Erster Corona-Fall in Bochum:
Kein Grund zur Panik

Nach wie vor das Mittel der Wahl im Kampf gegen den Erreger: Häufiges und gründliches Händewaschen.
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Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit: Am Mittwoch wurde der erste bestätigte Fall eines Corona-Infizierten in Bochum bekannt - im Krisen-Modus ist die Stadt jedoch schon länger. Es kommt zu Hamsterkäufen in den Supermärkten und Absagen von Veranstaltungen. Experten warnen jedoch vor Panikmache und rufen die Menschen dazu auf, nicht in Hysterie zu verfallen. Sie setzen stattdessen auf Aufklärung.Wir haben uns umgehört.

Einen verstärkten Beratungsbedarf ihrer Kunden hat Kreisvertrauensapothekerin Inka Krude festgestellt: "Wir versuchen im Gespräch, die Diskussion zu versachlichen", so die Inhaberin der "Alten Apotheke 1691" in der Innenstadt. Mundschutz und Desinfektionsmittel seien stark gefragt: "Und wir erklären dann den Menschen, dass es nichts bringt, in der Stadt mit Mundschutz unterwegs zu sein, um sich vor einer Ansteckung zu schützen." Viel wichtiger, so macht Inka Krude deutlich, sei es, Hygiene-Empfehlungen zu beachten: "Man kann es gar nicht oft genug sagen: Händewaschen, Händewaschen, Händewaschen. Und eine Husten- und Nies-Etikette pflegen." Ein Mundschutz sei nur dann sinnvoll, wenn es im engen Umfeld einen Erkrankten gibt: "Etwa, wenn jemand aufgrund seiner Infektion in häuslicher Quarantäne ist - um dann nicht seinen Partner anzustecken." Auch für immungeschwächte Menschen in Krankenhäusern sei eine Schutzmaske nötig. Zwar erhalte sie regelmäßig Nachlieferungen, doch versuche sie, diese für eben jenen Personenkreis zurückzuhalten.
Darüber hinaus rät sie Patienten, die dauerhaft auf Medikamente angewiesen sind, nicht erst bis zur letzten Tablette zu warten, um sich Nachschub in der Apotheke zu besorgen: "Das hat aber nichts mit dem Corona-Virus zu tun, sondern damit, dass wir bei bestimmten Medikamenten ohnehin seit längerem unter Lieferschwierigkeiten leiden."
Dass Desinfektionsmittel derzeit stark nachgefragt sind - dieses leidvolle Erfahrung musste auch das Katholische Klinikum Bochum machen, zu dem unter anderem das St. Josef-Hospital und das St. Elisabeth-Hospital in Bochum sowie das Marien-Hospital und das Martin-Luther-Krankenhaus in Wattenscheid zählen: Schutzmaterialien und vor allem Desinfektionsmittel wurden entwendet. Die Konsequenz: Desinfektionsmittelspender auf Fluren und in Wartebereichen wurden schon in den letzten Tagen reduziert und auf zentrale Bereiche konzentriert. So findet man sie nach wie vor im Eingangsbereich. "Für Besucher ist aber das Händewaschen mit Wasser und Seife vollkommen ausreichend", macht Kliniksprecher Jürgen Frech deutlich. Weil Schutzkleidung in einem Krankenhaus nicht nur für Corona-Patienten, sondern auch für Patienten mit anderen Krankheiten gebraucht werde, soll nun auch der Umgang damit reglementiert werden. Das Klinikum appelliert daher an Besucher, Besuche - vor allem bei infektiösen Patienten - zu beschränken und etwa auf Telefonate auszuweichen. "Wir müssen bestmöglich verhindern, dass Infektionen in diesen Tagen ins Haus hinein getragen werden", so Frech.
