VfL Bochum: „Gegen Bayern? Es war ein Spiel wie jedes andere...“

Sie hätten 80.000 Karten verkaufen können – gut 29.000 Zuschauer sind am Mittwoch im Stadion wenn der VfL zum DFB-Pokalviertelfinale die Bayern erwartet. Gelingt Torwart Manuel Riemann und seinen Kollegen ein Sensation wie den „68-ern“ (Bild links)? Fotos: Andreas Molatta.
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  • Sie hätten 80.000 Karten verkaufen können – gut 29.000 Zuschauer sind am Mittwoch im Stadion wenn der VfL zum DFB-Pokalviertelfinale die Bayern erwartet. Gelingt Torwart Manuel Riemann und seinen Kollegen ein Sensation wie den „68-ern“ (Bild links)? Fotos: Andreas Molatta.
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Zwei Elfmeter gegen die Bayern gehalten, einen Elfer gegen Welttorhüter Oliver Kahn verwandelt. Und das mit 18! Bochums Schlussmann Manuel Riemann setzte als Nummer eins Wacker Burghausens am 6. August 2007 ganz fette Ausrufezeichen.

Burghausen, gerade aus der 2. Liga abgestiegen, zog das Los aller Lose in der ersten Runde des DFB-Pokals: Bayern München. Gegen das Starensemble ging Wacker gar in Führung, nach 90 und 120 Minuten stand es 1:1. Setzte der blutjunge Torwart den großen Bayern hier bereits eine phantastische Leistung entgegen, war er im folgenden Elfmeterschießen drauf und dran dem Rekordpokalsieger vollends den Nerv zu rauben. Den dritten Bayern-Elfer durch José Sosa hielt er. Zum 4:4 nagelte er das Spielgerät an Kahn vorbei höchstselbst ins Netz. Direkt danach schnappte er sich die von Martin Demichelis getretene Kugel. Am Ende schied der Drittligist mit 4:5 aus.
Der im bayrischen Mühldorf am Inn geborene Riemann wechselte 2010 nach Osnabrück, drei Jahre später zum SV Sandhausen und im Sommer 2015 nach Bochum. Am Mittwoch gehts für den Bayern wieder im Pokal gegen die Bayern.

Nach der Gala im August 2007 schien es nur eine Frage der Zeit, bis Manuel Riemann in der Bundesliga auftaucht. Warum hat das bis zum heutigen Tag nicht geklappt?
Da gibt es verschiedene Gründe. Da sind zum einen einige Verletzungen. So zog ich mir einen Kreuzbandriss zu, später noch einen Kahnbeinbruch, der nicht gut verheilte und zweimal operiert werden musste. Pech halt in einigen Phasen. Hinzu kamen einige jugendliche Dummheiten.

Welche?
(lachend) Logisch, dass hier nachgefragt wird! Aber das werde ich sicher nicht verraten! Dummheiten halt, eigene Schuld, abgehakt.

Da steht ein 18-Jähriger gegen die Bayern zwischen den Pfosten und liefert eine solche Vorstellung. Wie war das?
Es war ein Spiel wie jedes andere...

...und jetzt ernsthaft!
Okay, es war erst mein drittes Pflichtspiel, nachdem ich am Ende der vorherigen Saison noch einen Zweitligaeinsatz hatte. Und dann kommen die eigentlich Unbesiegbaren. Während des Spiels habe ich mir aber wirklich keine großen Gedanken über den Gegner gemacht. Dafür war auch keine Zeit. Vor dem Anpfiff gab´s so eine Situation, da kam ich in den Kabinengang und dort dehnte sich Oliver Kahn. Wir haben uns kurz begrüßt. Kahn, ein Torwart-Gigant! Klar hast du da einen Riesenrespekt. Aber ich habe es trotzdem geschafft, unbekümmert in die Partie zu gehen.

