Bochum fordert Köln - VfL-Kapitän Celozzi im Exklusiv-Interview: "In der 2. Liga steckt richtig Qualität!"

Stefano Celozzi fiebert dem Saisonauftakt entgegen.  Am Samstag kommt der 1. FC Köln an die Castroper Straße. Archivfoto: Molatta
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  • Stefano Celozzi fiebert dem Saisonauftakt entgegen. Am Samstag kommt der 1. FC Köln an die Castroper Straße. Archivfoto: Molatta
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Am Samstag (4.8., 13 Uhr)  rollt für den VfL Bochum endlich wieder der Ball in der 2. Liga. Zum Auftakt wartet gleich der Kracher gegen den 1. FC Köln – und nicht nur VfL-Kapitän Stefano Celozzi freut sich riesig auf die Partie. Im großen Exklusiv-Interview spricht Celozzi über die Vorbereitung der Bochumer, die Chancen in der neuen Spielzeit und die Lage der Liga.

Stefano Celozzi, mit einer 0:1-Niederlage ist der VfL Bochum am Wochenende vom letzten Vorbereitungsspiel gegen den FC Millwall aus London zurückgekehrt. War es eine verpatzte Generalprobe vor dem Saisonstart – oder geht Ihnen das einen Schritt zu weit?
Man muss auf jeden Fall sagen, dass wir dort kein gutes Spiel abgeliefert haben. Es war auch eine ganz andere Partie als in den Spielen zuvor. Millwall ist eine Mannschaft, die physisch sehr stark ist und ihre Mittel gegen uns gewinnbringend eingesetzt hat. Es war trotz der Niederlage ein guter Test für uns, weil uns das sicher auch in der 2. Liga erwarten wird. Aber man sollte das Spiel auch nicht überbewerten. Insgesamt hatten wir eine gute Vorbereitung, haben sehr intensiv gearbeitet und hatten auch starke Testspiele.

Es war in diesem Jahr eine gute, vor allem auch eine sehr ruhige Vorbereitung, wenn man an die Turbulenzen im letzten Sommer zurückdenkt.

Ich möchte gar nicht mehr so viel über die vergangene Saison sprechen. Dazu ist schon vieles gesagt worden. Der Status quo ist, dass wir eine sehr gute Vorbereitung hatten, vor allem auch ein sehr gutes Trainingslager. Es hat auch mir persönlich sehr viel Spaß gemacht, so mit der Mannschaft zu arbeiten.

Spieler und Trainerteam haben immer den guten Mannschaftsgeist betont. Haben Sie es auch so wahrgenommen, dass es im Team besonders harmonisch zugeht?
(lacht) Das wird und muss sich zeigen, wenn es richtig losgeht. Bisher hat es in der Mannschaft sehr gut gepasst, es war tatsächlich sehr harmonisch. Aber so etwas ist auch harte Arbeit, und dazu tragen entsprechende Ergebnisse und Erfolgserlebnisse einen großen Teil bei. Auch in Zukunft würde uns das sicher helfen, dass der Teamgeist gut bleibt und die Atmosphäre stimmt.

"Ganvoula hat gleich im ersten Training mal gezeigt, was er drauf hat."

Welchen Eindruck hatten Sie bislang von der Integration der Neuzugänge? Und wie hat sich Silvére Ganvoula in seinen ersten Tagen beim VfL Bochum gemacht?
Ich habe von allen Neuzugängen einen sehr guten Eindruck, auch charakterlich passen die Jungs richtig gut zu uns. Fußballerisch bringen sie einiges mit. Es sind sehr talentierte Spieler, die uns sicher weiterhelfen können. Und Silvére Ganvoula hat gleich im ersten Training mal gezeigt, was er drauf hat. Seine ersten Tage waren sehr verheißungsvoll. Aber er wird auch eine gewisse Zeit brauchen, sich an alles zu gewöhnen. Für ihn ist die 2. Liga in Deutschland auch eine ganz neue Erfahrung.

In der Vorbereitung konnte sich mit Maxim Leitsch auch einer der ganz jungen Spieler in den Vordergrund spielen. Hat er Sie damit auch überrascht?
(lacht) Ich kenn Leitschi ja schon länger… Wir wissen alle, was er kann. Aber das gilt nicht nur für ihn, auch die anderen jungen Spiele haben sich sehr gut gemacht, in der Vorbereitung sehr gut mitgezogen und gezeigt, was sie drauf haben. Der VfL Bochum betreibt eine sehr gute Jugendarbeit und Leitschi ist einer der Beweise dafür. Mich freut es für ihn.

