VfL setzt Aufstiegsheld Thomas Reis vor die Tür
"Aus voller Überzeugung"
Für die meisten Fans ist es der Anfang vom Ende, für den Verein "ein Entschluss aus voller Überzeugung", wie es Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian formuliert hat. Die Trennung von Erfolgstrainer Thomas Reis sorgt rund um den VfL Bochum weiterhin für Unruhe und Missstimmung.
Von Dietmar Nolte
"Dass Umfeld und Fans emotional reagieren, ist verständlich." Schon bei der Verkündung der Reis-Entlassung war Patrick Fabian klar, welches stürmische Gewitter da auf den VfL Bochum zurollt. Zunächst in den sozialen Medien - aber an diesem Sonntag dann auch im Stadion gegen den 1. FC Köln? Fabian, noch nicht einmal zwei Wochen in der Position des Geschäftsführers Sport, wollte daher "mit aller Sachlichkeit, Argumentation und Kommunikation" die Beweggründe der Bosse erklären. Wirklich gelungen ist das nicht.
Das mag auch daran liegen, dass sich einer der Hauptverantwortlichen in diesen Tagen schlicht wegduckt. Hans-Peter Villis, Vorsitzender des Aufsichtsrates, hatte in diesem Sommer immer wieder öffentlich betont, den Vertrag mit Reis unbedingt verlängern zu wollen - wie eigentlich auch den mit dem bereits abgewanderten Sebastian Schindzielorz. Mehr noch, Villis stellte auch in Aussicht, mit diesem Trainer notfalls wieder zurück in die Zweite Liga zu gehen.
Villis taucht ab
Nun aber musste Fabian mutterseelenallein begründen, warum sich der Verein anders entschieden hat, obwohl die Mannschaft trotz null Punkten bislang mit Ausnahme des Bayern-Spiels nie desolat aufgetreten ist. "Wir waren in vielen Spielen nah dran, es hat aber nicht gereicht – das hat seine Gründe", so der Geschäftsführer. Man habe den Blick auf die Tabelle gerichtet, auf die Leistung, in die Kabine, auf den Trainingsplatz.
Stand die Mannschaft also nicht mehr geschlossen hinter ihrem Trainer? "Wir standen bis zuletzt hinter ihm", hat Kapitän Anthony Losilla am Dienstag nochmal bekräftigt. Gab es im Training etwas, was den Verantwortlichen missfallen hat? Klare Antworten gab es darauf von Fabian nicht: "Wir haben einen differenzierten Blick auf alles geworfen: Leistungen, Glaube, Schwingungen, Tendenzen. Alle waren bemüht, den Bock umzustoßen. Irgendwann verlässt dich der Glaube, wenn du in eine Negativspirale kommst." Die Trennung von dem Mann, der Bochum erst wieder zu einem Faktor im deutschen Fußball gemacht hat, sei für den Verein dann die bestmögliche Entscheidung gewesen: "Unser Entschluss ist aus voller Überzeugung gefallen, in einer anderen Konstellation die nötigen Punkte zu holen."
"Nicht der klassische Feuerwehrmann"
Wer der neue Trainer für diese andere Konstellation sein soll? "Nicht der klassische Feuerwehrmann und niemand, der komplett unerfahren ist", hat Fabian das Profil für den Nachfolger von Interimscoach Heiko Butscher beschrieben. Der Neue soll eine klare Struktur und Linie im Spiel haben und "muss den Glauben vermitteln, dass er mit dem VfL Bochum die Klasse halten kann."
Wer sich das nach dem Abgang der Lichtgestalt Thomas Reis und mit Blick auf den qualitativ überschaubaren Kader antun möchte? Fabian gab sich trotzig: "Ich glaube auf jeden Fall, dass es noch Trainer gibt, die zum VfL Bochum passen",
Autor:Sabine Beisken-Hengge aus Essen-Ruhr |
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