Klaus Toppmöller über den VfL Bochum: „Bundesliga-Aufstieg? Gar nicht so schwer!“

Bunte Zeiten beim VfL: Klaus Toppmöller (Mitte) in der Saison 1997/98.
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Der frühere VfL-Trainer Klaus Toppmöller spricht über Bochum und Salmrohr vor dem Pokalspiel am Sonntag.

Man muss sicher ein echter Fußballromantiker sein, um jenseits des Salmtals mit dem FSV Salmrohr richtig etwas anfangen zu können. Der Dorfverein, am kommenden Sonntag Gastgeber des VfL Bochum in der ersten Runde des DFB-Pokals, hatte 2014 ein Insolvenzverfahren durchzustehen. In die Oberligasaison startete der Fünftligist mit einer 1:3-Niederlage beim FSV Jägersburg.
Freunde der Fußballarchive wissen: Der Verein aus der Moselregion gehört zu jenen Klein-Clubs, die einmalig eine Saison lang zweitklassigen Profifußball boten. TSV Havelse, BSV Schwenningen, VfB Eppingen, Eintracht Bad Kreuznach, einige mehr und eben Salmrohr.
Vor 29 Jahren stieg der 1921 gegründete Verein in die 2. Bundesliga auf. Und gleich wieder ab, als Tabellenletzter der Spielzeit 1986/87 ohne echte Chance auf den Klassenerhalt. Und dies, obwohl man noch ehemalige Meisterspieler engagierte.

Wolfgang Kleff - der Aushilfskeeper

Das Tor hütete ab Oktober 1986 der seinerzeit knapp 40-jährige Wolfgang Kleff, in der Saison zuvor noch Aushilfskeeper beim VfL Bochum, als Ralf Zumdick verletzt ausgefallen war. Mit Borussia Mönchengladbach wurde der sechsmalige Nationaltorwart fünfmal Deutscher Meister. Bei drei Gladbacher Meisterschaften war auch Mittelfeldspieler Christian Kulik dabei, der 14 Spiele im FSV-Trikot absolvierte. Der spätere „Euro-Eddy“ des Karlsruher SC, Stürmer Edgar Schmitt, bestritt seine ersten Zweitligaspiele.
Und dann war da noch ein einstiger Bundesliga-Torjäger der Extraklasse. 108 Tore in 204 Spielen für den 1. FC Kaiserslautern und später der „Mann für alle Fälle“ vor der eigenen Haustür. Klaus Toppmöller stammt aus Rivenich unweit der Mosel, hat diesen Ort während seiner langen Laufbahn als Spieler und Trainer nur temporär verlassen und lebt bis heute dort. 1981, mit nur 30 Jahren, wurde der Mittelstürmer nach einer Knieverletzung Sportinvalide.

Klaus Toppmöller - der Mann für alle Fälle

Beim Amateurverein Salmrohr, in der direkten Nachbarschaft Rivenichs gelegen, übernahm er das Management und kickte als Amateur weiter. Dies mit so großem Erfolg, dass es zum Aufstieg 1986 kam. In diese Zweitligasaison ging er als Spieler, wurde dann zum „Spielertrainer“ und absolvierte die letzten 31 Spiele seiner aktiven Laufbahn.

Als Trainer war der heute 63-Jährige an mehreren Orten engagiert. Eine Station war der VfL Bochum, am Sonntag zu Gast im Salmtal.

Der FSV Salmrohr empfängt den VfL Bochum. Gibt es Aussichten auf eine Pokalüberraschung?
Toppmöller: „Sicher nicht! Der VfL wird das hier klar gewinnen. Für den FSV wird es nach dem Insolvenzverfahren vom letzten Jahr kaum Chancen geben, in absehbarer Zeit wieder höherklassig zu spielen. Leider bin ich aus terminlichen Gründen am Sonntag nicht im Stadion.“

Sie coachten den VfL zwischen November 1994 und Juni 1999. Im Rückblick erscheint diese Zeit als einer der emotionalsten Abschnitte der Vereinsgeschichte.
Toppmöller: „Es war eine wunderschöne Zeit! Ich habe tolle Menschen kennengelernt, da waren Top-Angestellte auf der Geschäftsstelle. Alles sehr familiär. Und sportlich war es auch klasse. Wir haben Dortmund und Schalke innerhalb einer Woche geschlagen. Der UEFA-Pokal war der Hammer: Es herrschte eine Rieseneuphorie in der Stadt, Bochum war total fußballverrückt.“

Eine Achterbahnfahrt war's aber auch. Zweimal stiegen Sie mit dem Club ab, zwischendurch die Teilnahme am europäischen Wettbewerb. Damals entstand der Schlachtruf „Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch UEFA-Cup“. Können Sie sich erklären, warum diese Epoche trotz zweier Abstiege so positiv im Gedächtnis blieb?
Toppmöller: „Ich habe die Mannschaft im ersten Jahr während der Saison übernommen, da war nichts mehr zu retten. Vor dem zweiten Abstieg wurde der Kader aus finanziellen Gründen ausgedünnt. Die haben mir etwa den Mamic verkauft, ein bärenstarker Abwehrmann. Das haben die meisten Leute wohl auch so gesehen. Obwohl wir die Liga nicht halten konnten, hat mich Boss Werner Altegoer dreimal bekniet weiterzumachen. Doch ich wollte in Bochum nicht noch einmal einen Neuaufbau angehen.“

Stichwort: UEFA-Cup. Der Verein schaffte nur zweimal die Teilnahme...
Toppmöller: „Falsch! Wir sind durch die 2. Liga marschiert, haben uns direkt danach für Europa qualifiziert und drei Runden gespielt.

„Mit Neururer schon in der Qualifikation raus“

Wir haben Trabzonspor und Brügge rausgeworfen und sind erst in der dritten Runde gegen Ajax Amsterdam ausgeschieden. Das war die einzige Teilnahme! Mit Peter Neururer sind sie 2004 doch bereits in der Qualifikation rausgeflogen.“

Was kann der VfL in dieser Spielzeit erreichen?
Toppmöller: „Viel! Aus der Ferne heraus würde ich sagen, dass Gertjan Verbeek einen guten Job macht. Ich sag´ Ihnen was: Meiner Meinung nach ist es gar nicht so schwer, in die Bundesliga aufzusteigen! Klar, Leipzig ist der Top-Favorit. Aber dahinter tummeln sich viele Vereine mit Chancen. Dazu gehört der VfL genauso wie Freiburg, Kaiserslautern oder andere. Ich hoffe und drücke die Daumen, dass es Bochum schafft. Ich gönne es dem Verein von Herzen!“

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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