Und gegen Kahn im Elfmeterschießen sogar als Schütze anzutreten.
Es war tatsächlich keine spontane Situation, sondern so geplant: Sollten wir ins Elfmeterschießen kommen, bin ich einer der fünf Schützen. Ich würde auch im Spiel Freistöße schießen. Fragt sich allerdings, was der Trainer davon halten würde...

Vor zehn Jahren stand mit Uwe Gospodarek auch ein Bayer im Bochumer Tor. Nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen beiden.
In der Saison 2006/07, als ich zu den Wacker-Profis aufrückte, war er der Stammkeeper und 2009 für einige Monate der Burghausener Torwarttrainer. Von ihm habe ich eine Menge gelernt, er hat aus seiner Zeit als zweiter Mann bei Bayern hinter Oliver Kahn viel mitgenommen. Davon konnte ich sicher profitieren. Wir haben heute noch Kontakt.

Kann man als Bayer den Bayern überhaupt als Fan entgehen?
(grinsend) Ganz ehrlich? Ich war als Kind ungefähr 18-mal Sechzig-Fan und 18-mal Bayern-Fan. Immer je nachdem, wer gerade gewonnen hat. War bei Sechzig nicht so oft der Fall, aber da hat mal mein Opa gespielt. Um mal einen Vergleich zu ziehen: Ich glaube, dass man hier im Ruhrgebiet einem Verein – seinem Verein – viel näher ist, als es bei den Menschen in Bayern der Fall ist. Das hat vielleicht auch mit der räumlichen Nähe zu tun. Hier ist die Hingabe einfach größer. Ach ja: Als Kind fand ich außerdem das Trikot von Real Madrid ziemlich cool.

Sprechen sie eigentlich auch bayerischen Dialekt?
Sicher! Bis ich so 19 oder 20 war, habe ich nur Bayrisch geredet. Dann hörte ich mal bewusst ein Interview von mir und fand es richtig übel. Seither bemühe ich mich um Hochdeutsch und bin auch der Meinung, dass es gut klappt. Wenn ich dann allerdings beim Metzger oder Bäcker stehe, heißt es gleich: Aha, ein Bayer!

Janik Haberer und Peniel Mlapa haben ihre Jugend ebenfalls im Freistaat verbracht. Machen sie drei sich schon mal einen Spaß daraus, sich im Dialekt zu unterhalten und andere Mitspieler außen vor zu lassen?
Nee, kommt nicht vor. Lustig ist es allerdings, wenn ich mit meinem Opa rede. Dann steht meine Freundin daneben und versteht tatsächlich kein Wort.

Drei Bayern gegen Bayern: Was geht für den VfL?
Für die meisten steht doch nur die Frage im Raum: Wie hoch werden die Bayern gewinnen? Ich sage: Jedes Spiel muss erstmal gespielt werden. Wir können ein echt ekliger Gegner sein! Das wollen wir zeigen, wir werden alles für die Sensation tun.

Eine letzte Frage außerhalb der Bayern-Thematik: Beim Rückrunden-Vorbereitungsspiel in Leverkusen unterlief ihnen ein Fehler. Trainer Gertjan Verbeek wechselte sie daraufhin aus und erklärte gegenüber „Radio Bochum“ unter anderem: „Ich habe gewechselt, obwohl es nicht geplant war, allein, weil er schlecht gespielt hat. Das muss er sich merken, das würde ich auch in der Liga so machen, wenn er so ein Spiel anbietet. Ich dachte zeitweise, er spielt für Leverkusen“. Eine sehr harsch klingende Kritik. Wie gehen sie mit so etwas um?
Unser Trainer ist ja bekannt für seine offene und ehrliche Art. Ich fand es nicht so gut, dies anschließend auch in der Zeitung zu lesen. Er hat sich bei mir für diese Worte entschuldigt. Jeder Mensch macht schließlich mal Fehler. Es ist nun nicht so, dass ich mir Tag und Nacht über solche Dinge Gedanken mache. Und ganz grundsätzlich finde ich, dass ich mich und meine Leistung recht gut reflektieren kann.

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Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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