Ein Spiel, für das man sich entschuldigen muss
Aus Bochumer Sicht erfolgte die beste Aktion des gesamten Spiels nach 92 Minuten und es handelte sich dabei um den Schlusspfiff der souveränen Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus. Was der VfL Bochum zuvor geboten hatte, darf getrost als Offenbarungseid bezeichnet werden: ideenlos, kraftlos, seelenlos.
Dass es trotzdem zu einem Punkt an der Ostsee reichte, ist zum einen der starken Defensivleistungen von Luthe, Maltritz und Sinkiewicz und zum anderen der Unfähigkeit des Gegners zu verdanken.
Das Team von Trainer Friedhelm Funkel war im Vergleich zum Pokalspiel auf mehreren Positionen verändert. Der zuletzt starke Björn Kopplin musste verletzungsbedingt passen, für ihn spielte Paul Freier. Um es vorweg zu nehmen: Freier machte seine Sache auf der ungewohnten Position gut und ging kompromisslos zu Werke. Zudem spielte Oguzhan Kefkir für Denis Berger, Mirkan Aydin erhielt den Vorzug vor Daniel Ginczek. Neu in der Startformation war auch Giovanni Federico. Der japanische Neuzugang Takashi Inui saß auf der Bank und blieb dort auch bis zum Schluss sitzen.
Das Spiel plätscherte von Beginn an dahin, beide Mannschaften zeigten keinerlei Anstalten nach vorne zu agieren, man neutralisierte sich im Mittelfeld. Für Oguzhan Kefkir bestand anscheinend ein striktes Anspielverbot, so dass der kleine Dribbler keine Möglichkeit hatte, seine Schnelligkeit und seine überragende Technik auszuspielen. Nicht nur deshalb war das Offensivspiel des VfL praktisch nicht vorhanden. Wenn mal in die Spitze gespielt wurde, war es zu ungenau – Aydin hing wie schon gegen Düsseldorf und Frankfurt völlig in der Luft.
Wenn schon aus dem Spiel heraus nichts geht, sollte man zumindest bei Standards so etwas wie Gefahr entwickeln können. Doch das Motto „Flach spielen, hoch gewinnen“ sollte bei Ecken nicht beherzigt werden. Ob Freier oder Federico – die Ecken segelten knapp über der Grasnarbe in den Strafraum und fanden in den dort wartenden Rostocker Abwehrbeinen dankbare Abnehmer. Bedenkt man, wie viele kopfballstarke VfL-Spieler im Zentrum lauerten...
Als dann nach 35 Minuten auch noch Philipp Bönig mit einer Gelb-Roten Karte vom Feld geschickt wurde, musste das Schlimmste befürchtet werden. Funkel reagierte und brachte Ostrzolek. Ausgewechselt wurde der bis dahin überhaupt nicht ins Spiel eingebundene Kefkir und mit ihm die Hoffnung auf Kreativität. Der Halbzeitpfiff wirkte wie eine Erlösung, doch nach 15 Minuten Pause knüpfte der VfL nahtlos dort an, wo er aufgehört hatte.
In der gesamten 2. Halbzeit konnte für die Bochumer nicht eine einzige Torchance verzeichnet werden. Die Dreierkette mit Dabrowski, Johannsson und Vogt war in 90 Minuten nie in der Lage, eine Offensivaktion einzuleiten, geschweige denn, Gefahr zu entwickeln. Und dementsprechend spielten bzw. rumpelten die Bochumer mit acht Defensiven über den Rasen der DKB Arena. Wäre der Gegner auch nur einen Hauch cleverer gewesen, hätte der VfL die Heimreise ohne einen Punkt angetreten. So blieb es aber nach 90 Minuten im Duell Not gegen Elend beim 0:0. Nach dieser Leistung muss man wohl von einem Punktgewinn sprechen.
Will man nach den ersten vier Pflichtspielen dieser Saison ein Fazit ziehen, muss man sich fragen, ob es erst wieder ein Ingolstadt-Debakel braucht, um der Mannschaft und dem Trainer zu verdeutlichen, dass man in dieser Verfassung nicht vom Aufstieg reden muss? Frische Spieler wie Ginczek und Kramer schmoren auf der Bank, während Dabrowski, Vogt und Federico uninspiriert den Rasen kaputttreten dürfen.
Am kommenden Freitag kommt mit dem FC St. Pauli ein echter Härtetest auf die Bochumer zu. Spätestens dann könnte klar sein, wohin die Reise geht.
Autor:Stephan Kottkamp aus Dortmund-Ost |
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