Wer dieser Tage versucht, Desinfektionsmittel im Handel zu bekommen, steht vor leeren Regalen. Ansonsten aber hat sich die Versorgungslage inzwischen wieder normalisiert: "Aber das war zwischendurch schon abenteuerlich", gibt Daniel Driller, Inhaber eines Edeka-Marktes an der Castroper Straße, zu. "Dass es zu solchen Hamsterkäufen kommen würde, hatten wir nicht auf dem Schirm - und die ganze Edeka auch nicht." Toilettenpapier, Nudeln, Konserven, Mehl, Zucker und H-Milch seien zu Wochenbeginn am Montag leergefegt gewesen, Nachschub aus dem Lager war nicht zu bekommen. "Wir haben uns Samstagabend ans Telefon gehängt und haben händeringend versucht, noch Ware zu bekommen - da ernteten wir nur Lacher." Kopfschüttelnd hätten viele Kunden vor den leeren Regalen gestanden, teilweise auch ihren Unmut deutlich gemacht: "Da war etwa ein Kunde, der sich beschwerte, weil er schon im dritten Laden war und es nirgendwo mehr Toilettenpapier gab." Obwohl er sich als Geschäftsmann natürlich über die gestiegenen Umsätze freuen könnte ("Es war wie in der Woche vor Weihnachten oder Ostern - nur, dass leider niemand drauf vorbereitet war."), appelliert er dennoch an Verbraucher, Ruhe zu bewahren: "Es wird bei uns niemand verhungern." Und die Lieferketten, die funktionierten inzwischen auch wieder.
Auch Reinhard Mokanski, Inhaber von drei Rewe-Märkten in Wattenscheid, berichtet, dass es schon in der letzten Woche ein verändertes Kaufverhalten gegeben habe. "Es normalisiert sich allmählich wieder", so Mokanski. Nudeln, Konserven und Mehl seien besonders stark nachgefragt worden, Versorgungsengpässe habe es aber nicht gegeben. "Zu spüren ist allerdings eine Verunsicherung bei den Mitarbeitern", erklärte Mokanski.
Abgesagt wurden in dieser Woche erste Veranstaltungen - etwa das für dieses Wochenende geplante Hallensportfest der Grundschulen des Bochumer Südens, der Gesundheits- und Rollatorentag in Weitmar, die Gesundheitsmesse im RuhrCongress oder die erste Gesundheitsmesse im Harpener Amtshaus am kommenden Wochenende. Stattfinden wird aber - in Absprache mit der Bochumer Veranstaltungs GmbH, an diesem Wochenende die Weinmesse Rheinland-Pfalz in der Jahrhunderthalle.
Im Bochumer Rathaus gibt es derzeit keine Einschränkungen im Publikumsverkehr: "Wir weisen verstärkt auf die Hygiene-Regeln hin, achten darauf, dass die Seifenspender immer befüllt sind und verzichten aufs Händeschütteln", so Stadtsprecher Thomas Sprenger. "Aktuell sind keine weiteren Maßnahmen nötig - aber das kann sich jederzeit ändern, wenn sich die aktuelle Lage ändert." Aber auch im Bochumer Rathaus sind vereinzelt bereits Behälter mit Desinfektionsmitteln gestohlen worden.
Unbeeinträchtigt vom Corona-Virus läuft auch der Betrieb im Wattenscheider Rathaus. "Bei uns gibt es keine Beeinträchtigungen und auch keine besonderen Maßnahmen", erklärte Bezirksverwaltungsstellenleiter Karl-Heinz Kayhs auf Stadtspiegel-Anfrage.

  • Hotline: Unter der Rufnummer: 0234/910 - 55 55 hat die Stadt Bochum eine Hotline für Bürger zum Corona-Virus eingerichtet. Täglich von 8 bis 16 Uhr, auch am Wochenende, beantworten geschulte Expertinnen und Experten alle Fragen zu Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensregeln.
Nach wie vor das Mittel der Wahl im Kampf gegen den Erreger: Häufiges und gründliches Händewaschen.
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3-D-Simulation des Coronavirus 2 (SARS-CoV-2). | Foto: Centers for Disease Control and Prevention’s Public Health Image Library (PHIL)
Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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