Pechvogel der Vorbereitung war sicher Thomas Eisfeld, der durch seine Verletzungen nicht richtig zum Zuge kam. Wie nehmen Sie ihn wahr, wie geht er damit um?

Für ihn persönlich ist das bitter und sehr schade auch für uns. Wir brauchen Tommy, er ist ein wichtiger Teil unserer Mannschaft. Ich drücke ihm die Daumen, dass er ganz schnell wieder fit wird.

Eisfeld und Neuzugang Sebastian Maier sollten die Lücke schließen, die der Abgang von Kevin Stöger hinterlassen hat. Ist seine Rolle zu kopieren oder muss sich die Mannschaft insgesamt umstellen?

Es ist jetzt sicher noch zu früh, das endgültig zu beurteilen. Wir nehmen uns allgemein als Mannschaft sehr viel vor für die neue Saison. Stögi war natürlich ein sehr wichtiger Spieler für uns, hat sehr gute Leistungen gezeigt und ist gerade auch in der Rückrunde in den schwierigen Spielen immer da gewesen. Mit Basti haben wir jetzt einen Spieler hinzu bekommen, der sehr großes Talent hat. Tommy hat schon gezeigt, dass er das besitzt. Mit diesen beiden Spielern haben wir Qualität hinzubekommen und Qualität gehalten. Ich bin optimistisch, dass wir es so insgesamt gut lösen können.

"Wenn wir die ersten drei Spiele verlieren, würde vieles wieder kritischer gesehen."

Kevin Stöger war einer der wenigen Abgänge in diesem Sommer. Ist die eingespielte Mannschaft, die sich zum Großteil schon gut kennt, einer der Vorteile des VfL in der neuen Saison?
Auch das muss man abwarten. Mich persönlich hat es jedenfalls gefreut, dass wir als Mannschaft so zusammen geblieben sind. Und ich sehe das auch als Vorteil. Aber die Ergebnisse werden zeigen, ob es sich auch auf dem Platz auswirkt. Und die Ergebnisse geben letztlich auch die Antwort, ob es gut oder schlecht war. Wenn wir die ersten drei Spiele verlieren, würde vieles plötzlich wieder kritischer gesehen.

Der Trainer hat in der Vorbereitung neben der bewährten 4-2-3-1-Formation auch ein 4-4-2-System testen lassen. Was passt besser zur Mannschaft?

Letztlich wird man in der Saison sicher eine gewisse Flexibilität brauchen. Wir haben unter Robin Dutt im 4-2-3-1-System eine gute Rückrunde gespielt. Aber es wird Spielsituationen geben, in denen man sich umstellen muss, um etwa in die gefährlichen Räume und am Ende zum Erfolg zu kommen. Der Versuch mit zwei Spitzen hat in der Vorbereitung teilweise schon ganz gut funktioniert. Ich glaube, dass die Mannschaft in der Lage ist, beide Systeme zu spielen.

Wo sehen Sie vor dem Auftakt gegen Köln eher noch Verbesserungsbedarf – defensiv oder offensiv?
Wir haben vieles trainiert in der Vorbereitung und wie ich finde, viele Dinge auch schon gut umgesetzt. Trotzdem ist es wie immer vor dem ersten Saisonspiel – du weißt einfach nicht genau, wo du stehst. Und es wird immer ein Prozess bleiben, der nie zu Ende ist. Wir wollen uns stetig verbessern, und das in jeglicher Hinsicht. Das gilt für das Defensivverhalten genauso wie für die Offensive.

Wo sehen Sie Ihre eigene Rolle auf dem Platz? Es wirkt, als hätten Sie sich hinten rechts in der Viererkette wieder festgespielt. Ist das Kapitel Mittelfeld damit zunächst abgehakt?
Unter Robin Dutt habe ich in der erfolgreichen Rückrunde zumeist hinten rechts gespielt, aktuell eben auch. Was soll ich sagen? Es macht mir Spaß. Und ich denke, momentan ist es kein Thema, dass ich im Mittelfeld zum Einsatz komme. Ich sehe mich da zurzeit eher nicht als Option des Trainers.

