Radeln für mehr Akzeptanz depressiv erkrankter Menschen - Mood-Tour kommt nach Bochum

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Depression braucht personifizierte Gesichter und Depression braucht Aktivität - sowohl die aktive körperliche Betätigung des Erkrankten in Form der Selbsthilfe, als auch den aktiven Einsatz engagierter Menschen für mehr Akzeptanz und öffentliche Wahrnehmung einer leidvollen und noch immer viel zu oft auch tödlichen Erkrankung.

Unter der Schirmherrschaft der Deutschen DepressionsLiga und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe machte sich unter der Bezeichnung „Mood-Tour“ (mood = engl.: Laune, Stimmung) am 16. Juni 2012 eine Gruppe Radfahrer unter der Leitung des Bremer Fotografen Sebastian Burger (siehe unten) von Freiburg aus auf einen 4.500 km langen und drei Monate währenden Weg kreuz und quer durch Deutschland, um die Krankheit aus der Tabuzone zu befreien und aktiv zur Entstigmatisierung depressiv erkrankter Menschen beizutragen.

In mehreren Schleifen, aufgeteilt in sieben Etappen a 9-14 Tage, wurden bereits neben vielen kleineren Städten u.a. die Städte Saarbrücken, Mainz, Stuttgart, Ulm, München, Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Lübeck, Rostock, Greifswald und Bremen angefahren. In dieser Woche wird die Mood Tour von Münster kommend das Ruhrgebiet durchqueren und über Siegen, Marburg, Hannover und Braunschweig nach Berlin weiterfahren, wo die Aktion am 15.09.12 beendet sein wird.

An 31 Tagen sind in den jeweiligen Städten unter Beteiligung der regionalen Bündnisse gegen Depression, der ADFC-Fahrradclubs und weiterer engagierter Institutionen Infostand-Aktionen und Mitfahraktionen geplant, um die Tour sowohl aktiv zu begleiten, als auch ideell zu unterstützen.

Die Grundidee dieser Etappen-Tour liegt im Symbolcharakter der Teamarbeit: durch die Nutzung dreier Tandems ermöglichen pro Etappe vier Personen zwei bis vier aktuell an Depression erkrankten Menschen, im aktiven Kampf gegen die Erkrankung die kurz- und langfristige Wohlfahrtswirkung sportlicher Betätigung in der Natur über viele Kilometer sprichwörtlich zu „erfahren“ und eine Bestätigung ihrer Fähigkeiten zu erleben.
Das Tandemfahren verdeutlicht dabei, dass Erkrankte in ihrem Leben Halt und Unterstützung brauchen und mit verständigem Beistand in der Lage sind, kleine und große Dinge zu erreichen, vor allem aber wieder aktiv am Leben teilzunehmen.

Die Tages-Etappen betragen durchschnittlich 55 km, wobei die individuelle Leistungsfähigkeit der Mitfahrenden Berücksichtigung findet. Übernachtet wird in Zelten auf Privatgrundstücken, eine komplette Campingausstattung ist vorhanden und wird mitgeführt.

Am kommenden Mittwoch, 29.08.12 wird die Truppe auf ihrer 6.Etappe von Recklinghausen kommend gegen 17.00 Uhr im Park an der Jahrhunderthalle erwartet. Das Bochumer Bündnis gegen Depression wird auf der Grünfläche zwischen Treppenanlage Alleestraße und angrenzendem Spielplatz mit einem Infostand vertreten sein und die Fahrer mit Getränken, Obst und Backwaren in Empfang nehmen.

Am Donnerstagmorgen, 30.08. wird sich die Mood-Tour vor dem Bochumer Rathaus versammeln und mit Begleitung des ADFC gegen 9.30 Uhr über die Erzbahntrasse den 13 km langen Weg nach Gelsenkirchen antreten. Die Ankunft am Heinrich König Platz ist auf 12.30 Uhr terminiert. Nach der Begrüßung und einer Mittagspause wird es von dort nach Essen weitergehen, wo die Fahrer gegen 15.30 Uhr erwartet werden.

