Kurse zur Konflikttransformation bei CIEDEL in Lyon und im Studienzentrum der Quäker im englischen Birmingham, um deren Friedensarbeit kennen zu lernen. Anfang März wird sie dann, so die Planungen, den Flieger Richtung Afrika besteigen.

Ein ungewöhnlicher Schritt, räumt auch Vollendorf ein – und ein Wagnis. Sie will Neuland betreten, will sich noch einmal beruflich neu orientieren.

Zwölf Jahre als Gemeinde-Pfarrerin in Eppendorf

Doch für die Gemeinde-Pfarrerin ist das ein konsequenter Schritt. Schon früh hat sie sich für andere Länder interessiert, bewegt von der Frage, wie Gerechtigkeit in der ganzen Welt möglich sein kann. Geboren in einer Kleinstadt vor den Toren Hamburgs hat sie deshalb früh das Weite, das Erweiternde gesucht und in der Ökumene gefunden. Zu ihren Stationen gehörte nach dem Theologie-Studium in Bethel und Marburg unter anderem die Mitarbeit in der Arbeitstelle „Ökumenische Dekade - Kirchen in Solidarität mit den Frauen" für die westfälische Landeskirche - und nun also Afrika.

Dazwischen lagen zwölf Jahre als Gemeinde-Pfarrerin in Eppendorf . „Zwölf intensive Jahre“, unterstreicht Anja Vollendorf. Eine Zeit der Um- und Aufbrüche, im evangelischen Kirchenkreis Bochum und in der Gemeinde. Hier hat sie immer wieder die Frage bewegt, welche Strukturen es braucht, dass Menschen gut leben können. Eine Frage, die sie auch in den Ostkongo mitnimmt. Zurück lässt sie mitten Ruhrgebiet „viele Menschen, mit denen ich sehr gut und sehr gerne zusammengearbeitet habe“, sagt sie - und man spürt, dass es kein einfacher Abschied werden wird.

Autor:

Rolf Stegemann aus Bochum

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