VfL: Jahrhundertfilm wird gesichert
Auf eine große Resonanz stieß zuletzt ein kurzer Streifen. In sechs Minuten und 40 Sekunden ist eine der spektakulärsten Begegnungen der Fußball-Bundesliga auf Super 8 erhalten. Vermutlich die einzigen bewegten Bilder überhaupt dieses Spiels, der lokalkompass berichtete.
Der Wattenscheider Werner David hatte zwei Filmkassetten dabei und wollte für den anstehenden Urlaub in Bayern erstmals mit seiner Kamera üben. Also nahm er Bayern ins Visier, beim Spiel am 18. September 1976 an der Castroper Straße. Er erlebte einen denkwürdigen Nachmittag. Mit 5:6 verlor der VfL nach 4:0-Führung, kein anderes Spiel der Liga nahm jemals einen derart dramatischen Verlauf.
"Im Nachhinein kaum zu glauben, dass es in den gut sechs Minuten Laufzeit tatsächlich mit allen VfL-Treffern geklappt hat", staunt David heute noch selbst. Nicht nur das: Der Kamera-Novize bewies ein grandioses Gefühl für erhaltenswerte Szenen, die Kameraführung - ohne Stativ - zeigt kaum Wackler und mehrere weitere hochkarätige Bochumer Chancen sind auch noch zu sehen.
Gefilmt war gefilmt
Für Zeitgenossen aus dem digitalen Zeitalter sei an dieser Stelle betont: Ein Löschen oder Überspielen war nicht. Gefilmt war gefilmt.
Auch aus diesem Grund ist Uwe Kriening, im Archiv der Stadt Bochum für Bücher, Zeitschriften, Zeitungen und Filme zuständig, glücklich, das wertvolle Werk nun erhalten zu haben. "Bei uns werden die Filme in einem speziellen Raum bei optimalen Bedingungen gelagert. Die Temperatur liegt konstant bei sechs Grad, die Luftfeuchtigkeit beträgt nur 33 Prozent. Damit werden schädliche Prozesse wie etwa Kondenswasser- oder Schimmelbildung ausgeschlossen. Auch kann sich hier kein Staub oder Ähnliches ablagern", erklärt Kriening. "Wenn ich überlege, dass ich das ganze Super 8-Zeug, die Kamera, den Projektor und die Filme, einfach auf dem staubigen Dachboden aufbewahrt habe, kriege ich ja direkt ein schlechtes Gewissen", meint David angesichts der kühlen Film-Kammer.
Reinigung im Ultraschallbad
Bevor der VfL-Jahrhundertfilm hier nun, als Dauerleihgabe Werner Davids, seinen Platz findet, wird er noch einmal abgerollt. Bei einer perchlorethylen Ultraschallreinigung werden zunächst alle Schmutzpartikel entfernt. Danach wird er abgetastet, dabei werden die Bilder eingelesen und in digitaler Form auf einem Speichermedium abgelegt. "Beim Abtasten können auch Unterschiede in der Helligkeit ausgeglichen werden", weist Kriening auf einen weiteren Aspekt hin.
Sämtliche im Stadtarchiv eingelagerten Filme - der älteste zeigt das Grubenunglück 1912 auf der Zeche Lothringen - sind abgastet und liegen in digitaler Form vor. "Im Archivkino werden im Regelfall nur DVD´s oder Blu-rays benutzt. Das originale Material bleibt im Lager", sagt Kriening. Das Material neigt im Alter zur Brüchigkeit, Risse der Perforation oder auch das Streifens in Gänze werden auf diese Art und Weise ausgeschlossen.
Stichwort: Kino. Nach der Veröffentlichung im Stadtspiegel gingen einige Anfragen interessierter Leser ein, die das Jahrhundertspiel gern einmal sehen würden. "Der Film ist mit knapp sieben Minuten etwas zu kurz für eine eigene Vorstellung. Aber wir sehen mal, ob wir ihn in irgendeiner Form irgendwann präsentieren", schließt Kriening.
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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