Katholisches Klinikum Bochum appelliert an Verantwortung jedes Einzelnen
"Jetzt ist die letzte Chance, etwas zu tun"
"Jetzt ist noch die Zeit, dass jeder Einzelne etwas tun kann. Und jeder Einzelne hat diese Verantwortung und ist in der Pflicht, etwas zu tun." Es sind drastische Worte, die Prof. Christoph Hanefeld, Medizinischer Geschäftsführer des Katholischen Klinikums, angesichts der rasanten Entwicklung der Corona-Welle, auch in Bochum, findet. "Jetzt ist die letze Gelegenheit, noch etwas zu tun."
Denn angesichts der Corona-Krise, die die größte Herausforderung in Friedenszeiten sei, die es je gegeben habe, komme es nun in den nächs-ten Wochen darauf an, die Kurve der Neuinfizierten zu verschieben und abzuschwächen. Es sei nötig, so Hanefeld, der Bevölkerung klar zu machen, dass "wir sonst eine exponentielle Entwicklung haben werden, die unser Gesundheitssystem überfordert."
An Sonntag sei ihm deutlich geworden, wie notwendig es sei, sich mit diesem Appell an die Öffentlichkeit zu wenden: "Ich war bei dem schönen Wetter mit meiner engsten Familie spazieren, und was ich da gesehen habe, hat mich geschockt: Die Cafés waren voll besetzt. Offenbar hat noch längst nicht jeder den Ernst der Lage erkannt."
Soziale Isolierung: der einzige Weg
Dabei sei die Schließung von Bars, Kneipen und Kutureinrichtungen zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber das alleine reiche nicht: "'Soziale Isolierung' - dieses Wort klingt nicht schön, aber es ist die einzige Möglichkeit, eine Entwicklung zu verhindern, die die Krankenhaus-Kapazitäten übersteigt."
Denn der überwiegende Teil der Infizierten sei entweder symptomlos oder zeige noch keine Symptome - und sei zugleich infektiös. "In der Familie bleiben, Abstandsregeln einhalten - nur das hilft." Allein bei einem Treffen mit noch so guten Freunden dagegen kommen verschiedene soziale Milieus zusammen. Das Virus, macht Hanefeld deutlich, sei vor allem für ältere Menschen gefährlich, während junge, gesunde Menschen eine Erkrankung in den allermeisten Fällen gut wegstecken könnten. "Aber schon mit 50 fängt die Problematik an." Für Über-60-Jährige mit Vorerkrankungen werde es dann richtig gefährlich. Eine Verschiebung und Verzögerung der Infektionswelle sei entscheidend für den Schutz der älteren Bevölkerung.
Währenddessen bereiten sich die Bochumer Krankenhäuser gemeinsam mit dem Gesundheitsamt auf das Szenario vor, das kommt. Die erste gemeinsame Krisensitzung habe am 30. Januar stattgefunden und inzwischen sei der Pandemie-Plan aktiviert und Krisenstäbe kommen im Wochentakt zusammen.
"Aktuell haben wir auf unserer Intensivstation einen Corona-Patienten in Behandlung", berichtet Hanefeld. Jetzt gehe es darum, in Kooperation mit allen Bochumer Krankenhäusern, die Kapazität auf den Intensivstationen zu erhöhen. Aktuell verfügt das katholische Klinikum an drei Standorten über 54 Intensivbetten und 31 Beatmungsplätze. Zwar würden planbare Operationen verschoben, aber: "Der überwiegende Teil der Patienten, die in Deutschland auf Intensivstationen behandelt werden muss, liegt dort nicht wegen planbaren Operationen. Es sind Menschen nach einer Herz-Operation oder Tumor-Patienten. Mal eben Intensiv-Betten frei zu machen, das geht nicht so einfach."
Neue Intensiv-Station in Vorbereitung
Deshalb arbeite man nun mit Hochdruck daran, im Katholischen Klinikum temporär eine zusätzliche Intensivstation aufzubauen. "Wir sind optimistisch, dass uns das auch gelingen wird." Zumal jetzt auch die Politik Zusagen, etwa zur Beschaffung von medizinischem Gerät, gemacht habe. Eine viel größere Aufgabe dagegen sei es, das notwendige Personal dafür zu bekommen. "Wir arbeiten derzeit an einer innovativen Personalplanung." Medizinstudenten spielen dabei genauso eine Rolle wie Ärzte, die eigentlich schon im Ruhestand sind. Diese Vorbereitungen laufen gemeinsam mit dem Bochumer Gesundheitsamt und den anderen Kliniken: "Doch währenddessen gilt es für die Bochumer, nicht nur darauf zu gucken, was die anderen tun, sondern selbst etwas dazu beizutragen, die Krise zu entschärfen." Wichtigste Regel: "Abstand halten!"
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
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