Torhüter spricht dem VfL Bochum den Status einer Spitzenmannschaft ab
Klartext von VfL-Keeper Riemann nach 1:3-Heimpleite gegen St. Pauli: „…dann reicht’s halt nicht!“

Erst haderte er mit dem Strafstoß für St. Pauli und seiner Gelben Karte, am Ende mit der gesamten Leistung des VfL Bochum: Torhüter Manuel Riemann. Foto: Molatta
3Bilder
  • Erst haderte er mit dem Strafstoß für St. Pauli und seiner Gelben Karte, am Ende mit der gesamten Leistung des VfL Bochum: Torhüter Manuel Riemann. Foto: Molatta
  • hochgeladen von Dietmar Nolte

Manuel Riemann gilt als Mann deutlicher Worte. Und nach der 1:3-Heimpleite des VfL Bochum gegen den FC St. Pauli gab’s mal wieder Klartext vom Torhüter. Zu leichte Gegentore, zu schlechte Chancenverwertung, zu wenig Cleverness - den Status einer Spitzenmannschaft in der 2. Liga spricht Riemann dem eigenen Team schlicht ab.

Manuel Riemann, am Ende steht eine 1:3-Niederlage, aber es war mehr drin für den VfL Bochum in diesem Spitzenspiel.
Wenn du es dem Gegner so einfach machst, Tore zu erzielen, dann brauchen wir nicht darüber reden, vorne mitzuspielen oder eine Spitzenmannschaft zu sein. Das ist einfach zu leicht! Und das ist jetzt schon öfter in dieser Saison passiert. Entweder wir stellen das irgendwann ab, oder diese Spiele werden immer wieder kommen. Wenn du immer wieder einem Rückstand hinterherläufst, dann wird es auf Dauer schwierig.

Was fehlt dem VfL konkret, um doch vorne mitspielen zu können?
Dass der Gegner es genauso schwer hat, gegen uns ein Tor zu erzielen, wie wir es auch beim Gegner haben. Wir hätten gegen St. Pauli auch noch eine Stunde weiterspielen können, wir hätten trotzdem kein Tor mehr gemacht.

"Das tut brutal weh"

War auch etwas Pech im Spiel? Immerhin war das Elfmetertor von St. Pauli zur 2:1-Führung irregulär, weil der Torschütze viel zu früh in den Strafraum gelaufen ist.
Davon können wir uns jetzt auch nichts kaufen, dass es irregulär war. Ich denke, dass sich das im Laufe einer Saison alles wieder irgendwie ausgleicht. Schade natürlich, dass der Treffer gezählt hat. Aber trotzdem muss ich vor allem sagen, dass wir Woche für Woche einen unglaublichen Aufwand betreiben, uns aber um die nötigen Punkte bringen, weil wir es dem Gegner zu einfach machen, ein Tor zu erzielen. Das ist unglaublich schade und tut auch brutal weh.

Was müsste die erste Maßnahme sein, um die beiden letzten Spiele des Jahres ebenfalls gegen Spitzenteams erfolgreicher zu gestalten?
Wir werden wohl versuchen müssen, es dem Gegner schwerer zu machen, gegen uns Tore zu erzielen. Ich habe auch kein Patentrezept, sonst wäre ich ein gefragter Mann in Deutschland oder sogar weltweit. Aber das Rezept habe ich auch nicht. Fakt ist nur, dass St. Pauli schon nach zwei Minuten einen Schuss von der Torauslinie an den Pfosten hatte, aber richtig gefährlich war der auch nicht. Dann reißt du das Spiel an dich. War St. Pauli einmal länger als fünf bis zehn Sekunden in unserer Hälfte bis zur Führung? Und dann flanken sie irgendwo aus der Mitte unserer Hälfte und liegen plötzlich vorne. Dann ist es einfach unglaublich schwierig, wenn du immer wieder einem Rückstand hinterherläufst. Dann bekommst du noch ein irreguläres Tor. Und es passt zum ganzen Abend, dass du selbst in der 90. Minute den Ball aus einem Meter nicht über die Linie bringst.

"Diese Cleverness haben wir nicht"

Fehlt es dem VfL auch einfach an Kreativität in der Offensive durch die Ausfälle von Spielern wie Kruse, Maier oder Lee?
Keine Frage, dass uns diese Spieler fehlen. Aber wir können sie uns nicht schnitzen, wenn sie verletzt oder gesperrt sind. Ich finde, dass wir auch so gegen St. Pauli eine vernünftige Mannschaft auf dem Platz hatten. Aber wir müssen die eine oder andere Situation einfach cleverer nutzen. Diese Cleverness haben wir im Moment einfach nicht.

Gegen Magdeburg gab es nur einen Punkt, jetzt die Niederlage, nun warten Union Berlin und der 1. FC Köln. Am Ende des Jahres könnte der VfL Bochum in der Tabelle im Mittelfeld verschwunden sein.
Ich habe mich erstmal auf das Spiel gegen St. Pauli konzentriert. Fakt ist, dass wir in diesem Spiel auf vielen Positionen nicht unsere optimale Leistung abgerufen haben. Und dann reicht's halt in einem solchen Spiel nicht. Es ist uns schon öfter passiert, dass wir verlieren, wenn wir oben dran sind – und dann auch noch Zuhause. Immer, wenn wir den großen Sprung machen können, schaffen wir es nicht. Anscheinend sind wir noch nicht soweit. Das muss man dann auch ehrlicher Weise so sagen. Wir sind zwar gut, aber für den ganz großen Sprung reicht es einfach nicht. Trotzdem gibt es auch in Berlin wieder drei Punkte zu holen. Wir werden die ganze Woche hart arbeiten und dann versuchen, diese Punkte zu holen. Ob es dann ganz am Ende am 34. Spieltag reicht, weil die anderen alle zu doof sind und wir gewinnen, das können wir jetzt sowieso nicht sagen. Wir müssen jetzt dieses Spiel abhaken und dann geht’s am Samstag nach Berlin. Da wollen wir wieder alles in die Waagschale werfen und versuchen, unsere Fehler abzustellen. Und dann schauen wir mal, was dann dabei herausspringt.

INFO:

  • Die Statistik zum Pauli-Spiel weist den VfL Bochum in vielen Bereichen als besser aus.
  • 22:17 Torschüsse, 7:4 Ecken und 29:3 (!) Flanken stehen zu Buche.
  • Auch die Passquote von 83 % war besser (St. Pauli 72 %).
  • Auch 60 % Ballbesitz indes brachten nicht genug Ertrag; in den Zweikämpfen hatte der Gegner die Nase vorn (46:54 %)
Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.