Von ehrlichen Häuten und linken Bazillen – Mobbing im Internet
Sie lauerte im Hintergrund,
beobachtete ihr Opfer schon eine ganze Weile,
um im entscheidenden Moment verbal zuschlagen zu können.
Sie schlug immer dann zu,
wenn andere in der Nähe waren,
weil sie diese anderen brauchte.
Ihre Waffe war der Kommentar,
der gleichzeitig ihr Köder war und auch ihr Netz,
um diese anderen einzufangen und zu beeinflussen, so dass sie ihr im Kampf gegen das anvisierte Opfer Beistand leisteten,
das es offensichtlich von der Plattform zu vertreiben galt.
Denn dieses schien, so wirkte es zumindest äußerlich,
die eigene Vormachtstellung zu gefährden.
Die Ahnungslosen machten mit,
weil sie mangels Kenntnis einer Vorgeschichte die intrigante Masche nicht durchschauen konnten,
mit der sie abgefangen wurden, das Handeln eines Mobbers zu bestätigen,
der es gleichzeitig verstand, sich einzuschmeicheln.
Dabei legte sie die Netze aus, um das Klima zu vergiften,
das sie selber brauchte, um sich wohl zu fühlen.
Man befand sich jetzt im Februar zwar mitten in der Zeit der Narren.
Mit Karneval aber hatte das hier längst nichts mehr zu tun …
Anderthalb Jahre lang war auf Lokalkompass alles gut gewesen.
In Bochum startete die Plattform im Juni 2011.
Mit wachsender Begeisterung meldeten sich immer mehr Freizeitreporter an,
um aus den verschiedensten Bereichen des Lebens zu berichten,
jeder ganz nach seinen individuellen Fähigkeiten und seinen Interessengebieten.
Der Umgangston war freundlich,
es wurde eifrig kommentiert,
manchmal durchaus kontrovers,
aber immer interessant und von gegenseitigem Respekt geprägt.
Je nach Interessenlage bildeten sich Gruppenzugehörigkeiten aus und so manche virtuelle Freundschaft keimte, ohne dass man sich persönlich kennen musste.
Die Community war nett und für so manchen ein täglicher Bestandteil seines Lebens.
Mobbing im Internet?
Ein Thema, das hier sehr weit weg schien.
Auf Lokalkompass undenkbar, bei all den vielen netten Leuten – dachte man …
Mit dem Jahreswechsel aber begann sich dieses Thema einzuschleichen. Erst unbemerkt, später dann aber zunehmend deutlicher, indem es nicht mehr um den Beitragsinhalt ging. Der Verfasser selber wurde durch persönliche Kommentierung öffentlich zur Diskussion gestellt.
Anhand des jeweiligen Inhalts von Erzählungen wurden ihm persönliche Schwächen angeheftet und untereinander über ihn diskutiert.
Lokalkompass aber war eine Nachrichtenplattform mit einem entsprechenden Verhaltenskodex. Der Verfasser griff deshalb schließlich selber kommentierend ein und setzte Grenzen. Das ist sein gutes Recht, wenn die Kommentierung am Beitragsthema vorbeigeht, für ihn empfindlich aus dem Ruder läuft und er sich selber zusehends Beleidigungen ausgesetzt sieht.
Respektiert wurden diese Grenzen nicht.
Man bügelte über sie hinweg und begann, den Verfasser vorzuführen. Um den Inhalt seines Beitrags ging es dabei längst schon nicht mehr.
Die Stärke zur Verdeutlichung eigener Grenzen und der Grenzziehung hinsichtlich des Handelns anderer gegen ihn
wurde dem Verhalten von Mimosen gleichgesetzt, ohne nach einer Berechtigung seines Vorgehens und seiner Kritik zu fragen.
Unkritisch wurde das Verhalten des Agierenden unterstützt, der es geschickt verstand, andere kommentierende BR mit schmeichelnden Worten auf seine Seite zu ziehen. Den ahnungslosen Mitläufern konnte man an dieser Stelle nicht einmal böse sein, hatten sie doch die schädliche Wirkung dieses Vorgehens offenbar bislang noch nicht verinnerlicht.
