„Wir wollen Inklusion selbstverständlicher machen“
Netzwerk berät Arbeitgeber, wie sie Menschen mit Behinderung beschäftigen können
Menschen mit Behinderung in Arbeit bringen und die Nachwuchssorgen von Industrie und Handel abmildern – das sind die Ziele des Netzwerks Arbeit und Inklusion Mittleres Ruhrgebiet. Die beiden Inklusionskoordinatoren Andreas Pauls und Hasan Oktay haben unter dem Dach des Ev. Verbunds Ruhr ihre Arbeit aufgenommen, hinter ihnen stehen als Projektpartner alle Behörden, Einrichtungen und Verbände, die in der Region die gleichen Ziele verfolgen.
Integrationsfachdienst Bochum/Herne, Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Arbeitsagentur Bochum/Herne, Jobcenter der Städte Bochum und Herne, Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet, Kreishandwerkerschaften für Bochum und Herne, Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, Fachstellen für Menschen mit Behinderung der Städte Bochum und Herne und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe sind nur einige davon. „Wir spüren vom ersten Tag an volle Unterstützung bei der Integration von Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt“, sagt Andreas Pauls. Das Netzwerk besteht schon seit drei Jahren, das Projekt seit Anfang 2017. Neu ist das, was Pauls und Oktay tun: den Fokus auf die Beratung von Arbeitgebern zu legen.
Im Arbeitsagentur-Bereich Bochum/Herne waren 2016 insgesamt 2198 schwerbehinderte Menschen arbeitssuchend gemeldet. Die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes ist an ihnen vorbeigegangen. Trotz sinkender Nachwuchszahlen in den Betrieben begannen nur 89 behinderte junge Menschen eine Ausbildung. „Wir beobachten auf Seiten der Arbeitgeber immer noch viele Hemmschwellen, sich mit der Einstellung von Menschen mit Behinderung zu befassen“, sagt Hasan Oktay. Das fängt bei der Zeit an, die eine Firma investieren muss, um erst einmal zu verstehen, was wie und wie lange gefördert wird und welche Rechte und Pflichten in diesem Arbeitsverhältnis bestehen.
Diesen Rechercheaufwand nimmt das Netzwerk Arbeit und Inklusion Unternehmen im Mittleren Ruhrgebiet künftig ab. Pauls und Oktay kommen vorbei und helfen, Einsatzmöglichkeiten für Menschen mit Handicap zu ermitteln. Eine Methode ist dabei das „Job Carving“. Dabei wird eine Stelle komplett auf einen Bewerber zugeschnitten und spezifische Tätigkeiten, die eigentlich zum Aufgabenprofil gehören, werden herausgenommen. „Das kann zum Beispiel Kundenkontakt sein oder bestimmte Sprachkenntnisse“, erklärt Oktay. „Die Kunst ist, Aufgaben zu filtern und versprengte Einzeltätigkeiten aufzuspüren, aus denen dann ein neues Stellenprofil wird.“
Neu im Netzwerk ist ebenfalls das erste Jobportal der Region, das explizit Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Behinderung verbindet. Über www.arbeit-inklusion-ruhr.de sollen Kontakte schneller und passender entstehen. Koordinator Pauls sagt: „Wir wollen Inklusion selbstverständlicher machen.“ Kontakt: 0234/64083-095.
Autor:Felix Ehlert aus Bochum |
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