Bandowski und Stiepermann: Freud und Leid beim VfL Bochum
Dank Jannik Bandowski hat der VfL Bochum den kompletten Fehlstart in die neue Saison gerade noch abgewendet. Der 23-Jährige selbst schreibt an seinem ganz persönlichen Fußballmärchen in Blau-Weiß - ganz im Gegenteil zu Marco Stiepermann, für den das Kapitel VfL nach nur einer Spielzeit schon wieder beendet ist.
Das Lob kam aus dem Mund des Kapitäns und es sagte einige aus über den Spieler, dem es galt – und über die Leistung, die der VfL Bochum eine Halbzeit lang beim MSV Duisburg gezeigt hatte. „Jannik hat in den direkten Duellen das Tempo gebracht, was man braucht, um so eine Abwehr in Verlegenheit zu bringen“, stellte Felix Bastians mit Blick auf die Einwechslung von Jannik Bandowski anerkennend fest. Nach erneut 45 spärlichen Bochumer Minuten – wie schon gegen St. Pauli - hatte ihn Ismail Atalan beim Stande von 0:1 eingewechselt. Und der 23-Jährige benötigte gerade einmal 89 Sekunden, um mit seinem schnellen Antritt und einem beherzten Schuss den Ausgleich zu erzielen
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Für ihn selbst war es viel mehr als nur ein Treffer. Es war eine jener Geschichten, die nur der Fußball schreibt. 16 lange Monate hatte Bandowski kein Spiel mehr als Profi bestritten. Nach zwei Ermüdungsbrüchen im Fuß stand eine hoffnungsvolle Karriere kurz vor dem Aus, die ihn schon bis in die U20-Nationalmannschaft katapultiert hatte. In Korbach geboren, war er über Paderborn einst in der Jugend von Borussia Dortmund gelandet und dort ausgebildet worden. Zur Saison 2013/14 rückte er sogar in den Profikader auf. Doch dann trafen ihn die Verletzungen hart: Er riss sich das Syndesmoseband, dazu die Außenbänder, musste fast fünf Monate pausieren.
Hochstätter schenkte ihm Vertrauen
Im Winter 2015 versuchte Bandowski als Leihspieler bei 1860 München einen Neustart, wollte sich Spielpraxis verschaffen und wieder für höhere Aufgaben empfehlen. Was folgte, war so ernüchternd wie deprimierend. Zwar legte er einen furiosen Start hin, verpasste dann aber den Saisonauftakt 2015/16 mit einem Ermüdungsbruch im Fuß. 224 Tage fehlte er den Löwen. Als er in den Saisonendspurt eingreifen wollte, brach die Verletzung erneut auf. Bandowski musste wieder am Fuß operiert werden, fiel wieder lange aus. Christian Hochstätter schreckte das nicht ab. Im Sommer 2016 holte er den Außenverteidiger trotz kritischer Stimmen noch während dessen Reha-Phase aus Dortmund nach Bochum und gab ihm einen Vertrag bis 2019. Spielen konnte der 23-Jährige in der vergangenen Saison noch nicht.
Nun also wieder Duisburg, wie bei seinem letzten Profi-Einsatz vor 16 Monaten mit 1860 München. In der Pause hatte Ismail Atalan entschieden, dass Bandowski dem trägen VfL-Spiel mehr Leben einhauchen sollte. Und der musste erst einmal mit dem Lampenfieber kämpfen vor der Rückkehr auf die große Fußballbühne: „Vor der Partie hatte ich ein Gefühl, als ob ich noch nie in einem so großen Stadion gespielt hätte.“ Dann aber sei das Adrenalin wieder da gewesen - und Bandowski knipste ganz cool den Ausgleich. Glücklich war er am Ende nur bedingt, weil es für die Bochumer trotz Leistungssteigerung und Umstellung auf ein offensives 4-3-3-System in der zweiten Halbzeit nur zum Remis gereicht hat. Dafür aber umso erschöpfter: „Ich habe lange kein Spiel mehr über 90 Minuten gemacht. Nach den 45 Minuten war ich am Ende.“
Stiepermann wurde nie glücklich
Des einen Freud, des anderen Leid: Während Jannik Bandowksi nun beim VfL durchstarten will, hat Marco Stiepermann nach nur einer Saison schon wieder die Koffer gepackt. Der 26-Jährige, ebenfalls in der Jugend von Borussia Dortmund ausgebildet, spielt künftig für den englischen Zweitligisten Norwich City und wird wohl eher als Missverständnis“ in die VfL-Geschichte eingehen.
Dabei war Stiepermann mit großen Erwartungen aus Fürth nach Bochum gekommen, sollte als Führungsspieler eine tragende Rolle übernehmen. Das gelang kaum, obwohl er in 32 Pflichtspielen zum Einsatz kam. Seine anfänglichen Probleme trafen auf skeptische Ablehnung bei den Anhängern – eine Tatsache, die den sensiblen Spieler zusätzlich hemmte.
Bei Norwich City verstärkt der Linksfuß künftig die „deutsche Fraktion“, die bislang aus Timm Klose, Christoph Zimmermann, Marcel Franke, Tom Trybull und Mario Vrancic bestand. Mit Daniel Farke sitzt seit dieser Saison auch ein deutscher Trainer auf der Bank, der Stiepermann den Wechsel schmackhaft machen konnte: „Es ist ein Klub mit einer großen Tradition, da musste ich nicht lange darüber nachdenken, diesen Weg zu gehen. Ich glaube, ich passe da als Fußballer sehr gut rein.“
In der Länderspielpause wird der VfL Bochum ein Testspiel beim Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen austragen. Die Partie findet am Donnerstag, 31. August, um 15 Uhr im Ulrich-Haberland-Stadion statt. Der Eintritt ist frei.
Autor:Dietmar Nolte aus Dortmund-West |
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