Den Höhepunkt brachte dann ein Kommentar, in dem der mobbende BR eine ihm zur Grenzziehung bewusst persönlich zugestellte Nachricht in den öffentlichen Blickpunkt stellte, in dem sie - wie der Name sagt - eindeutig nichts zu suchen hatte.
Kommentiert wird öffentlich, die PN dient dem verschwiegenen Austausch jenseits jeglicher öffentlichen Diskussion.
Mit diesem Handeln wurden die Grenzen des guten Geschmacks mehr als erträglich überschritten. Mittlerweile war der Betreffende dabei, hinsichtlich des Inhalts inzwischen gelöschter, jedoch gesicherter Kommentare Unwahrheiten zu veröffentlichen und sich von mitfühlenden Kommentatoren streicheln zu lassen.
Zu diesem Zeitpunkt begann man sich nicht ohne Grund zu fragen, an welcher Stelle Mobbing wirklich Mobbing ist.
Vergleicht man den manchmal unsensiblen und wenig objektiven Umgang untereinander auf einer relativ kleinen Plattform mit der Gesellschaft im Allgemeinen, so kann durchaus deutlich werden, dass z. B. einem Bündnis gegen Depression angesichts wachsender Fälle von Burn-out und Depression noch eine Menge Aufklärungsarbeit bezüglich Ursache und Wirkung bevorsteht.
Wer die Meinung hat, wenn Kommentare unter Beiträgen doch extra zugelassen seien, dann dürfe man auch kommentieren, wie es passt, der darf sich rühmen, aktiv zur Entstehung und Aufrechterhaltung leidvoller psychischer Erkrankungen beizutragen.
Die Ansicht, wer mit Kommentierungen nicht umgehen könne und einknickt, sei halt einfach nicht stabil genug und solle seine Texte der Öffentlichkeit nicht zugänglich machen, wirkt insofern absolut verfehlt, als das Einstellen von Beiträgen keinen Freibrief für persönliche Herabwürdigungen darstellt. Ein Beitrag ist kein Fußabtreter.
Wer eine solche Haltung öffentlich vertritt,
wer deutlich ausgesprochene Stoppsignale ignoriert,
wer immer wieder Grenzen überschreitet und den Bürgerjournalisten selbst zur Diskussion stellt,
statt sensibel hinzuhören und den Inhalt eines Textbeitrags sachlich konstruktiv zu kommentieren,
der hat den Verhaltenskodex, der deutlich vorgibt, was zu unterlassen ist, mit Sicherheit nicht sorgfältig gelesen.
Das Niveau des Lokalkompass war bis zum Jahreswechsel ein wohltuend gutes, das sich sowohl durch Fachbeiträge, als auch durch Hobby-Literatur und einen respektvollen Umgang miteinander ausgezeichnet hat. Es sollte möglich sein, dorthin zurückzukehren, wenn sich jeder nur ein kleines Stück zurücknimmt.
Menschen reagieren ausgesprochen unterschiedlich und sensibel, weshalb Rücksichtnahme auf die Schwächen und Verletzlichkeiten anderer mehr als wichtig ist. Dies sei auch aus der Sicht des Bündnis gegen Depression gesagt.
Suizide als Folge von Internet-Mobbing hat es in der Vergangenheit bereits gegeben. Das muss ja hier nicht noch erst Thema werden.
Es bleibt deshalb zu hoffen, dass man sich an diesen Beitrag hier erinnert, der eine frühzeitige Mahnung sein soll, sich auf einen zwischenmenschlich korrekten Umgang miteinander zu besinnen und den anderen mit seinen Stärken und Schwächen gleichberechtigt anzunehmen.
Insofern ist der Beitrag präventiv zu sehen und nicht als Stänkerei gedacht. Lokalkompass soll andere informieren und vor allem Freude machen. Und zwar allen gleichermaßen.
Autor:Sabine Schemmann aus Bochum |
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