Beim Debüt gleich zu Olympia
Hendrik Pfeiffer vom TV Wattenscheid 01 hat am Sonntag beim Marathon in Düsseldorf die Qualifikationsnorm für die Olympischen Spiele in Rio erfüllt. Dies gelang dem 23-Jährigen sozusagen aus dem Stand: Zum ersten Mal überhaupt startete er über diese Distanz.
Kalte Windböen, Regenschauer – auch das üble April-Wetter hielt Pfeiffer nicht auf. Bei seinem Debüt über die 42,195 Kilometer lange Strecke lief er in 2:13:11 Stunden auf den dritten Rang und blieb damit deutlich unter der vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geforderten Zeit von 2:14:00 Stunden. Schneller als Pfeiffer waren nur der kenianische Sieger Japhet Kosgei (2:10:46 Stunden) und der rumänische Titelverteidiger Marius Ionescu (2:13:00).
„Mein Plan ist perfekt aufgegangen, die Tempomacher haben tolle Arbeit geleistet. Ich habe während des Rennens nie gezweifelt und habe mich noch nach 40 Kilometern gut gefühlt“, sagte Hendrik Pfeiffer, der als einziger unter den Top 10 die zweite Hälfte etwas schneller laufen konnte als die erste. „Vor dem Rennen war ich aufgrund eines Muskelproblems schon etwas skeptisch. Aber während des Laufes war alles in Ordnung. Ich habe mich dann noch gefragt, ob der ,Mann mit dem Hammer’ nach 30 Kilometern kommt – aber er kam nicht“, freute sich Pfeiffer. Und fuhr fort: "Es war eine perfekte Sache. Etwas Besonderes war auch, in meiner Geburtsstadt anzutreten. Ich bin am Krankenhaus vorbeigelaufen, in dem ich geboren wurde."
Wegen muskulärer Probleme am linken Schienbein war Pfeiffers Start am Rhein akut gefährdet gewesen. Hinterher jubelte auch sein Trainer umso mehr: "Das ist gigantisch, unglaublich", sagte Tono Kirschbaum, "vor allem nach dem ganzen Heckmeck, den wir im Vorfeld durchmachen mussten."
Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, hatten für das Rennen rund 17.000 Teilnehmer gemeldet. „Die Leistung von Hendrik Pfeiffer überstrahlt alles. Ich freue mich wirklich sehr, dass er die Qualifikation für Rio heute in Düsseldorf geschafft hat“, sagte Race-Direktor Jan Winschermann.
Schon in Berlin eine Norm geschafft
"Auf den Punkt fit sein, Höchstleistung bringen und mit Druck umgehen: Das sind Fähigkeiten, die im Leistungssport gefragt sind. Und ich bin mit Leib und Seele Leistungssportler! Ich liebe die Herausforderungen, die in meinem Fall der Laufsport mit sich bringt. Das Gefühl der Freude, wenn man ein angestrebtes Ziel tatsächlich erreicht, aber auch die Entbehrungen auf dem Weg dorthin", gewährt Hendrik Pfeiffer dem Stadtspiegel einen grundsätzlichen Einblick in sein Seelenleben.
Beim Berliner Halbmarathon Anfang April galt es, den Leistungsnachweis des DLV für die Europameisterschaft in Amsterdam zu erbringen: Der DLV fixierte die Normzeit auf 64:45 Minuten.
"Die Teilnehmerzahl des deutschen Teams ist auf fünf Starter begrenzt. Die Gefahr, trotz erfüllter Norm nicht nominiert zu werden, war nicht zu unterschätzen. Und so erkoren mein Trainer und ich den unglaublich stark besetzten Berliner Halbmarathon zum ,Tag X’ aus, um den Platz im deutschen EM-Team zu sichern", beschreibt der Wattenscheider das Drumherum.
Es gelingt. In einer Zeit von 64:06 Minuten wird er dritter Deutscher. "Was für ein Gefühl! Solche Momente entschädigen für alles, was ich gemeinsam mit meinen Kollegen im Vorfeld investiert habe. Praktisch mit dem Zieleinlauf fiel die gesamte Spannung, die mich in den Tagen zuvor begleitete, auf einen Schlag ab. Ein Phänomen, das ich in der Form bisher nur im Sport erlebt habe", erklärt Pfeiffer.
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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