Bernd Storck: Fußball-EM mit "Storcks Riesen"
Text von Ralf Rudzynski und Marc Keiterling
Mit der ungarischen Nationalmannschaft sorgt er derzeit bei der Fußball-Europameisterschaft für Furore. Das Team von Bernd Storck ist in aller Munde. Es war schon ein Heldenstück, dass der Trainer das Land erstmals seit 44 Jahren überhaupt zu einer EM geführt hatte, nun winkt sogar das Achtelfinale. "Storcks Riesen" - frei nach den bekannten Schoko-Karamell-Riegeln.
Storcks Weg auf die ganz große Fußball-Bühne war weit – und er begann in Bochum. Die etwas älteren Fans des VfL Bochum werden sich sicher noch an ihn erinnern. Zu Beginn der 80er Jahre schaffte Bernd Storck den Sprung aus dem Nachwuchs in die Bundesliga. Am 15. Mai 1982 gab er noch als Schüler sein Debüt für die Blau-Weißen. An jenem Samstag stand er in der Startelf, als der VfL am 32. Spieltag gegen Arminia Bielefeld im Ruhrstadion 1:1 spielte.
Storck gehörte damals zu den Jungspunden. Mit gerade einmal 18 Jahren gab er sein Debüt und genoss auch weiterhin das Vertrauen von Trainer Rolf Schafstall. Auch an den letzten beiden Spieltagen der Saison 1981/1982 stand er im Team und erlebte dadurch am 29. Mai 1982 einen der wenigen Bochumer Siege über den FC Bayern München. Beim 3:1-Erfolg spielte Storck über die vollen 90 Minuten.
Eine Spielzeit später absolvierte der Youngster sogar satte 21 Begegnungen und erzielte dabei einen Treffer. Mit seiner unbekümmerten, manchmal noch etwas übereifrigen Art fightete sich der Verteidiger schnell in die Herzen der VfL-Fans, die sich freuten, dass ein Mann aus der eigenen Jugend den Sprung in die Bundesliga-Truppe geschafft hatte.
„Bernd kam aus der Bochumer Jugend und war mit einem Male präsent“, erinnert sich Lothar Woelk an seinen einstigen Mitspieler. Woelk gehörte damals schon zu den Routiniers beim VfL. Er lobt Storck in höchsten Tönen: „Bernd war motiviert und hat sich reingebissen. Er hat sich darauf konzentriert, im Spiel seine Aufgaben zu lösen. Das hat er ziemlich gut gemacht.“
Karriereende schon mit 27 Jahren
Nach insgesamt 24 Erstliga-Spielen für den VfL wechselte Storck im Sommer 1983 in die Nachbarstadt und heuerte bei Borussia Dortmund an. Für den BVB lief er bis 1989 weitere 146-mal im Oberhaus auf und brachte es dabei auf sieben Treffer. Seinen größten Triumph feierte er am 24. Juni 1989 mit dem BVB. Vor 76.000 Zuschauern war Bernd Storck als Einwechselspieler dabei, als die Borussia gegen Werder Bremen mit einem 4:1-Coup den DFB-Pokal in den Ruhrpott holte. Sein letztes Spiel als Profi, bereits mit 27 Jahren endete die Karriere, weil eine schwere Knöchelverletzung weiteren Hochleistungssport nicht mehr zuließ.
Letztes Spiel als Co-Trainer in Bochum
Seine Laufbahn an der Linie begann Mitte der 1990er Jahre als Co-Trainer von Jürgen Röber. Gemeinsam coachten sie den VfB Stuttgart (1993-1995), Hertha BSC (1996-2002), den VfL Wolfsburg (2003-2004), Partizan Belgrad (2005-2006) und Borussia Dortmund (2006-2007). Storcks Rückkehr zum BVB stand unter keinem guten Stern. Das Trainer-Duo trat im Westfalenstadion im Dezember 2006 an, konnte von den ersten acht Rückrundenspielen aber nur zwei Partien gewinnen. Mit der 0:2-Niederlage - ausgerechnet beim VfL Bochum - endete bereits am 12. März 2007 die Zeit von Röber und Storck bei der Borussia.
Von 2008 bis 2012 arbeitete er für den Fußballverband von Kasachstan und war zwischenzeitlich dort bereits Nationalcoach. Sein aktuelles Engagement in Ungarn startete der heute 53-Jährige im März 2015 und seit elf Monaten ist er dort auch für die Nationalmannschaft verantwortlich. An seiner Seite stehen zwei weitere Männer mit Ruhrgebiets-Vergangenheit: Assistent Andreas Möller kickte einst in Dortmund (anfangs noch mit Storck) und auf Schalke, Torwarttrainer Holger Gehrke stand unter anderen für Schalke und Duisburg zwischen den Pfosten.
"Natürlich drücke ich Bernd die Daumen"
Storck führte Ungarn erstmals seit 44 Jahren wieder zu einer EM. Und als wäre das nicht schon Sensation genug, geht die Traumreise der Magyaren auch bei diesem Turnier weiter. Zum Auftakt gab es einen sensationellen 2:0-Erfolg über Österreich, anschließend stieß das Team durch ein 1:1 gegen Island die Tür zum Achtelfinale noch weiter auf. Vor den entscheidenden Gruppenspielen führen „Storcks Riesen“ die Tabelle der Gruppe F sogar an. „Bernd hat als Trainer überall einen ordentlichen Job gemacht“, attestiert Woelk und merkt an, „er ist etwas grau geworden, aber ansonsten hat er noch die gleiche Mimik wie früher. Die Einstellung, die er als Spieler hatte, hat er auch als Trainer.“ Gegen Cristiano Ronaldos Portugiesen geht es für Ungarn am heutigen Mittwoch um 18 Uhr um den ganz großen Wurf. Dann fiebert auch Lothar Woelk mit: „Natürlich drücke ich Bernd die Daumen.“
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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