„Komm wir gehen zum Deschauer“ – Eine Urlaubsüberraschung in Geisa in der Thüringischen Rhön
Wohin fahren wir mit dem Wohnmobil in diesem Jahr?
Die Nord- und Ostsee und der Alpenraum sind überlaufen.
Viele andere Regionen jetzt in Zeiten von Corona auch.
Wir entschieden uns für die Rhön "Das Land der offenen Fernen“.
Wem das Sauerland oder der Harz zu bewaldet, die Alpen zu schroff sind, ist hier gut aufgehoben.
Unsere Stellplätze in Hünfeld, Rasdorf, Geisa, Tann und Poppenhausen waren nicht überlaufen, aber sauber und preiswert.
Besonders gut gefiel es uns in Geisa, ein nettes Städtchen, tolle Touren, ein geräumiger grüner Stellplatz an der Ulster und als Überraschung Erinnerungen an unseren beliebten Gerther Nahversorger Deschauer.
Wir Gerther*Innen vermissen unseren Deschauer am Gerther Markt noch immer! Übrigens, die alten Ladenräume sind mal wieder leerstehend.
Die Marke DESCHAUER war in Bochum und Umgebung lange fest etabliert.
Nachfolgend schriftliche Auszüge aus der umfangreichen Sammlung und Ausstellung der ANNELIESE DESCHAUER Galerie in Geisa:
Im Juli 1957 flüchten Hubert und Werner Deschauer aus Geisa im Sperrgebiet der DDR von Ost- nach Westdeutschland. Eine Rückkehr war damals nicht vorgesehen oder vorstellbar. Der Vater ist im zweiten Weltkrieg gefallen. Ihre Mutter Elisabeth folgt 1958 ihnen nach Westdeutschland nach.
Werner und Hubert Deschauer wollen sich selbstständig machen und eröffnen 1958 von ihren Ersparnissen ihren ersten kleinen Laden in Bochum-Gerthe am Castroper Hellweg 475, direkt neben der damaligen BP-Tankstelle.
Die Deschauers steigen 1959 in das Markgeschäft ein und sind bis 1962 auf fünf verschiedenen Märkten mit einem Stand vertreten. Hubert Deschauer fährt mit einem Pritschenwagen von Haus zu Haus.
Im Jahr 1959 steigt Werners Freundin Anneliese Papst aus Dorndorf in der Rhön mit in das Geschäft ein und betreut fortan die Marktgeschäfte. Ein Jahr später heiraten Anneliese und Werner Deschauer.
Im Jahr 1961 eröffnet Anneliese Deschauer die erste Filiale unter dem Namen „Deschauer“ in Castrop-Rauxel. Sie übernehmen eine schon in Amerika erfolgreiche Geschäftsform, statt Einzelhandel das Discountgeschäft. Das war in Deutschland bis dahin noch unüblich.
In Bochum-Gerthe wird 1965 die Filiale am Gerther Markt, Gerther Straße 8-10, ambitioniert ausgebaut und hat bald 70 Mitarbeiter.
Ausgehend von der Gründung des Zigarren-Deschauers 1917 in Geisa kann man 1967 in Bochum das 50-jährige, 1992 sogar das 75-jährige Firmenjubiläum feiern.
Am 15. Oktober 1968 wird der erste Deschauer Verbrauchermarkt am Castroper Hellweg eröffnet, direkt neben der damaligen B1.
In den 1970er Jahren wächst das Unternehmen stetig. In fünf Jahren werden neun Deschauer-Märkte eröffnet. Sie feiern gemeinsam mit ihren Kunden in der Ruhrlandhalle Bochum mit bis zu 2.700 Zuschauern z.B. die Kür der „Familie des Jahres“. 1971 wird als Hauptpreis ein Opel-Kadett vergeben.
Im Jahr 1978 hat Werner Deschauer eine neue Idee: Der Wurst-König, später wird daraus das Wursthaus König.
Am 8. Dezember 1989 sind Hubert und Werner Deschauer hautnah beim Ereignis der Grenzöffnung dabei. Sie sind als Ehrengäste bei der offiziellen Grenzöffnung zwischen Motzlar in Thüringen und Günthers in Hessen eingeladen und können danach erstmals ihre Heimat wieder besuchen.Ihre Mutter Elisabeth konnte die Grenzöffnung und Wiedervereinigung nicht mehr erleben. Sie verstarb kurz vorher im selben Jahr.
Die Werner Deschauer Stiftung Geisa wird 1998 von Werner Deschauer ins Leben gerufen. Auf verschiedensten Ebenen unterstützt sie seitdem die Geisaer Bürger, ihre Vereine, ihre Initiativen und ihre Interessen. U.a. engagierten sie sich bei der Errichtung der Gedenkstätte Point Alpha, dem ehemaligen US-Beobachtungsposten an der damaligen Zonengrenze in unmittelbarer Nähe von Geisa.
Am 27. Mai 2018 wird die ANNELIESE DESCHAUER Galerie in Geisa eröffnet. Sie beherbergt Kunst- und Stadtgeschichte unter einem Dach.
Info Anneliese Deschauer Galerie
Auch in Bochum wurde 2001 für das Kloster Stiepel die Werner und Anneliese Deschauer Stiftung gegründet. Zahlreiche Ausbauten in und um das Kloster wurden von ihnen finanziert. So wurde das Denk- und Mahnmal eines Originalstückes der Berliner Mauer neben der Kirche errichtet. Unter dem Motto: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ wird so an die Überwindung der unseligen Teilung Deutschlands bleibend erinnert.
Frau Anneliese Deschauer verstarb am 27. Januar 2020 nach langer Krankheit.
Es sind aber nicht nur die Deschauers, die das Rhönstadtchen Geisa für Urlauber mit oder ohne Kinder so interessant macht. Der Wohnmobilstellplatz liegt ruhig, die Stadt ist schnell erreicht. In der Stadt und im Umkreis gibt es viele Unterkünfte, nette Restaurants und viele Ausflugsziele. Der Ulster-Radweg führt vorbei.
Infos Geisa
Info Wohnmobilstellplatz
Infos Unterkünfte
Abschließend Aufzeichnungen unserer Wanderungen rund um Geisa mit vielen Fotos:
Geisa und Point-Alpha – Grenzerfahrung
Übern Schlangenpfad und Kreuz der Geiserämter auf den Rockenstuhl
Rasdorfer Runde zur Wallfahrtskapelle Gehilfersberg
Also liebe Bochumer und Gerther, warum nicht mal zum Urlauben in die Rhön oder nach Geisa?
Autor:Klaus Gesk aus Bochum |
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