Eine uralte Tradition

Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust

Eine unerwartete Begegnung:
Das zünftige Reisen auch Walz genannt, ist eine uralte Tradition der Handwerker und reicht bis ins späte Mittelalter zurück. Die Reisedauer 2 Jahre und 6 Monate im längsten Fall 3 Jahre und einen Tag. Während dieser Zeit darf sich der Reisende seinen Heimatort in einem Umkreis von fünfzig Kilometer nicht nähern.
Rückblick:
Vor einigen Jahren traf ich einen Tischlergesellen der mir von seiner praxisnahen Lebensschule erzählte die jedem Gesellen Selbstvertrauen verschaffen soll.

Plötzlich stand er vor mir:
Mit dem Wanderbuch auf der Brust ,ein Büchlein mit den handwerklichen Einträgen und Stempel von Städten, in denen er schon war. Etwa 500 Wandergesellen gäbe es europaweit noch verriet mir der junge Reisende.
Auch das geschieht:
Das man mitunter von der Hand im Mund leben müsse wenn es wenig zu tun gebe. Aber in der Regel gebe es Unterkunft und Arbeit für ihn. Ich staunte nicht schlecht was ich alles zu hören bekam. Auf der Walz sein ich dachte das gebe es längst nicht mehr.
Die Kluft ist besonders:
Die Hose mit weitem Schlag hat exakt 65 cm - Weste und Jacke ein kragenloses Hemd ,Hut und Wanderstock vervollständigen das Outfit .

Beim Hut ist man flexibel. Schlapphut, Zylinder oder Koks (Melone) sind bezeichnend für seinen Träger. Der Ohrring mit Handwerkswappen im linken Ohr kennzeichnet den wandernden Lehrling.
Frei und ungebunden:
Die Burschen müssen unverheiratet sein, also ledig unter 30 und im Besitz des Gesellenbriefes. Ich hörte mir gerne die Erzählungen diesen jungen Menschen an und auch sein  Wandersprüchlein.
Vorgetragen in der  Hoffnung auf etwas Geld und eine Brotzeit. Gerne lud ich den Burschen ein um zu erfahren was er auf der Walz so alles erlebte. Wir plauderten  eine ganze Weile und ich war erstaunt mit wieviel Begeisterung der Tischlergeselle aus seinem Leben erzählte. Noch heute sehe ich die leuchtenden Augen eines ganz besonderen jungen Mannes.
Was er wohl heute macht?