Krimi an der Ostsee - VfL Bochum siegt im Elfmeterschießen

Saß zunächst auf der Bank und erzielte nach seiner Einwechslung den Ausgleich: VfL-Stürmer Mirkan Aydin.
  • Saß zunächst auf der Bank und erzielte nach seiner Einwechslung den Ausgleich: VfL-Stürmer Mirkan Aydin.
  • hochgeladen von Stephan Kottkamp

Dank der Nervenstärke beim Elfmeterschießen steht der VfL Bochum in der 2. Runde des DFB-Pokals. Trotz eines über weite Strecken erschreckend schwachen Auftritts an der Ostsee besiegte der VfL den gastgebenden FC Hansa Rostock mit 7:5 n.E. (0:1, 2:2) und entging damit einer weiteren Pokalpleite.

Im Vergleich zum Spiel gegen den FSV Frankfurt hatte Trainer Friedhelm Funkel die Mannschaft auf gleich vier Positionen verändert. Philipp Bönig, der sich im Training gut präsentiert hatte, ersetzte Matthias Ostrzolek auf der linken Seite in der Viererkette; Oguzhan Kefkir, der gegen Frankfurt eine beachtliche Leistung gezeigt hatte, bleib diesmal draußen, für ihn kehrte Denis Berger nach abgelaufener Sperre auf die linke Offensivseite zurück und im Sturm bekam Daniel Ginczek den Vorzug gegenüber Mirkan Aydin. Zudem musste Kevin Vogt auf der Bank Platz nehmen, stattdessen spielte Giovanni Federico von Beginn an.

Die Gastgeber hatten unter der Woche mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam gemacht. Nicht weniger als fünf Spieler wurden nach einer durchzechten Nacht suspendiert und durften sich das Spiel von der Tribüne aus ansehen. Und kaum waren zehn Minuten gespielt, musste Hansa den nächsten Rückschlag einstecken. Neuzugang Marek Mintal verletzte sich bei einem harmlosen Zweikampf und musste ausgewechselt werden. Gute Voraussetzungen für den VfL – sollte man meinen.

Doch in Rostock wurde erneut deutlich, dass der VfL erhebliche Probleme bekommt, sobald es darum geht, das Spiel zu machen. Die Rostocker standen tief und lauerten auf Konter, der VfL indes war nicht in der Lage, Druck aufzubauen. Die Spieler in der Viererkette spielten quer, das defensive Mittelfeld bot keine Anspielmöglichkeiten, die Offensive wirkte pomadig – und so erlebten die 12.000 Zuschauer in der DKB Arena immer wieder, wie der Ball blind und ohne Genauigkeit nach vorne gespielt wurde. Keine Kreativität, sondern pure Ideenlosigkeit bestimmten das Offensivspiel des VfL. Viele sehnten sich wohl schon in der 1. Halbzeit nach Neuzugang Takashi Inui, der der teilweise leidenschaftslos agierenden Offensivabteilung endlich Leben einhauchen soll. Die Tatsache, dass der VfL ohne echte Torchance in die Pause ging, spricht Bände.

Zu diesem Zeitpunkt lag der Zweitliga-Aufsteiger durch ein Tor von Jänicke (36.) verdient mit 1:0 vorne. Der Pfosten, Torwart Andreas Luthe und eine gehörige Portion Unvermögen der Rostocker Stürmer verhinderten eine höhere Führung.

In der Pause reagierte Funkel und brachte mit Aydin - für den enttäuschenden Berger - einen zweiten Stürmer. Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff zahlte sich dieser Wechsel bereits aus. Nach einer Kopfballstafette über Dabrowski und Federico landete der Ball bei Ginczek, der sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzte und das Leder zu Aydin bugsierte. Mit Wut im Bauch drosch dieser den Ball ins Tor und holte seine Mannschaft zurück ins Spiel (52.).

Doch die Freude währte nicht lange. Ecke Rostock durch den bärenstarken Lartey, Kostal stieg am höchsten, Christoph Dabrowski konnte nicht entscheidend stören und Luthe war ohne Chance – 2:1 für Hansa (55.). Sollte der VfL erneut in Runde 1 scheitern?

Doch nun kam mehr Zug ins Spiel des VfL. Nach einer schönen Flanke von Björn Kopplin kam Dabrowski am langen Pfosten zum Kopfball, konnte das Leder jedoch nicht im Kasten unterbringen (64.). Kopplin machte jetzt ordentlich Dampf über seine rechte Seite. Und so war es seine maßgeschneiderte Flanke aus dem Halbfeld, die in Daniel Ginczek einen dankbaren Abnehmer fand. Der lange Neuzugang entwischte seinen Bewachern und stellte seine Kopfballstärke eindrucksvoll unter Beweis – Ausgleich zum 2:2 (72.).

Die Frage, welcher Stürmer zukünftig von Beginn an spielen soll, Aydin oder Ginczek, wurde an diesem Abend ganz eindeutig beantwortet: beide. Daniel Ginczek hing in den ersten 45 Minuten in der Luft – so wie Mirkan Aydin dies gegen Düsseldorf und Frankfurt erlebte. Erst als man mit zwei Spitzen agierte, entwickelte der VfL endlich so etwas wie Torgefahr. Diese Torgefahr führte in den verbleibenden Minuten jedoch zu nichts Zählbarem, so dass das Spiel in die Verlängerung ging.

Bei einsetzendem Regen entwickelte sich ein echter Pokalkrimi. Die auf beiden Seiten schwindenden Kräfte führten zu zahlreichen Fehlern und Chancen. Beim VfL war es Lukas Sinkiewicz, der mit einem Kopfball beinahe das Spiel zu Gunsten des Gastes entschieden hätte, doch Keeper Müller konnte parieren (113.). Da auch eine Eckenserie der Rostocker nichts einbrachte, blieb es nach 120 Minuten beim 2:2 – die Entscheidung musste also im Elfmeterschießen fallen.

Der VfL legte durch den kurz zuvor eingewechselten Kefkir vor – 3:2. Und dann Andi Luthe. Wiemann läuft an, schießt schwach und Luthe hält den Ball – Vorteil Bochum. Danach machten Aydin, Freier und Federico ihre Sache gut und verwandelten souverän. Als fünfter Schütze trat Marcel Maltritz an – und ließ Müller im Rostocker Tor keine Chance. Der Rest war Jubel.

Autor:

Stephan Kottkamp aus Dortmund-Ost

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