Martins-Gänse, Galle Gerda und Gustav der Genießer
Und was sagt die Galle oder Wenn die Galle überläuft
Die Festtage wagen sich allmählich heran und Sankt Martin macht schon mal den Anfang. Und was machen wir - wir machen uns über die arme Gans her und entschuldigen das Gemäst oder die Völlerei damit, dass es ja nur eine Martins-Gans ist. Die arme Gans und ihr Hof-Staat – aber Hauptsache man wird satt.
Aber – man sollte auch nicht vergessen, dass man eine Galle hat, und die hat es manchmal satt ständig überfordert zu werden.
Horchen wir doch nur mal rein, was sie, „Galle Gisela“ nach so einer Schlacht am heißen Gänsebraten-Buffett zu sagen hat und wie es dazu kam:
Am Abend nach dem Fest-Mahl mit Freunden, Gustav hatte wieder mal beim Gänsebraten über die Stränge geschlagen, setzte er sich direkt in Bewegung und fuhr nach Hause, wo es ihm zunehmend schlecht und schlechter ging. Um dem festsitzenden Ructus, sprachgebräuchlich Rülpser, das Austreten aus dem oberen Verdauungstrakt zu erleichtern, nahm er einen Schnaps ein. Die Dosierung entsprach ungefähr viel mehr als 20 Tropfen – oder zwei Zentiliter.
Gerda, der Galle, wurde dies zu bunt und klopfte an den Rand des Gallengangs.
„Gustav – Hallo – ich bin´s, deine Galle, Gerda“, meldete sie sich leicht überschäumend. Gustav, der auf dem Sofa lag und sich auch anderweitig Luft machte, schaute sich verwirrt um. „Hä, wer ist da? Soviel habe ich doch gar nicht getrunken.“
„Ja, du hast es richtig vernommen. Ich bin es, deine Galle, Gerda. Weißt du was, Gustav, ich kann nicht mehr .. seit Jahren schufte ich hier ohne Pause, reinige, verdaure und filtere deine Fett-Orgien, die du Tag für Tag und Jahr für Jahr durchziehst, ohne auch nur im geringsten an Konsequenzen zu denken - aber das hier, lieber Gustav ist zu viel. Und was zu viel ist, ist zu viel. Ich habe es so was von satt, dass du mich ständig überforderst. So und damit du es weißt, ich habe kaum noch Kapazität und mein Gallengang könnte echt Urlaub gebrauchen. Aber danach fragst du ja nicht, während du auf der faulen Haut auf dem Sofa liegst und immer mehr wiegst. Schau dir doch mal dein Sofa an, das kann auch nicht mehr. Und ich auch nicht. Punkt."
Gustav war echt baff – er hatte sich nie ernsthaft Gedanken über seine Gerda gemacht.
„Gerda, das kannst du doch nicht antun, was würde ich ohne dich machen?“
„Nun gut, so bitter-böse bin ich ja nun auch nicht. Pass auf. Es gibt so tolle Sachen die du futtern kannst und mir damit eine Pause gönnen. Iss öfter Salat und trinke mal eine Woche keinen Alkohol. Auch nicht als Medizin, da ist nämlich keine drin. Und wenn du das jetzt durchziehst, damit ich endlich Urlaub machen kann, dann helfe ich dir später auch gerne bei deinen geliebten Pommes mit Mayo, okay?!“
„Ja gut – ich verstehe ja, dass du nicht immer in Action sein willst und kannst und auch mal eine Runde Leerlauf brauchst“.
„Ich nehme dich beim Wort, Gustav, ansonsten verdreifache ich meine Gallensäureproduktion .. wirst schon sehen – und merken, wenn dir speiübel wird“.
Und so kam es, dass Gustav öfter an die frische Luft ging, nur wenig Kaffee und gar keinen Alkohol mehr trank und mit Gerda nicht mehr auf Kriegsfuß stand.
Autor:Hildegard Grygierek aus Bochum |
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