Mit Jan Gyamerah gibt es einen Spieler, der auf Ihrer Position auch stark aufgespielt hat. Wie bewerten Sie die Konkurrenzsituation?

Man muss sich immer beweisen, man muss immer Gas geben. Das gilt im Training genauso wie im Spiel. Ich will natürlich immer spielen und ich werde auch alles dafür tun. Aber am Ende stellt der Trainer die Mannschaft auf und entscheidet.

"Es ist für mich eine Ehre, Kapitän des VfL Bochum zu sein."

Hat Robin Dutt auch entschieden, dass Sie Kapitän des VfL Bochum bleiben?
Wir haben das gemeinschaftlich so entschieden. Der Trainer ist auf mich zugekommen, wir haben darüber gesprochen und das dann so zusammen entschieden. Ich kann nur noch einmal betonen, dass es für mich eine Ehre ist, Kapitän des VfL Bochum zu sein. Ich hätte aber auch kein Problem damit, wenn jemand anderes die Binde trägt. Ich werde unabhängig davon immer alles tun, um der Mannschaft zu helfen.

Lassen Sie uns über den Saisonstart am Samstag sprechen, der mit dem Spiel gegen den 1. FC Köln gleich spektakulär ausfällt. Ein Auftakt genau nach Ihrem Geschmack oder hätten Sie es sich erstmal eine Nummer kleiner gewünscht?
Ich persönlich freue mich riesig auf dieses Spiel gegen Köln. Da war schon in dem Moment so, als der erste Spieltag bekannt gegeben wurde. Es ist sicher eine ganz attraktive Paarung, noch dazu im heimischen Stadion, in unserem Zuhause. Das freut mich vor allem auch für unsere Fans. Ich finde allgemein, dass die 2. Liga in diesem Jahr sehr attraktiv und sehr stark ist, wenn man etwa nur an den Hamburger SV denkt, der zusammen mit Köln abgestiegen ist. Da steckt richtig Qualität drin. Das wird definitiv eine ganz interessante Saison mit einigen Traditionsvereinen.

Kündigt sich nicht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft für die 2. Liga an, wenn man auch die finanziellen Möglichkeiten von Köln und Hamburg sieht?
Es ist offensichtlich, das Köln und der HSV im Vergleich zum Rest der Liga finanziell einen Vorteil haben. Und es ist auch kein Geheimnis, dass beide Klubs als Favoriten in die neue Saison gehen. Aber am Ende entscheidet es sich immer auf dem Platz.

"Wir wollen uns jetzt stabilisieren und nicht mehr in Schwierigkeiten kommen."


Welche Rolle trauen Sie dem VfL Bochum in der neuen Saison zu? Der Vorstand hat sich dem Ziel verschrieben, den VfL unter den besten 25 Vereinen Deutschlands zu etablieren – das wäre ein Platz zwischen Rang eins und sieben.

Ich denke, das ist eine realistische Einschätzung. Wir wissen, wo wir herkommen. Und wir wissen, dass eine schwierige Saison hinter uns liegt. Wir wollen uns jetzt stabilisieren und nicht mehr in Schwierigkeiten kommen wie im letzten Jahr. Das Potenzial und die Qualität des Kaders geben das auf jeden Fall her.

In der vergangenen Spielzeit ging es in der 2. Liga so eng zu wie nie zuvor. Denken Sie, so etwas könnte sich noch einmal wiederholen?
Ich glaube, das war schon etwas Besonderes. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals so eng zuging in einer Liga, in der ich gespielt habe oder die ich verfolgt habe. Ich gehe nicht davon aus, dass es noch einmal so knapp werden kann, dass fast alle Mannschaften plötzlich gegen den Abstieg spielen. Diese Ausgeglichenheit über einen langen Zeitraum war schon ungewöhnlich.

Können wir Ihnen zum Abschluss dieses Gespräches noch einen Tipp entlocken für den Saisonauftakt gegen Köln?
(lacht) Ich tippe Spiele allgemein nicht. Aber wir werden am Samstag auf jeden Fall alles raushauen und versuchen, mit drei Punkten in die Saison zu starten!

Stefano Celozzi fiebert dem Saisonauftakt entgegen.  Am Samstag kommt der 1. FC Köln an die Castroper Straße. Archivfoto: Molatta
Bleibt Kapitän des VfL Bochum: Stefano Celozzi. Foto: Molatta
Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

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