Der Kampf um Anerkennung braucht Gleichgesinnte und privates Engagement. Wer die Gruppe als engagierter Bürger, als Betroffener oder Angehöriger, als Bürgermeister oder Landtagsabgeordneter, als Experte, Student oder Vertreter von Institutionen ein Stück begleiten möchte, kann sich spontan anschließen, um mitzufahren. Bis nach Gelsenkirchen, nach Essen oder auch nur ein paar Kilometer auf der Erzbahntrasse.

So wie jeder Einzelne, ob krank oder gesund, in der Gesellschaft zählt, zählt auch die Gesinnung im gemeinsamen Kampf gegen die belastende Erkrankung und vor allem um die gesellschaftliche Akzeptanz der Depression.
Zeigen auch Sie, dass Erkrankte nicht alleine sind. Besuchen Sie den Stand im Westpark oder vor dem Rathaus, seien Sie präsent, begleiten Sie die Fahrer aktiv mit, indem sie ihr Fahrrad nehmen und machen Sie vor allem deutlich, dass Ihnen depressiv erkrankte Menschen nicht gleichgültig sind.

Es kann schließlich niemand sicher sein, nicht eines Tages selbst zu den Betroffenen zu zählen.

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Der Bremer Fotograf Sebastian Burger hat bereits mehrfach Tandem-Touren durchgeführt. Er fuhr bereits mit Blinden nach Singapur und mit Gehörlosen durch Südamerika. Mit seinen Fotografien macht er auf sozialkritische Themen aufmerksam. Dass er in diesem Jahr mit depressiven Menschen quer durch Deutschland fährt, liegt an der eigenen Erfahrung mit einem Winterblues und der Erkenntnis, dass er diese Befindlichkeitsstörung, die noch keine Depression darstellt, durch Sport und Naturerfahrung bewältigen konnte.
Mit dem Wissen um diese Wohlfahrtwirkung liegt seine Intention darin, erkrankten Menschen durch Unterstützung das Gefühl zu geben, dass unüberwindbar scheinende Herausforderungen doch bewältigt werden können und dadurch wieder Vertrauen und Zuversicht in die eigenen Stärken und Fähigkeiten wachsen können. Für depressiv erkrankte Menschen liegt schließlich die erste Herausforderung schon darin, sich überhaupt noch etwas zuzutrauen.
Von deutschlandweit vier Millionen Betroffenen werden sich auf diesen sieben Etappen 27 depressiv erkrankte Menschen – angemeldet für das Tandem – zusammen mit Sebastian Burger und weiteren Begleitern auf den Weg zu einer neuen Lebenserfahrung machen.

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Vor dem Hintergrund des Anreizes zur Selbsthilfe durch „In-Aktion-kommen“ und Sport ist die AOK Hauptförderer der Mood-Tour.
Weitere wichtige Unterstützer sind u.a. die die Robert-Enke-Stiftung als zweitwichtigster finanzieller Förderer, die Stiftung zur Förderung des Gesundheitswesens des Gesundheitszentrums Bad Laer, die Deutsche Rentenversicherung, die Willy Robert Pitzer Stiftung, die Deutsche DepressionsLiga e.V und die Stiftung Deutsche Depressionshilfe als „Schirmdamen“ der Aktion, und die regionalen Bündnisse gegen Depression, die im Bereich der lokalen Information um Mitfahraktionen werben.
Begleitet werden die Etappen3-6 durch je zwei Studenten der Deutschen Sporthochschule Köln, die ihre Bachelor- und Masterarbeiten im Bereich Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention schreiben und zu diesem Zweck anonym Daten im Sinne der Depressionsforschung erheben möchten.
Auch verschiedene Kreisverbände des ADFC werden die Mitfahr-Aktionen begleiten
http://mood-tour.de/unterstuetzer.html .

Als „maximale Entspannung für Körper und Seele“ bezeichnet Rudolf Scharping, Präsident des „Bund Deutscher Radfahrer“ das Radfahren. Für den radsportlichen Bereich der Mood-Tour habe er die Schirmherrschaft übernommen, da er die die Unterstützung depressionserfahrener Menschen durch Sport als sinnvoll erachte.

http://mood-tour.de .

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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