Wo Bochum schon viel weiter als Seoul ist
Delegation aus Südkorea informiert sich bei der Diakonie Ruhr über moderne Konzepte in der Behindertenhilfe
In Bochum sind Menschen mit Behinderung im Alltag präsent. Sie leben als Nachbarn, kaufen ein, fahren Bus und Bahn. Ein Anblick, der in Südkoreas Hauptstadt Seoul nicht normal ist. Deshalb war jetzt eine asiatische Delegation bei der Diakonie Ruhr zu Gast, um zu erfahren, wie Inklusion und moderne Behindertenhilfe gelingen können.
Die Damen Lee Su Jin, Chung Eun Hae und Kim Mi Yong von der Seoul Welfare Foundation schauten sich im Wohnheim Wasserstraße und im modernen Appartementhaus Weitmar um, trafen Bewohner und Mieter und hatten viele Fragen an das Leitungsteam um Reinhard Jäger, Torsten Speer, Frank Zittlau und Prokurist Frank Schöpper.
Die Delegation wurde unterstützt von Herrn Hang-Seok Choi, der als Dolmetscher fungierte. Er lebt seit einigen Jahren in Bochum, studiert an der Ruhr-Universität Chemie und arbeitet ehrenamtlich im Seniorenzentrum Haus am Glockengarten. Hang-Seok Choi empfahl seinen Landsleuten den Besuch im Ruhrgebiet. „Das besondere in Deutschland im Gegensatz zu Südkorea ist, dass man Menschen mit Behinderung begegnen kann, dass sie im Alltag präsent sind“, meint er. „Und die Diakonie Ruhr ist in Bochum und darüber hinaus als Träger bekannt, der moderne und richtungsweisende Hilfen für Menschen mit Behinderung anbietet.“
Die Seoul Welfare Foundation ist eine Organisation, die den Aufbau von Unterstützungs- und Hilfesystemen in Seoul anschieben soll, um allen Bürgern der Stadt gleiche Lebenschancen und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Der Stadtrat von Seoul hat dafür kürzlich Mindeststandards definiert, die nun in Form von Hilfeleistungen für Menschen mit Behinderung projekthaft erprobt und umgesetzt werden sollen.
„Die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung ist in Südkorea schwierig“, sagt Lee Su Jin. „Es gibt noch sehr viele Vorurteile. Niemand möchte eigentlich gerne Kontakt mit diesen Menschen haben.“ Chung Eun Hae und Kim Mi Yong ergänzen: „Andererseits gibt es Selbsthilfe- und Angehörigengruppen, die öffentlich Gleichberechtigung fordern.“
Reinhard Jäger und Torsten Speer berichteten, dass die Ausgangssituation der Entwicklung des Wohnverbundes Weitmar eine ganz vergleichbare war. Mittlerweile leben aber über hundert Menschen mit Behinderung im Stadtteil in verschiedenen Wohnformen. „Die Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung sind so selbstverständlich geworden, dass niemand mehr auf diese Unterscheidung acht gibt“, meint Speer.
Besonders beeindruckend fand der Besuch aus Südkorea das Appartementhaus Weitmar. „Die technische Ausstattung und die Möglichkeit, dass auch Menschen mit mehrfacher Behinderung selbstbestimmt in einer eigenen Wohnung leben können, begeistert uns“, sagt Hang-Seok Choi.
Nach der für alle Beteiligten interessanten und informativen Begegnung verabschiedeten sich die Besucherinnen und luden die Gastgeber mit einem Augenzwinkern zu einem Gegenbesuch in Seoul ein.
Autor:Felix Ehlert aus Bochum |
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